Im Rahmen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens "Renaturierung Donaumoos" wurden von 1990 bis 2000 vegetationsökologische und faunistische Untersuchungen auf extensivierten ehemaligen Acker- und Grünlandflächen eines intensiv entwässerten Niedermoores durchgeführt. Ziel des Vorhabens war es, den Einfluss unterschiedlicher Pflegevarianten (1-Schnitt, 2-Schnitt, Mähen und Mulchen, Brache) und Renaturierungsmaßnahmen (Bodenabtrag, Auftrag diasporenreichen Mähgutes, Pflanzung, kleinflächige Vernässung, Anlage von Kleingewässern) auf die Etablierung und Entwicklung feuchtgebietstypischer Arten und den Schutz des Torfkörpers zu ermitteln. Dazu wurden Untersuchungsflächen in zwei Projektteilgebieten (Sandizell, Dachsholz), die sich in Standorteigenschaften und Nutzungsgeschichte unterscheiden, eingerichtet. Die Gehalte an CAL-austauschbarem K20 und P20 in den Böden unterschieden sich zwischen den Projektteilgebieten deutlich. Am Dachsholz wurden 5 mal höhere Werte gefunden als in Sandizell. Auch die frühere Nutzung als Acker führte im Vergleich zu ehemaligen Grünlandflächen zu höheren Nährstoffgehalten im Boden. Durch den Bodenabtrag wurden die Gehalte beider Nährstoffe stark reduziert. Der Phytomasseertrag erreichte auf den ehemaligen Ackerflächen mit zweimaliger Mahd 1994 ein Maximum von 1240 g/m2 und nahm dann ab. Im ehemaligen Grünland wurden Erträge um 500g/m2 erreicht. Auf den Flächen mit Oberbodenabtrag lagen die Erträge im Jahr 2000 bei 450 g/m2. Die Grundwasserstände lagen im Jahresmittel bei 64 cm unter Flur und zeigten starke Schwankungen. Auf den ehemaligen Ackerflächen wiesen sie die geringsten Werte auf. Durch den Bodenabtrag konnte eine Annäherung der Bodenoberfläche an den Grundwasserspiegel erreicht werden. Bei einem Oberbodenabtrag von 80 cm kam es zu einem ganzjährigen Überstau der Fläche. Die vorherige Nutzung als Acker oder Grünland hatte über die gesamte Projektlaufzeit einen bestimmenden Einfluss auf die Vegetationsentwicklung. Insgesamt entstanden sehr artenarme Bestände. Auf den Ackerbracher entwickelte sich nach vier bis fünf Jahren Dominanzbestände, die von Urtica dioica und Galium aparine geprägt wurden. Die gemähten ehemaligen Ackerflächen entwickelten grünlandähnliche Bestände. Hier wie auch auf den extensivierten Grünlandflächen konnten Arten der Gruppe Molinietalia neben Arten des Wirtschaftsgrünlandes Deckungsanteile bis zu 45% erreichen. Der Abtrag des Oberbodens führte zu Beständen, in denen Molinietalia-Arten sowie in den tieferen Abtragsstufen auch Arten der Röhrichte und Moorvegetation hohe Deckungen erreichten. Hier konnten sich auch seltene feuchtgebietstypische Arten wie Primula farinosa, Gentiana pneumonanthe und Viola persicifolia ansiedeln. Die Kombination von Oberbodenabtrag mit der Aufbringung diasporenhaltigen Mähgutes erwies sich als eine auch langfristig sehr erfolgreiche Methode für die Neuanlage magerer Niedermoorwiesen mit überwiegend geringer Biomasseproduktion. Zwölf Jahre nach der Mähgutübertragung waren auf den Renaturierungsflächen am Dachsholz zwischen 40 und 60% der typischen Pfeiffengras-, Kleinseggen-, Großseggen- und Röhrichtarten der Spenderflächen etabliert. Auch hinsichtlich der Laufkäferfauna bestanden Unterschieden zwischen den Projektteilgebieten. Arten- und Individuenzahlen waren in Sandizell stets niedriger als am Dachsholz. Die verschiedenen Renaturierungsmaßnahmen hatten nur einen geringen Einfluss auf die Laufkäferzönosen, da die Besiedelung entscheidend von der Bodenfeuchtigkeit gesteuert wird. Insgesamt traten vor allem weitverbreitete eurytope Grünlandarten auf, niedermoortypische Charakterarten bildeten nur einen geringen Anteil der Populationen. Auf den Bodenabtragsflächen gab es zu Beginn der Sukzession zwar hohe Aktivitätsdichten und auch einige Charakterarten wanderten ein, konnten sich aber durch die stark schwankenden Wasserstände auf den flacher abgetragenen Flächen und die ganzjährige Überflutung auf den tiefer abgetragenen Flächen nicht dauerhaft etablieren. Die Heuschreckenfauna konnte dagegen von den Renaturierungsmaßnahmen profitieren. Auf den Flächen mit Oberbodenabtrag nahm der Anteil der seltenen und gefährdeten Arten der Roten Liste stark zu. Besonders die gefährdeten Arten Gryllus campestris, Chrysochraon dispar und Conocephalus fuscus konnten ihre Populationen deutlich vergrößern. Auch in die Brachflächen konnten zunächst zahlreiche Arten einwandern. Nach etwa sieben Brachejahren verringerte sich die Artenzahl jedoch wieder. Im Projektteilgebiet Sandizell wurden insgesamt 11, am Dachsholz 8 Heuschreckenarten im extensivierten Grünland gefunden. Die neu angelegten Gewässer boten bereits nach wenigen Jahren Lebensraum für zahlreiche Libellenarten. Mit 43 Arten konnte eine große Anzahl mit einem hohen Anteil gefährdeter Arten festgestellt werden. Im Projektverlauf, vor allem seit 1995 konnte eine Zunahme der Nachweise charakteristischer moorliebender Arten festgestellt werden. Wenn es sich auch zumeist um Einzelbeobachtungen bzw. sporadisch auftretende Arten handelt, so zeigen diese Funde doch die Attraktivität der neu geschaffenen Lebensräume. Bemerkenswert scheinen insbesondere die im letzten Untersuchungsjahr nachgewiesenen kleinen Bestände der beiden Moosjungfer-Arten Leucorrhinia rubicunda und L. pectoralis.
907.1 (Natur- und Landschaftsschutz) 114.444 (Torfböden, Moorböden [siehe auch 232.23 Moorwaldbewirtschaftung]) 913 (Beziehungen zwischen Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker, Wiese, Weide usw.). Waldrodungen; Aufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen; Wechselwirtschaft, wandernde Waldfeldwirtschaft. (Politik); Landnutzung [Siehe auch UDC 332.3 Landnutzung und Unterteilung für Querverweise und auch UDC 711.4 Landnutzung; UDC 712.2 Landschaftsplanung im allgemeinen]) 182.53 (Beeinflussung der Vegetation als Versuchsmethode) 150 (Ökosysteme) [430] (Deutschland, 1990-)