Die Größe eines vertikalen Gasstromes ergibt sich nach Wilh. Schmidt als Produkt aus Gefälle und Austausch. Um auf dieser Grundlage die Größe des Wasserdampf- und Kohlendioxidstromes über Pflanzenbeständen zu messen, liefen nach verschiedenen Vorversuchen von Juli bis September 1943 über einem Kartoffelfeld des Tharandter Forstgartens Messungen des Wasserdampf- und CO2-Gefälles sowie des Austausches mit vorhandenen und daher in manchem nur behelfsmäßigen Apparaturen. Die gravimetrische Bestimmung des Wasserdampfgefälles erfolgte durch Absorption mittels Chlorkalzium in 50 und 150 cm Höhe, wobei tagsüber Unterschiede um etwa 10% vorherrschen. Bei warm-trockenem Wetter erwies sich die Absorption des Chlorkalziums als unzureichend; außerdem ist bei starker Temperaturschichtung eine Korrektur für die unterschiedliche Luftdichte erforderlich. Es wurde daher außerdem eine psychrometrische Feuchtigkeitsregistrierung mit Thermoelement-Psychrometern versucht. Vor endgültiger Anwendung dieser sehr eleganten Methode muss der Fehler einer systematisch verschiedenen Belüftung des oberen und unteren Thermoelements durch rechnerische Reduktion oder Anwendung genügend feiner (und damit belüftungsunabhängiger) Thermometerkörper ausgeschaltet werden. Der Austauschkoeffizient konnte in Ermangelung von Hitzdraht-Anemometern vorläufig nur aus den Ablesungen von in beiden Messhöhen laufenden Schalenkreuzanemometern berechnet werden. Da diese bei geringen Windgeschwindigkeiten nicht ansprechen, lassen sich nur die Aufzeichnungen bei einigermaßen lebhafter Turbulenz auswerten. Als Produkt aus Wasserdampfgefälle und Austausch ergeben sich dann Wasserdampfströme der erwarteten Größenordnung (tagsüber 0,1 - 1 Millimeter Verdunstung je Stunde). Das CO2-Gefälle muss in dem Maße schwächer sein als der Wasserdampfgefälle, wie die Assimilation schwächer ist als die Transpiration. Die darnach zu erwartenden CO2-Gefälle der Größenordnung um 1% je Meter konnten nur nach höchster Verfeinerung der Meßtechnik in den Morgen- (Anreicherung von Atmungskohlensäure) und Vormittagsstunden (CO2-Verarmung in der Vegetationsschicht) eindeutig erfasst werden, während sie zur Zeit der Mittagsturbulenz praktisch verschwinden. Die Untersuchungen verdienen in Friedenszeiten mit einem den gewonnenen Erkenntnissen Rechnung tragenden, verbesserten Instrumentarium wieder aufgenommen zu werden, weil sie ohne störenden Eingriff eine laufende Messung des Transpirations- und Assimilationshaushaltes von Pflanzenbeständen versprechen und damit wichtige Beiträge zu einer experimentierenden Synökologie liefern könnten.