Ein wichtiges Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist es, aus den Ergebnissen Hilfestellungen und Empfehlungen für die Praxis abzuleiten. Die Kronenansprache der Eiche im Winter lässt sich mit dem vorgestellten Boniturschlüssel bzw. dem weiter entwickelten bundeseinheitlichen Schlüssel hinreichend präzise durchführen. Zusammen mit dem Schlüssel für die Sommerbonitur ist eine ganzjährige Einschätzung des Gesundheitszustandes von Eichen möglich. Damit ist die Ansprache des Kronenzustandes von Eichen präzise vereinheitlicht. Bei der Bearbeitung aller Probleme, die eine Erhebung der mittelfristigen Kronenzustandsentwicklung erfordern, wie z.B. bei Fragen der Verkehrssicherung, der Bekämpfungsnotwendigkeit bei drohendem Kahlfraß sowie bei der Einschlagsplanung oder bei der vergleichenden Vitalitätseinschätzung bei wissenschaftlichen Untersuchungen kann der Bestimmungsschlüssel verwendet werden. Wenn es darum geht, prädisponierende Belastungsfaktoren für die Vitalität von Eichen zu minimieren, ist ein langfristiges Konzept erforderlich. Die Möglichkeit des Wirtschafters, auf natürliche prädisponierende Faktoren Einfluss zu nehmen, ist begrenzt. Alle Maßnahmen, die beispielsweise auf eine Veränderung der genetischen Ausstattung eienr Eichenpopulation abzielen, sind nur bei der Verjüngungskonzeption der Bestände zu realisieren. Gleiches gilt für standortsbezogene Anbauempfehlungen. Da ein Reagieren auf prädisponierende Faktoren kaum möglich ist, ist die Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips umso wichtiger. Dafür ist allerdings ein tiefgreifendes Verständnis der Prozesse, die zur Stabilisierung bzw. Labilisierung der Eichenwälder führen, notwendig. Der Befund, dass Vitalitätsverluste bei den schwachen Bestandesmitgliedern ansetzen, zeigt, dass eine waldbauliche Steuerung der Schadensschwelle grundsätzlich möglich sein dürfte. Wird bei der Erziehung der Eichenwälder schon früh auf die Entwicklung einer gut ausgebildeten Krone geachtet (vgl. Spiecker 1991), steigt der Anteil starker herrschender Eichen. Die Schadenschwelle, bei der eine Verschlechterung des Kronenzustands sichtbar wird, ist bei diesen Bäumen offensichtlich deutlich erhöht. Für die Sicherung von adaptiertem Pflanzenmaterial für die überwiegend künstliche Begründung von Eichenbeständen sind in ausreichendem Umfang regional bewährte Erntebestände zuzulassen. Hierbei ist neben der regionalen Eignung auch zwischen Eignung auf terrestrischen und auf hydromorphen Standorten zu unterscheiden. Letzteres ist angesichts der aktuellen waldbaulichen Tendenz, die Eiche speziell auf hydromorphen Problemstandorten zur Stabilisierung der Bestände einzubringen, von besonderem Interesse. In den Erntebeständen ist durch populationsgenetische Untersuchungen eine möglichst hohe genetische Diversität bei gleichzeitig hohem Heterozygotiegrad sicherzustellen. Angesichts der Tatsache, dass auch im Kollektiv der schadenssensitiven Eichen die genetische Diversität ein hinreichend hohes genetisches Adaptationsvermögen an belastende Ökosystementwicklungen i.d.R. erwarten lässt, muss nicht über den Ausschluss unerwünschter Genotypen aus dem Verjüngungsgeschehen, z.B. durch Vermeidung von Naturverjüngung, nachgedacht werden. In den untersuchten Eichenbeständen Baden-Württembergs ist ein ungünstiger Kronenzustand der Eichen i.d.R. an eine verringerte Feinwurzelerschließung des Bodens gekoppelt. Auf vielen Standorten kann die verringerte Feinwurzelerschließung auf Belüftungsstörungen im Oberboden zurückgeführt werden. Dabei sind die Standorte für Eichenschäden prädisponiert, in denen eine ausreichende Belüftung im Wurzelraum durch verringerte Gasdurchlässigkeit des Oberbodens und/oder Staunässe verhindert wird. Dennoch gelten wechselfeuchte und vernässende Standorte in forstlichen Lehrbüchern als "Zwangsstandorte für die Eiche", welche dort als "biologische Sanierungsbaumart" bezeichnet wird (Mayer 1984, Röhrig 1980). Dies ist offensichtlich auf die Fähigkeit der Eichenwurzeln zurückzuführen, den Boden in den ersten Lebensjahren vergleichsweise tief und intensiv zu erschließen (Burger 1924) sowie unter günstigen bodenphysikalischen Verhältnissen Bodentiefen von 4-9 m zu erreichen (Krahl-Urban 1959, Labunski zit. nach Walther 1962, Köstler et a. 1968, Kalinin 1978 zit. nach Polomski & Kuhn 1998, Lucot & Bruckert 1992). Obwohl bereits frühe Untersuchungen zeigten, dass die Tiefenerschließung des Bodens durch Eichenwurzeln auf wechselfeuchten oder vernässenden Standorten deutlich reduziert ist und sich auf die temporär belüfteten "Graubänder" konzentriert Kreutzer (1961), oder, dass die Tanne der Eiche auf Pseudogley-Standorten Mittelschwabens in der Tiefendurchwurzelung und der Feinwurzelerschließung überlegen ist (Bibelriehter 1962), wird die Eiche in der forstlichen Planung auf eben diesen Standorten favorisiert. In Baden-Württemberg ist die Umwandlung von Fichtenbeständen auf sturmgefährdeten stauwasserbeeinflussten Standorten waldbauliches Ziel (Weidenbach 1992, Mlr 1999). Nach den Stürmen von 1990 wurden in großem Umfang Eichenbestände auf den zur Vernässung neigenden Standorten geplant. Mit Eichenbetriebszieltypen wie dem "Stabilisierungstyp Eiche" auf vernässenden oder dem "Eichenspartyp" mit 200 Eichenheistern auf extrem vernässenden Standorten (Petri 1993, Moser 1994) soll das waldbauliche Risiko durch "standortgerechte" Baumartenwahl minimiert werden. In Anbetracht des gehäuften Auftretens von Eichenschäden auf schlecht belüfteten und vernässenden Standorten und unter Berücksichtigung des enorm langen Produktionszeitraumes sowie der hohen Kosten für Eichenkulturen, ist es fraglich, ob durch den Einsatz von Eiche auf hydromorphen Problemstandorten, waldbauliche und finanzielle Risiken tatsächlich minimiert werden. Allein die Tatsache, dass Eichenkulturen auf Sturmwurfflächen bereits zwei Jahre nach der Pflanzung vor allem in den nässenden Bereichen komplett ausgefallen sind (Limberger 1994), sollte Anlass sein zu fragen, ob das "Plombieren wechselfeuchter Standorte" mit Eiche in jedem Fall zielführend ist. Befahrungsbedingte Strukturveränderungen gehören zwar aufgrund der geringen Regenerationsfähigkeit zu den langfristig wirkenden, also prädisponierenden Faktoren. Der Wirtschafter hat jedoch bei jeder Holzernte die Möglichkeit, das Ausmaß befahrungsbedingter Strukturzerstörungen im Oberboden durch Vermeidung flächiger Befahrung zu minimieren. In den untersuchten Eichenwäldern konnte festgestellt werden, dass die Befahrungsintensität insbesondere in weitständigen Altbeständen hoch ist. In Gesprächen mit Amts- und Revierleitern wurde die vermeintliche Notwendigkeit einer flächigen Befahrung damit begründet, dass "die Rinde nicht verdreckt sein darf, wenn die Stämme als Wertholz verkauft oder versteigert werden sollen", dass "die erwartete Frostperiode ausgeblieben ist und daher der Bestand zu einem ungünstigen Zeitpunkt befahren werden musste" oder "dass in der Theorie einiges ganz anders aussieht als in der Praxis". Dort, wo versucht wurde, die Befahrung bei der Stammholzernte auf die Rückewege zu konzentrieren, wurden die Bestände sehr häufig von Brennholz-Selbstwerbern befahren. In der Regel wird das Restholz am Fällort zerkleinert und gestapelt. Zum Abtransport wird jeder Holzstapel angefahren und aufgeladen.
48 (Schäden infolge unbekannter oder komplexer Ursachen (nach Holzarten geordnet)) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D]) 453 (Insekten [Für die weitere Unterteilung siehe Familien unter 14 oder alternativ (beschrieben nach Regelfall 1d in der Einleitung) können die Nummern alphabethisch nach Familien und Arten unterteilt werden (Appendix C)]) 416.11 (Entblätterung) 531 (Kronenausmaße, Kronenfläche, Kronenvolumen, Kronenprozent (“crown ratio”) usw) 181.36 (Wurzelbeziehungen, Wurzelentwicklung usw.) [430] (Deutschland, 1990-)