Zentrale Orte sid nicht die Produkte des Zufalls, sondern das Ergebnis eines langfristigen marktwirtschaftlichen Prozesses. Sie sind Realität und nicht die Erfindung der Raumordnung oder der Wissenschaft. Zentrale Orte haben nur zum Teil durch Planungsentscheidungen der öffentlichen Hand ihre Zentralität erlangt. Vielmehr sind sie durch ungezählte Komsumentscheidungen der privaten Haushalte und anderer Wirtschaftssubjekte sowie durch Standortentscheidungen des Dienstleistungsgewerbes und des teritären und quartären Sektors zu ihrem Status gekommen. Die privaten Haushalte haben durch ihren Einkauf von Gütern und diensten ebenso dafür gesorgt, dass sich eine Siedlung zum Zentralen Ort entwickelte, wie die Unternehmen des Dienstleistungssektors durch ihre Standortwahl. Verkehrslage, Erreichbarkeit und Kunden- bzw. Benützerpotenzial stellen Voraussetzungen für den jeweiligen Rang eines Zentralen Ortes dar. Eine entscheidende Rolle spielte dabei aber auch die öffentliche Hand, die mit der historisch gewachsenen Allokation von Verwaltungsdiensten gleichsam das Grundgerüst des zentralörtlichen Systems festlegte. Zentrale Orte können für sich beanspruchen, die Bevölkerung mit Gütern und Diensten (inkl. öffentliche Dienste) so zu versorgen, dass die Einkaufsdistanzen und der Transportaufwand für alle minimiert werden. Umgekehrt können öffentliche und private Anbieter von Gütern und Diensten in Zentralen Orten mit einer spezifischen "Anziehungskraft" des Ortes und damit mit einer entsprechenden ökonomischen Bais bzw. Auslastung ihrer Einrichtung rechnen. Zentrale Orte besitzen damit eine eminente Qualität: Sie sind "natürliche" Mittelpunktsiedlungen, sie haben durch die langfristigen und ungezählten Kauf- und Standortentscheidungen der privaten Haushalte sowie der öffentlichen und privaten Unternehmen des Dienstleistungssektors ihre Stellung und "räumliche Akzeptanz" erhalten.