Ein neuer Ansatz zur vorausschauenden Regelung von Interessenkonflikten am Wald ist ein auf Dauer angelegter Walddialog mit der periodischen Formulierung von Waldprogrammen unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit und weitreichender Koordination mit anderen Sektoren. Die Idee dieses Konzepts "Nationales Waldprogramm" (NWP) komm aus internationalen waldpolitischen Prozessen und wird mittlerweile in mehreren europäischen Ländern umgesetzt. Nachdem sich der Walddialogprozess in Österreich im Anfangsstadium befindet, konzentriert sich die Studie auf die Analyse des Stellenwerts des NWP-Konzepts bei den waldpolitisch relevanten AkteurInnen. Einerseits wird gefragt, welchen Themen, Problemen und Problemlösungsmöglichkeiten Entscheidungspersonen in der österreichischen Waldpolitik Aufmerksamkeit schenken. Andererseits wird gefragt, welche Erfahrungen und Vorstellungen in Österreich zu verschiedenen Merkmalen von politischen Entscheindungsprozessen bestehen, insbesondere bezüglich Partizipation, zwischensektoraler Koordination sowie langfristiger und anpassungsfähiger Planung. Die Erkenntnisse aus qualitativen Interviews und teilnehmenden Beobachtungen geben Aufschluss über die Akzeptanz des NWP-Konzepts und das präferierte Prozedere eines Walddialogs. In der Untersuchung wird auch der Etablierungsprozess der Idee Walddialog in Österreich nachgezeichnet und anhand eines theoretischen Ansatzes - dem Multiple-Streams-Ansatz von Kingdon - analysiert. Die Studie zeigt, dass im Vorfeld und zu Beginn des NWP-Prozesses die Rahmenbedingungen für einen breit partizipativen, zwischensektoralen und anpassungsfähigen Walddialog in Österreich überwiegend ungünstig sind. Beim Großteil der AkteurInnen überwiegt ein "instrumentelles" Verständnis politischer Planung, bei dem die Erstellung und Umsetzung eines Waldprogramms im Vordergrund stehen. Nur ein kleiner Teil der AkteurInnen misst der "diskursiven" Funktion des Walddialogs eine große Bedeutung zu. Die größten Auffasungsunterschiede bestehen zum Aspekt der Parizipation, bei dem die präferierten Varianten von symbolischen bis substantiellen Beteiligungsmöglichkeiten reichen. Während vor allem die Waldbesitz-InteressenvertreterInnen besorgt über eine zu starke Ausweitung von Partizipation sind, erhoffen sich insbesondere die Umweltpolitik-Organisationen eine verbesserte Durchsetzung ihrer Interessen. Verschiedene Entwicklungen in der österreichischen Waldpolitik und die aktuelle Prozessstruktur des Walddialogs zeigen, dass langfristig gesehen ein substantieller Walddialog erreichbar ist. In der Studie werden verschiedene Aspekte angeführt, die auf der Basis von Theorie und Erfahrungen aus anderen Politikprozessen die Erfolgschancen eines Walddialogs erhöhen.