Auch die in diesem letzten Bande gewonnenen Resultate mögen in einigen übersichtlichen Sätzen dargelegt werden: 1. So wie jede Muskelfaser aus zwei protoplasmatischen Komponenten, den Längsfibrillen und dem Sarkoplasma zusammengesetzt ist, so besteht jeder Axenzylinder und jede marklose Nervenfaser aus parallel verlaufenden Elementarfibrillen, welche von einer zweiten protoplasmatischen Masse, der perifibrillären Substanz oder dem Axoplasma umschlossen sind. 2. Jede Elementarfibrille stellt eine isolierte Leitungsbahn dar, in welcher die Reizleitung dadurch zustande kommt, dass das diese Bahn erfüllende reizbare Protoplasma an irgendeiner Stelle - unter normalen Verhältnissen an dem rezeptorischen Ende - durch einen Reiz zum Zerfall gebracht wird und dass sich dann der Protoplasmazerfall von einem Querschnitt zum anderen in der Weise fortpflanzt, dass sich die Zerfallsprodukte der gespaltenen Moleküle in statu nascendi mit Sauerstoff vereinigen und dass dann die durch diese Oxidation hervorgerufenen Wärmeschwingungen wieder ihrerseits als Reiz auf die Moleküle des nächsten und weiterhin des zweitnächsten Querschnittes etc. einwirken. 3. Die Isolierung des Nervenprozesses in den Elementarfibrillen ist durch eine dichtere Anordnung des Protoplasmanetzes der perifibrillären Substanz in der unmittelbarsten Umgebung der leitenden Protoplasmabahn gegebe, welche ein erschwertes Eindringen des molekularen Sauerstoffes in dieses dichtere Netzwerk bedingt, während der besonders lockere Bau des Netzwerkes im Protoplasma der Leitungsbahnen eine leichtere Zirkulation des Sauerstoffs in den Maschen desselben und damit auch eine besonders leichte Fortpflanzung des oxydativen Zerfalls entlang der Nervenbahn zur Folge hat. 4. Das Material zum Wiederaufbau der durch den fortgeleiteten Reizzerfall zerstörten Teile der protoplasmatischen Leitungsbahnen kann naturgemäß nur aus dem sie umschließenden perifibrillären Protoplasma entnommen werden und wir müssen daher zwischen dem Protoplasma der Elementarfibrillen und dem sie umschließenden Axoplasma ein ähnliches trophisches Gegenseitigkeitsverhältnis voraussetzen wie zwischen den Muskelfibrillen und dem Sarkoplasma. So wie aber im Muskel zum Ersatz der bei jedem Zerfall verbrennenden stickstoffrreien Komplexe eine stickstoffreie Reserve in Gestalt des Glykogens enthalten ist, so besitzen auch jene Nerven, welche von häufigen und rasch aufeinanderfolgenden Nervenprozessen durcheilt werden, eine fettartige Reserve in Gestalt des Nervenmarks. 5. Da nach diesen Voraussetzungen die Ermüdung der Nerven hauptsächlich auf der unvollständigen Rekonstruktion der durch die Reize zerstörten Teile des Protoplasmanetzes beruht, so begreift man, warum die marklosen Nerven um so vieles ermüdbarer sind als die markhaltigen. Dass aber auch die letzteren nicht unermüd sind, wird unter anderem durch die Abnahme der negativen Schwankungen des die Restitution der Fibrillensubstanz anzeigenden Ruhestromes bewiesen, sowie auch durch das Verschwinden der positiven Nachschwankung, welche auf die Verstärkung des Restitutionsprozesses unmittelbar nach der Reizung bezogen werden muss.