Sehr strenge Winter kommen in Mitteleuropa verhältnismäßig selten vor und daher ist es für den Forstmann, sowohl vom waldbaulichen, als auch vom dendrologischen Standpunkte aus wichtig festzustellen, welche Wirkung ein abnormales Sinken der Temperatur auf die Holzarten im Walde hatte. Im Gebiete der CSR versuchten wir diese Einflüsse auf Grund einer Fragebogenaktion zu erfassen und sie durch Auswertung der so gewonnenen Berichte festzustellen. Der Einfluss des strengen Winters auf die Holzarten des Waldes wirkte sich in überwiegendem Maße ungünstig aus; günstige Einwirkungen, wie Schädlingsvernichtung und ähnliches, waren nirgends in bemerkenswerter Weise festzustellen. Der ungünstige Einfluss zeigte sich einerseits in physiologischer Richtung durch Beschädigung von Knospen und Kambium, respektive durch Zerreissen der Wurzeln bei Pflanzen und in der durch diese Einflüsse hervorgerufenen Verminderung des Zuwachses (Fig. 5), welche beim Dickenzuwachs mehr betrug als beim Längenzuwachs; anderseits in technischer Hinsicht durch Verursachung von Frostrissen, weiter der Rotkernbildung der Buche und durch Entwertung der Holzmasse. Da und dort wurde auch das Auftreten von Borkenkäfern (Ips curvidens, polygraphus, typographus und Hylesinus fraxini), aber nur in geringerem Maße, beobachtet. Bruchschäden infolge von Schneebehang und dgl. waren verhältnismäßig selten. Unter den forstlichen Holzarten wurden am meisten von den Nadelhölzern Tanne, Eibe und die grüne Douglastanne, von den Laubhölzern Esche, Hainbuche und Buche, von den Sträuchern Flieder, Weißdorn und Buchsbaum betroffen. Insgesamt waren die Schäden im westlichen Teile der CSR (besonders in den Ländern der böhmischen Krone) bedeutend fühlbarer, als im östlichen Teile (östlicher Teil der Slowakei, Karpathorussland), wo auch die Abweichung von der Normaltemperatur bedeutend geringer war. Der Einfluss von Exposition, Neigung und Boden auf das Maß und die Art der Beschädigung wurde in keinerlei Weise als besonders auffallend festgestellt. Auch bei verschiedenen Arten und Qualitäten der Böden waren die Unterschiede ganz verschwindend, was sich, teilweise durch die Isolationswirkung der starken Schneedecke erklären lässt, welche zur Zeit der grimmigsten Fröste die Bodenoberfläche fast überall bedeckte. Durchschnittlich fand am am meisten und häufigsten Beschädigungen auf Südlehnen und überhaupt dem Sonnenlicht ausgesetzte Stellen (Fig. 4). Auf den Einfluss der niedrigen Temperatur wirkte bedeutend die Nähe des Wassers (d.i. von Teichen und Wasserläufen) ein, sodass am meisten beschädigte Holzarten immer in der Umgebung von Flüssen oder Wasserbecken zu finden waren. Einen entscheidenden Einfluss bei den schädlichen Wirkungen des strengen Winters hatte die Meereshöhe. Grundsätzlich waren die Schäden in den niederen Lagen, besonders in Tälern und Kesseln weitaus fühlbarer, als in den höheren Lagen. Im großen Durchschnitt wirkte am heftigsten der Temperaturtiefpunkt bis in die Höhen von 500 - 700 m über dem Meere. In einer Höhe von 1000 m über dem Meere wurden insgesamt nur unbedeutende Schäden festgestellt. Der Einfluss der Betriebsart und der Bestandesform auf das Maß, respektive die Art der Beschädigung wurde nur in der Hinsicht beobachtet, dass in Beständen mit durchbrochenem Kronenschluss oder in durchlichteten Beständen und in freistehenden Kulturen die Schäden immer größer waren, als die in geschlossenen Beständen und in Verjüngungen, die sich unter dem Schirme des Mutterbestandes befanden. Die Bedeutung des Alters der Holzart für die Beschädigung wechselte mit der Holzart. Die Art des Einwirkens des strengen Winters war entsprechend den einzelnen Gegenden und Holzarten verschieden.