Die Studie widmet sich in erster Linie den epiphytischen und terricolen Flechten des Sneznik und der Javorniki. Geographie, Geologie, Klima, Boden und Vegetation des Untersuchungsgebietes werden vorgestellt. Einem historischen Rückblick über die lichenologische Erkundung Sloweniens folgt die Darstellung der aktuellen Ergebnisse. Das Gebiet des Sneznik und der Javorniki ist das höchste Bergmassiv im Süden Sloweniens und ist ein Teil der Dinarischen phytogeographischen Region, mit dem Veliki Sneznik als höchste nicht zu den Alpen gehörenden Erhebung (1796 m). Das Gebiet ist reliefmäßig eine reichgegliederte Karstlandschaft, die vorwiegend aus Kalk und Dolomit aufgebaut ist. Den nördlichen Teil bildet ein ausgedehntes, unebenes Plateau mit großen, abgerundeten Tälern in einer Seehöhe von ca 1000 m, die Südseite ist dagegen durch zahlreiche kleine, steil abfallende und tiefe Depressionen (Dolinen) mit Temperatur- und Vegetationsinversion gekennzeichnet. Das Klima ist humid bis mäßig humid mit mediterranem, atlantischem und kontinentalem Einfluss. Die höchsten Niederschläge treten in den südlichen Teiles des Gebietes auf mit bis zu 3500 mm Jahresdurchschnitt. Die nördlichen Abhänge und das Plateau sind trockener mit einem Jahresschnitt zwischen 2166 mm (Leskova dolina) und 1569 mm (Grad Sneznik). Die Hauptwindrichtung ist von Westen oder Südwesten unter cyklonischen, und von Norden oder Nordosten unter anticyklonischen Wetterbedingungen. In diesem Fall entwickelt sich ein sehr starker und kalter Fallwind ("burja"). Das Klima ist rauh mit sehr starken Temperaturgegensätzen, die zwischen 29 Grad C im Sommer und -23,9 Grad C im Winter liegen können. Die absoluten Temperaturen können noch extremer ausfallen (tiefste gemessene Temperatur -34,5 Grad C, Babno Polje). Auf den Pleistozänsedimenten bzw. Moränen hat sich ein besonderer Boden aus der Entwicklungsserie von den Braun-, sauren Braun- bis zu den mäßig ausgewaschenen Karbonatbraunerden mit saurem Humus entwickelt. Der Großteil des Gebietes ist von Buchen- und Buchen-Tannen-Wäldern (Omphalodo-Fagetum s.l.) bestockt, in den Dolinen herrschen Fichtenwälder vor (Hacquetio-Piceetum, Lonicero caeruleae-Piceetum). Am Rande des Gebietes in den tieferen Lagen gehen die Buchenwälder in thermophile Hopfenbuchen-Buchenwälder über (Ostryo-Fagetum). Neben den Waldgebieten, Lichtungen und Siedlungen wurde besonderes Augenmerk auf die Dolinen der Südseite des Sneznik gelegt. Das Untersuchungsgebiet umfaßt einen Großteil des geplanten Regionalparks Sneznik im Bereich von Cerknica im Norden bis Gomance im Süden an der kroatischen Grenze. Die ausgedehnten Wälder sind Lebensraum großer Säugetiere wie Bär, Wolf, Luchs, Hirsch und Wildschwein. Zahlreiche Karstphänomene haben eine herausragende Bedeutung. Die Geländearbeiten wurden von 1997 bis 1998 durchgeführt. Die Studie konnte auf einer Basis von 184 Taxa aus Literaturzitaten aufbauen. Von aktuellen Aufsammlungen an 147 Fundorten stammen ca. 2.800 Belege mit rund 5.400 Nachweisen von 394 Taxa, die sich aus 295 epiphytischen, terricolen und muscicolen sowie 99 saxicolen Arten zusammensetzen. Insgesamt konnten 433 Taxa nachgewiesen werden. Dazu zählen 409 Flechten, 13 lichenicole und 11 nicht lichenisierte Pilze, die traditionell in der lichenologischen Literatur angeführt werden. Die lichenicolen Pilze waren nicht primäres Ziel der Untersuchungen. 11 Taxa werden erstmals für Slowenien erwähnt, und zwar die Flechtenarten Anisomeridium biforme, Caloplaca borealis, Caloplaca chlorina, Cliostomum griffithii, Fuscopannaria mediterranea, Micarea elachista, Sclerophora peronella, Toninia plumbina, Trapelia corticola sowie die beiden lichenicolen Pilze Stigmidium microspilum und Dactylospora parasitica. In einer detailierten Artenliste der Flechten, lichenicolen und nicht lichenisierten Pilze sind Fundortsangaben mit Gauß-Krüger-Koordinaten, Literaturzitate und Substratangaben enthalten.Die vorhandenen Daten werden nach ökologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Fundorte mit ähnlichen ökologischen Verhältnissen werden zu Teilgebieten zusammengefaßt und getrennt analysiert. Eine Bewertung wird anhand der ökologischen Zeigerwerte nach NIMIS (2000) für Licht, Feuchtigkeit, pH, Eutrophierung und Höhenstufe vorgenommen und mit anderen Regionen in Slowenien verglichen. Die Flechtenflora der kontinentaleren Teile der Alpen unterscheidet sich deutlich von jener fer submediterran beeinflussten Dinariden. Nicht nur der Anteil an ozeanischen Arten, sondern auch deren Häufigkeit ist in diesen Landesteilen höher als in den Alpen. Die hohen Niederschlagsmengen, häufige Nebel sowie gute Luftqualität und Waldstruktur können dafür verantwortlich gemacht werden. Zahlreiche Flechtenarten bevorzugen mäßig saure bis basische Borken und finden daher in den gemischten Buchen-Tannen-Wäldern der Dinariden ein wesentlich besseres Substratangebot.