Bisher wurde dem Forst-, Holz- und Papiersektor (FHP-Sektor) keine besondere gesamtwirtschaftliche Bedeutung beigemessen. Demgegenüber haben jüngere Erkenntnisse über den europäischen und bundesdeutschen FHP-Sektor gezeigt, dass er vor allem für ländliche Räume wichtig ist. Deshalb ist es das Ziel der vorliegenden Studie, über die wirtschaftliche Bedeutung des rheinland-pfälzischen FHP-Sektors im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang Aufschluss zu geben. Zu diesem Zweck wurden die Wirtschaftsbereiche des rheinland-pfälzischen FHP-Sektors anhand der Umsatzsteuerstatistik des Jahres 2002 nach Unternehmen, Umsätzen und Beschäftigten charakterisiert. Die entsprechenden Kennwerte der Forstunternehmen wurden mit Hilfe eigener Erkenntnisse ergänzt. Die Untersuchung hat gezeigt, dass 2002 im rheinland-pfälzischen FHP-Sektor über 50.000 Menschen in nahezu 8.500 Unternehmen beschäftigt waren. Ca. 20 Menschen fanden bei der Verarbeitung von je 1.000 m3 Rohholz einen Arbeitsplatz im Land. Insgesamt erwirtschafteten die FHP-Beschäftigten mit der Verarbeitung von ca. 2,5 Mio. m3 Rohholz einen Umsatz in Höhe von ca. 8.300 Mio. €. Dies entspricht 3% der rheinland-pfälzischen Beschäftigungsmöglichkeiten und 5,5% des Bruttoproduktionswertes im Land. Darüber hinaus hat der untersuchte Sektor in Rheinland-Pfalz mit über 3.3000,-- € je m3 Rohholz um ca. den Faktor 1,5 mehr als im europäischen Durchschnitt und um den Faktor 10 mehr als in Schweden umgesetzt. Das Holz verarbeitende Gewerbe (Holz-, Papier-, Druck- und Verlagsgewerbe sowie Möbelbau) erwirtschaftete 2002 11,6% des Bruttoproduktionswertes des gesamten verarbeitenden Gewerbes in Rheinland-Pfalz. Einziger signifikant größerer Wirtschaftszweig im verarbeitenden Gewerbe ist die Herstellung von chemischen Erzeugnissen (32%). Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wurden anhand der Vorleistungsbeziehungen zwischen den Bereichen des FHP-Sektors die Wertschöpfung der Holz- und der Papierkette in Rheinland-Pfalz untersucht. Die Holzkette führt vom Rohholz über das Holzgewerbe zum Baugewerbe bzw. zum Möbelbau. Die Papierkette reicht vom Rohholz über die Herstellung von Holz- und Zellstoff, Papier, Pappe und Karton einerseits bis zur Herstellung von Papierwaren und andererseits bis zum Druck- und Verlagsgewerbe. Die Bruttowertschöpfung der beiden Wertschöpfungsketten lag 2002 bei ca. 3.200 Mio. €. Dies entsprach nahezu 4% der gesamten rheinland-pfälzischen Wertschöpfung. Auch wenn der FHP-Sektor derzeit lediglich etwa 20% Holz aus dem Land für seine Wertschöpfung bezieht, so könnte die rheinland-pfälzische Forstwirtschaft ihn dennoch mit ihrem Einschlag in Höhe von ca. 2,8 Mio. Efmo.R. (2002) rein rechnerisch vollständig mit Rohholz versorgen. Darüber hinaus boten die rheinland-pfälzischen Wälder 2002 genug Rohstoffreserven, um ein Wachstum des Sektors von bis zu 60% nachhaltig zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist es den Forstbetrieben seither bereits gelungen, die Holzproduktion um über 50% zu steigern. Holz aus dem Land hätte selbst beim Einschlagsniveau 2002 eine Bruttowertschöpfung von knapp über 3.200 Mio. € ermöglichen können. Dies stimmt mit der Wertschöpfung des rheinland-pfälzischen FHP-Sektors im selben Zeitraum überein. Offensichtlich führte der wirtschaftliche Austausch von Roh- und Halbwaren über die Landesgrenzen hinweg nicht zu wirtschaftlichen Verlusten, sondern diente eher der Optimierung wirtschaftlicher Abläufe. Um den FHP-Sektor gesamtwirtschaftlich einzuordnen, wurde die sektorale volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des statistischen Landesamtes für das Holzgewerbe, das Papiergewerbe, das Verlags- und Druckgewerbe sowie für die Herstellung von Möbeln und anderen Erzeugnissen ausgewertet. Die sektorale volkswirtschaftliche Gesamtrechnung wurde um eine eigene forstwirtschaftliche Gesamtrechnung für Rheinland-Pfalz ergänzt. Für alle Bereiche wurden der Bruttoproduktionswert, die Vorleistungen, die Bruttowertschöpfung, die Arbeitsentgelte sowie die Zahlen der Arbeitnehmer bzw. Erwerbstätigen hergeleitet. Den Ergebnissen zufolge schlug die rheinland-pfälzische Forstwirtschaft 2002 wie im Bundesdurchschnitt lediglich ca. 60% des nutzbaren Zuwachses ein. Sie erwirtschaftete 2002 bei einem Aufkommen von 30% Vorleistungen einen Bruttoproduktionswert von über 225 Mio. €, so dass sich eine Bruttowertschöpfung von fast 160 Mio. € ergab. Davon bezahlte sie ihre über 4.500 Arbeitnehmer mit Arbeitsentgelten in Höhe von insgesamt 122,2 Mio. €. Gegenüber den anderen Bereichen stellt die Forstwirtschaft den kleinsten Teil des FHP-Sektors in der sektoralen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dar. Der gesamte FHP-Sektor erarbeitete 2002 in Rheinland-Pfalz einen Bruttoproduktionswert von fast 6.500 Mio. € und erzielte eine Wertschöpfung von nahezu 2.400 Mio. €. Dies entsprach einem Anteil von 4,1% am gesamtwirtschaftlichen Bruttoproduktionswert und von 2,9% an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in Rheinland-Pfalz. Damit übertrag der rheinland-pfälzische FHP-Sektor die bundesweiten Vergleichswerte des Bruttoproduktionswertes um 25% bzw. der Bruttowertschöpfung um 16%. Die insg. über 53.000 Arbeitnehmer des rheinland-pfälzischen FHP-Sektors erhielten 2002 Arbeitsentgelte in Höhe von über 1.800 Mio. €, so dass jeder Arbeitsnehmer durchschnittlich nahezu 35.000,. € verdiente. Dies übertrifft den Landesdurchschnittsverdienst des Jahres 2000, bleibt aber hinter den Arbeitsentgelten im verarbeitenden Gewerbe zurück. Jeder Erwerbstätige erwirtschaftete im rheinland-pfälzischen FHP-Sektor 2002 ein Bruttoinlandsprodukt von ca. 48.000,- €. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem entspricht dies der Leistungsfähigkeit vieler ländlicher Regionen im Land. Darüber hinaus kann sich das Paperigewerbe mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 65.000,- € je Erwerbstätigem sogar in den leistungsstärkeren Regionen wie beispielsweise Rheinhessen oder der Vorderpfalz behaupten. Die Studie macht deutlich, dass die Waldbewirtschaftung durch die nachhaltige Produktion des Ökorohstoffes Holz auch für weitere rheinland-pfälzische Wirtschaftszwege überaus wichtig ist. Übereinstimmend mit Dieter & Thoroe (2003) bietet sie das Potenzial, durch die Rohholzmobilisierung und deren Veredelung entlang der Wertschöpfungskette einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher Räume zu leisten.