Insbesondere in den letzten 75 Jahren wurden zahlreiche Bilanzierungsverfahren veröffentlicht. Auf Grund theoretischer Mängel, hoher Kosten bzw. ungenauer Ergebnisse konnte sich jedoch keines dieser Verfahren in der Praxis etablieren. Im Jahr 1995 wurde ein weiteres Verfahren vorgeschlagen, mit dem die Vermögensänderung von Holz- und Verjüngungsvorräten in die Erfolgsrechnung von Forstbetrieben integriert werden sollte. Es wird in dieser Studie Bayerisches Bilanzierungsverfahren genannt und kann wie folgt charakterisiert werden: Je Forstamt sollen Einzelbaumdaten betriebsweiser Stichprobeninventuren jeweils mit Abtriebs- und Kostenwerten bewertet werden. Dabei werden durchschnittliche erntekostenfreie Holzerlöse bzw. hektarbezogene Minimalkosten für die Bestandsgründung verwendet. Die jeweils höheren Werte ergeben den so genannten Inventurwert. Durch jährliche Buchwertfortschreibung, d.h. Addition des geschätzten Zuwachswerts und Subtraktion der gebuchten erntekostenfreien Erlöse, soll aus dem Betriebsergebnis ein vorläufiger Jahreserfolg errechnet werden. Nach jeder neuen Inventur soll eine überjährige Buchwertkorrektur erfolgen. Dazu sollen die Inventurdaten zu Beginn und Ende der Forsteinrichtungsperiode zu den aktuell günstigen Preisen und Kosten bewertet werden. Die Differenz dieser Inventurwerte soll dem Buchwert vom Beginn der Forsteinrichtungsperiode hinzugerechnet werden. Der aktuelle Inventurwert bildet die Obergrenze. Ziel dieser Studie ist es zu prüfen, ob bzw. mit welchen Modifikationen sich das Bayerische Bilanzierungsverfahren eignet, die Erfolgsrechnung der Bayerischen Staatsforstverwaltung zu verbessern. Das Ergebnis dieser Studie soll eine Entscheidung über die Nutzung und programmtechnische Umsetzung des vorgeschlagenen Bilanzierungsverfahrens in der Bayerischen Staatsforstverwaltung vorbereiten. Zu diesem Zweck wird zusätzlich die Integration von Schutz- und Erholungsleistungen in die Erfolgsrechnung geprüft sowie die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens bewertet. Zum besseren Verständnis der vielseitigen Problematik werden zunächst die allgemeinen Grundlagen der Bilanzierung, die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung und die forstlichen Rahmenbedingungen beschrieben. Zur Abrundung der theoretischen Grundlagen werden Begriffe und Verfahren der forstlichen Erfolgsrechnung, Inventur und Waldbewertung erörtert. Exemplarisch werden forstliche Bilanzierungsverfahren und Praxisbeispiele forstlicher Erfolgsrechnungen dargestellt. Anhand von Ergebnissen bisheriger Studien wird die Genauigkeit der naturalen Datengrundlage untersucht und mit den in der Bayerischen Staatsforstverwaltung realisierten Verfahren zur Datenauswertung diskutiert. Dabei wird festgestellt, dass ungleiche Repäsentationsflächen zumindest für einen Inventurvergleich mit wiederholz aufgenommenen permanenten Stichprobenpunkten Probleme bereiten. Die Genauigkeit der Gesamtvorräte, die im Rahmen von je zwei Inventuren an den Untersuchungsforstämtern Ebrach, Kempten und Vohenstrauß ermittelt wurden, ist sehr hoch. Die Standardfehler liegen zwischen 1,0% und 1,8%. Auf dieser Basis ergeben Standardfehler der Vorratsänderung von +/- 3,7 Efm/ha bis +/- 9,0 Efm/ha. Sofern die Auswertung auf identische Inventurpunkte beschränkt wird, sinken die Standardfehler um etwa 20%, bei gleichzeitiger Verwendung von durchschnittlichen Repräsentationsflächen sogar um 35% bzw. 43%. Bei einem periodischen Inventurvergleich bereiten veränderte Bezugsflächen die größten Probleme. Vor allem organisationsbedingten Flächenänderungen bedrohen die Genauigkeit des Bilanzierungsverfahrens. Zwischen 1994 und 1999 wurden 13% der ursprünglichen Forstämter aufgelöst und 51% der noch bestehenden Forstämter nennenswert in ihren Grenzen verändert. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Qualitätskriterien nicht statisch zufriedenstellend verglichen werden können.