Die Berchtesgadener Alpen als klar abgrenzbarer, in sich geschlossener Teil der Nördlichen Kalkalpen zwischen Saalach und Salzach werden vor allem von Plateautypus der einzelnen Gebirgsgruppen geprägt. Deren räumliche Anordnung erfolgte im Rahmen der alpinen Deckentektonik bereits vor der Oberkreide (prägosauisch), ihre Heraushebung fand allerdings erst ab dem Eozän statt. Die Ausbildung und Überliefung der Plateaugruppen ist dem Gebirgsbau und dem Baumaterial zuzuschreiben. Die Folge der weitaus vorherrschenden Gesteine des Mesozoikums weist überwiegend flache Lagerung auf und die mächtigen Karbonatgesteinsserien der Trias verhielten sich meist als starre Platten gegenüber tektonischen Deformationen. Allgemein ist das Relief der Berchtesgadener Alpen strukturgeschützt und steht in engem Bezug zu den petrographischen Eigenschaften der Gesteine. Eine bis weit in das Tertiär zurückreichende Verkarstung des Dachsteinkalkes, dem wichtigsten Gestein in der Sedimentgesteinsfolge der tektonischen Einheiten (Tirolikum, Hochjuvavikum) des Gesamtgebietes, hat maßgeblich zur Bewahrung alter Formanlagen auf den Hochplateaus beigetragen. Aus diesen reliktischen Formenanlagen lässt sich für die Wende vom Alt- zum Jungtertiär ein mäßiges Mittelgebirgsrelief ableiten. Vorkommen von gut gerundeten Sanden, Kiesen und Steinen, die nach ihrer Lithologie ortsfremd sind und als Augensteinablagerungen bezeichnet werden, weisen allerdings auf eine abweichende Situation der Berchtesgadener Alpen gegenüber benachbarten Gebieten, speziell im Süden hin. In einem noch nicht klar fassbaren Zeitraum (Oligozän/Altmiozän?) erfolgte die Entwässerung der nördlichen Ostalpen konsequent von Süden nach Norden. Die großen Längstäler von Salzach und Enns existierten noch nicht. Sie wurden erst mit der weiteren Hebung der Nördlichen Kalkalpen gebildet und nur wenige größere Quertäler, darunter die von Saalach und Salzach, behielten ihre Funktion als Leitlinien der Entwässerung. Mit der Hebung des Gebirges begann aber auch die Ausräumung der Augensteinsedimente und eine gewisse, aber nicht grundsätzliche Umgestaltung der Augensteinlandschaft zur Raxlandschaft. Die Auflösung dieser Landschaft in mehrere Niveaus (Hochkönig-, Tennen- und Gotzenniveau) datiert in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als in weiten Teilen der alpen ein bisweilen extremer Stockwerkbau, ausgelöst durch zahlreiche Hebungsphasen, postuliert wurde. Unter der begründeten Annahme eines bereits voll verkarsteten Reliefs ist jedoch die Ausbildung von ausgedehnten Verebnungsflächen durch Flusswerk und Flächenbildung nicht erklärbar. Die Formendifferenzierung ist vielmehr das Ergebnis der unterschiedlichen Wirkung glazialer Erosion im Pleistozän. Die Entwicklung der tief eingeschnittenen Talzüge erfolgte im jüngsten Tertiär (Obermiozän und Pliozän). Bereits mehrfacht wurde versucht, ihre Geschichte aus vermutlichen Talbodenresten zu rekonstruieren. Doch in der Ansprache von Verflachungen als Talbodenreste und ihrer Konnexion zu einheitlichen Systemen waltet Subjektivität. Sie ist auch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, da das jeweilige Ausmaß glazialer Überprägung unbekannt ist. Ebenso wie die Alterstellung der oft problematischen Verflachungsreste ist die Talentwicklung im Detail noch ungelöst. Infolge der großen Ausdehnung lösungsfähiger Gesteine ist in den Berchtesgadener Alpen das Karstphänomen weiträumig entwickelt. Als Hochkarst auf den Plateaugruppen weist es eine bemerkenswerte Intensität und Formenfülle auf. Zu den spezifischen Formen des Hochkarstes gehören Karrenplatten oder Steinbretter, Gruben oder zusammengesetzte, weil meist gekammerte große Hohlformen mit zerlapptem Grundriss oder der Schichttreppen- und Schichttrippenkarst. Während die Karren in der Regel junge, also postglaziale Bildungen sind, gehen große Dolinen, Gruben und Uvalas auf ältere Anlage zurück. Dies lässt sich allein schon aus den flächenhaften Lösungsraten schließen, die anhand der Sockelhöhe von Karsttischen zu 1 cm im Jahrtausend im nackten Karst bestimmt werden können. Im Höhenstockwerk des silvanen Karstes dürfte sie wegen der Beteiligung von biogenem CO2 und organischer Säuren am Lösungsprozess merklich höher liegen. In Anordnung und Grundriss zeigen die Karstformen, besonders die Karstspalten und -gassen, Bezug zu den strukturellen Gegebenheiten der einzelnen Gebirgsgruppen. Das trifft auch für den unterirdischen Karst, die zahlreichen Höhlen und Höhlensysteme zu. In ihnen sind drei Evolutionsniveaus ausgebildet, die auf eine langanhaltende stabile Lage der Vorflut hinweisen. Ihre Beziehung zur Reliefentwicklung ist noch ungeklärt. Neben dem Karbonatkarst ist im Verbreitungsgebiet des Haselgebirges Salz- und Gipskarst entstanden, dessen typische Oberflächenformen seichte Schüsseln, Trichterdolinen und Erdfälle sind. In den Eiszeiten entwickelte sich in den Berchtesgadener Alpen wegen der hochgelegenen Plateaus eine beachtliche Eigenvergletscherung, die sowohl dem Saalach-, als auch dem Salzachgletscher Eis zuführte. Die Erosion der Gletscher hat in sehr unterschiedlichem Maße das Relief überprägt. Sie reicht von einer nahezu konservierenden Wirkung von Altformen in Hochlagen bis zu Ein- und Übertiefung von Talzügen um hunderte Meter. Neben den allgemein typischen Glazialformen sind für die Berchtesgadener Alpen als Besonderheiten die glazialen Gassen und Kurztröge, die die Ränder der Gebirgsgruppen gliedern und die Torsäulen zwischen Bewegungsbahnen des Eises am Saum der Hochplateaus herauszustellen. Für die glaziale Reliefgestaltung kommte der Würmvereisung nur eine untergeordnete Wirkung zu, während die älteren Vereisungen offensichtlich bedeutsamer waren. Die Vorkommen von eisbelasteten Sedimenten in Übertiefungsabschnitten der Täler, von präwürmzeitlichen Moränenresten, Konglomeraten und Hangbrekzien im Gesamtgebiet liefern die entsprechenden Beweise. Die Stadialverlgletscherungen des Spätglazials lassen sich bisher nur in groben Zügen fassen. Das gilt besonders für die älteren Stadiale (Bühl und Steinach), während das Gschnitz- und Daunstadial weitaus besser belegt sind. Mit der Wiederbewaldung des Gebirges ab dem Alleröd erfuhr die Geomorphodynamik eine deutliche Abschwächung. Lediglich die Korrosion dauerte unvermindert fort, wenn das auch außerhalb der Berchtesgadener Alpen auftretende karsthydrographische Paradoxon, die überraschenden geringen Härtegrade (meist < 10° dH) von Karstquellen, einen gewissen Widerspruch zu liefern scheint. Doch muss die permanente Wirksamkeit beachtet werden. Demgegenüber sind die glazialen Formungsvorgänge aus dem Prozessgeschehen fast völlig ausgeschieden. Wegen verringerter Materialzufuhr durch Prozesse der Böschungsabtragung zur Vorflut unterlagen die spätglazialen Aufschüttungstalsohlen und die Schwemm- und Wildbachkegel, die nach dem Weichen der Stadialgletscher entstanden waren, der Zerschneidung. Einzig das Wimbachgries und seine Bergumrahmung vermitteln noch eine annähernde Vorstellung von der hohen Formungsdynamik des waldlosen Spätglazials mit einer enormen, überwiegend auf Frostverwitterung beruhenden Schuttproduktion und der Schuttbewegungen durch Sturz, Lawinen, Muren und seltenem Oberflächenabfluss.