Biomasse auf Basis von Holz als Brennstoffe in Österreich, der Schweiz und Deutschland : Nutzungssituation - Theoretische und reale Potentiale - Qualitäten - Wettbewerbssituation - Preistendenzen
Die größten Reserven an Energieholz bestehen zweifellos beim Waldenergieholz. Schwierigkeiten bei der Aktivierung des Waldenergieholzes finden sich in der Struktur des Waldbesitzes, im hohen Ernteaufwand, in der fehlenden Logistik und damit in den hohen Kosten der Gewinnung und Bereitstellung. Die Gestehungskosten für Wandenergieholz lassen im Einzelfall die Einbindung in regionale Anlagenkonzepte zu, hier in Anlagen kleiner und mittlerer Leistung mit einfachen Genehmigungsverfahren. Bei größeren Heizkraftwerken im aufwendigen Genehmigungsbereich - in Deutschland z.B. nach der 17. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung - ist eine Wirtschaftlichkeit nicht gegeben. Ob hier zusätzliche Vergütungen für Strom aus Waldholz - wie die bei der Novellierung des EEG in Deutschland vorgesehen - Spielräume schaffen, bleibt abzuwarten. Auch die Auswirkungen des österreichischen Ökostromgesetzes sind derzeit nicht voll abzusehen. Bei den Potentialen im derzeit nicht genutzten Zuwachs ist im Weiteren zu beachten, dass es sich zu einem wesentlichen Teil um Starkholzsortimente handelt, bei denen die stoffliche Verwertung der sinnvollere Weg der Verwertung ist. Auch ist zu erwarten, dass bei weiterem Ausbau der Zellstoff- und Holzwerkstoffproduktion der Bedarf dieser Branchen an Waldindustrieholz zunehmen wird. Naturschutzforderungen, die bisland produktive Waldflächen aus der Nutzung ausklammern wollen, gelten ebenfalls als Gefahren für die stoffliche Rohholznutzung. Die Interessensgegensätze werden zunehmen, wenn der Anteil nicht wirtschaftlich genutzter Wälder ansteigt. So beabsichtigen die Bundesregierung und die Bundesländer, infolge der europäischen Initiative NATURA 2000 den Anteil der Schutzgebiete in Deutschland von derzeit 3% auf 10% der Gesamtfläche auszuweiten (Anonymus 2004). Es ist zu erwarten, dass diese Zunahme vor allem bewaldete Gebiete betrifft. Bei den Sägenebenprodukten, den Rinden und den industriellen Holzabfällen gibt es Verwertungswege, die für eine zusätzliche energetische Nutzung unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nur einen geringen Spielraum lassen. Die größten Aussichten beim Transfer von stofflicher zu energetischer Verwertung wird die Aufarbeitung von Sägespänen zu Holzpellets für den Einsatz in Kleinfeuerungsanlagen beigemessen. Nur wenn der Absatz an Pelettfeuerungen deutlich zunimmt, kann mit angemessenen Absätzen gerechnet werden. Alternativ verbleiben regionale Lösungen zur energetischen Nutzung von Holzabfällen unter Einbezug holzbe- und -verarbeitender Firmen im mittleren Leistungsbereich (etwa 1 bis 10 MV Feuerungswärmeleistung). In den meisten größeren Betrieben der Holzwerkstoffindustrie sind Feuerungsanlagen bereits errichtet oder befinden sich in der Realisierungsphase. Die Holzwerkstoffindustrie ist damit einerseits vielfach von der Verteuerung bisheriger Rohstoffsortimente betroffen, kann aber anderseits - zumindest in Deutschland - von der finanziellen Vergütung des Ökostroms profitieren. Ähnliche Entwicklungen laufen bei einigen Betrieben der Papierherstellung. Die Zellstoffwerke haben zwar ebenfalls Anlagen zur energetischen Verwertung der anfallenden Ablaugen, sie partizipieren aber nicht an den Vergütungssätzen des EEG, da diese Ablaugen keine anerkannten Biomassen nach der Biomasseverordnung sind. Im Altholzbereich in Deutschland dürfte der größte Teil des auf dem Markt verfügbaren Altholzes (Kategorien AIII - AIV sowie Mischholzsortimente) bereits durch bestehende oder im Bau befindliche Biomasse(heiz)kraftwerke mit Verstromung nach EEG gebunden sein. Die zunehmende Einbindung von importiertem Altholz in Versorgungskonzepte für grenznahe Biomasse(heiz)kraftwerke ist ein Indikator für die Altholzverknappung in Deutschland. Ungenutzte Potentiale finden sich zwar noch im Sperrmüll und im Hausmüll, sind aber nur schwer in ausreichender Menge und Qualität gewinnbar. Die Qualität der verfügbaren Holzbrennstoffe ist bereits bei Planung und Betrieb der Feuerung zu beachten und wird in Zukunft zu einer wesentlichen Verbedingung für den wirtschaftlichen Betrieb eines Biomasse(heiz)kraftwerkes. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wird deutlich, dass angemessene Aufbereitungssysteme bei Einsatz problematischer Brennstoffe (Altholz, Rinden) unumgänglich sind. Die Zahlen für Österreich und die Schweiz lassen erkennen, dass bei entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und bei angemessener Förderung der Stromerzeugung ein größerer Anteil des Altholzes für die energetische Verwertung aktivierbar wäre als derzeit gegeben, allerdings unter Rückführung der Exporte insbesondere nach Italien. In Deutschland wird der Import von Altholz aus den angrenzenden Ländern in deutsche Biomasse(heiz)kraftwerke nach dem EEG zunehmen, doch gibt es auch gegenläufige Tendenzen wie die zunehmende Verwendung von aufbereitetem Altholz als Rohstoff bei der Spanplattenfertigung in Westeuropa. Mit Veränderungen im Holzmarkt ist in allen drei Ländern zu rechnen. Dies gilt insbesondere für Deutschland, wo die energetische Nutzung sich noch auf einem im Vergleich mit Österreich und der Schweiz niedrigen Niveau befindet. Auch wenn die derzeit absehbaren Brennstoffmengen für Biomasse(heiz)kraftwerke vom Markt gedeckt werden können, sind weitere Verschiebungen im Preisgefüge nach oben zu erwarten, welche die Wirtschaftlichkeit der Anlagen betreffen. Die verfügbaren Mengen an Waldholz und Sägenebenprodukten sind ausreichend, um den Rohstoffbedarf der stofflichen Verwertungsbetriebe zu decken, wobei Preissteigerungen mehr die Holzwerkstofffertigung als die Zellstoff- und Papierindustrie betreffen werden. Sollte die Novellierung des EEG zu besonderen Vergünstigungen für naturnahe Hölzer führen, sind weitere Verschiebungen zu erwarten, die sich vor allem auf den Markt der Schwachhölzer und der Sägenebenprodukte auswirken werden. Der Ausbau der Zellstoffkapazitäten und die Herausnahme von derzeit noch bewirtschafteten Waldflächen aus der Nutzung durch die NATURA 2000 werden die Tendenz zu steigenden Holzpreisen verstärken.