Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs : Grünland, Grünlandbrachen und Trockenrasen, Hochstauden- und Hochgrasfluren, Schlagfluren und Waldsäume, Gehölze des Offenlandes und Gebüsche
Diese Monographie beinhaltet die Bearbeitung von drei Biotoptypengruppen als Teil der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs. Dies sind die Hauptgruppen "Grünland, Grünlandbrachen und Trockenrasen", Hochstauden- und Hochgrasfluren, Schlagfluren und Waldsäume" und "Gehölze der Offenlandschaft, Gebüsche". Alle Biotoptypen werden in standardisierter Form beschrieben: Ökologie, Charakteristik, Hinweise zur Abgrenzung, Pflanzengesellschaften, Referenzierung zur FFH-Richtlinie, Häufigkeit, Verbreitung, Vorkommen in Bundesländern und Gefährdungsursachen. Es werden alle Biotoptypen unabhängig von ihrer Gefährdungssituation beschrieben. Die Verbreitung der meisten Biotoptypen wird auf naturräumlichen Verbreitungskarten dargestellt. Für die Biotoptypen der Biotoptypengruppen Halbtrocken- und Trockenrasen, Salzwiesen und Salztrockenrasen, Serpentinrasen und Schwermetallfluren und für die Biotoptypen "Basenreiche Pfeifengras-Streuwiese", "Basenarme Pfeifengras-Streuwiese" und "Frische basenarme Magerwiese der Tieflagen" wurden Rasterverbreitungskarten erstellt. Zu diesem Zweck wurden vorhandene Daten von Inventaren (Österreichischer Trockenrasenkatalog, Moorschutzkatalog), Literaturdaten, Expertenangaben und die verfügbaren Daten von Biotopkartierungen der österreichischen Bundesländer ausgewertet. Die so erhaltenen Informationen wurden in Verbreitungskarten im Raster der Floristischen Kartierung Mitteleuropas dargestellt. Die den Verbreitungskarten zugrunde liegenden Datenquellen werden dargestellt. Die Gefährdung wurde an Hand von quantitativen und qualitativen Indikatoren (Flächenverlust, Seltenheit, Qualitätsverlust) beurteilt. Diese Einstufung wurde anschließend mit ExpertInnen überprüft und korrigiert. Kritische Fälle wurden in Workshops und in Einzelgesprächen mit den ExpertInnen abgeklärt. Auf Grund der ausgeprägten naturräumlichen Differenzierung Österreichs wurde zusätzlich zur nationalen auch eine regionale Gefährdungseinstufung durchgeführt. Diese Vorgangsweise ermöglicht die Erarbeitung abgesicherter Gefährdungseinstufungen. Von den 61 Grünlandbiotoptypen Österreichs (inklusive 3 Subtypen) wurden 53 Biotoptypen (dass sind rund 90%) einer Gefährdungskategorie zugeordnet. Vier Biotoptypen (Bodensaure Pfeifengraswiese, Karbonat-Sandtrockenrasen, Silikat-Sandtrockenrasen, Lösstrockenrasen) und der Subtyp "Primäre Schwermetallflur" sind "von völliger Vernichtung bedroht". Nur drei Grünlandbiotoptypen (rund 5%) sind österreichweit nicht gefährdet. Weitere drei Biotoptypen (rund 5%) wurden in die Kategorie "nicht besonders schutzwürdig" eingereiht und daher bezüglich ihrer Gefährdung nicht bewertet.Von den 17 Hochstaudenbiotoptypen Österreichs wurden fünf Biotoptypen (das sind rund 29%) einer Gefährdungskategorie zugeordnet. Insgesamt 11 Hochstaudenbiotoptypen (rund 65%) sind österreichweit als nicht gefährdet eingestuft. Ein weiterer Biotoptyp (rund 6%) wurde in die Kategorie "nicht besonders schutzwürdig" eingereiht und daher bezüglich seiner Gefährdungssituation nicht bewertet. Verglichen mit anderen Biotoptypen sind die Hochstaudenbiotoptypen in geringerem Ausmaß gefährdet. Von den 48 Gebüschbiotoptypen Österreichs wurden 27 Biotoptypen (das sind rund 56%) einer Gefährdungskategorie zugeordnet. Drei Biotoptypen (Kopfbaum, Kopfbaumbestand und Kopfbaumreihe und -allee) sind "von völliger Vernichtung bedroht". Insgesamt 9 Gebüschbiotoptypen (rund 19%) sind österreichweit nicht gefährdet. Weitere 12 Biotoptypen (rund 25%) wurden in die Kategorie "nicht besonders schutzwürdig" eingereiht und daher bezüglich ihrer Gefährdungssituation nicht bewertet. Bei der Analyse der regionalen Gefährdung der in dieser Studie erfassten Biotoptypengruppen in den Naturräumen Österreichs zeigen sich deutliche Unterschiede. In den außeralpinen Naturräumen (Böhmische Masse, Pannonikum, Nördliches und Südöstliches Alpenvorland) ist die regionale Gefährdung für alle hier untersuchten Biotoptypengruppen höher als in den Alpen. Zudem ist die Anzahl vorkommender Biotoptypen in den Alpen am höchsten. Dies spiegelt die stärkere Bedrohung natürlicher und naturnaher Lebensräume in den dichter besiedelten und intensiver genutzten Gebieten Österreichs wider. Die Regenerationsfähigkeit wurde ausschließlich auf typologischer Ebene bewertet und unterliegt somit keiner regionalen Differenzierung. Zwischen den hier untersuchten Biotoptypengruppen zeigen sich deutliche Unterschiede: Die in eine Gefährdungskategorie eingestuften Grünlandbiotoptypen benötigen alle große Zeiträume für ihre Regeneration, 17% wurden als kaum regenerierbar und die übrigen 83% als bedingt regenerierbar eingestuft. Auch die in eine Gefährdungskategorie eingestuften Gebüschbiotoptypen (96%) sind bis auf eine Ausnahme schwer regenerierbar. Hingegen sind die meisten gefährdeten Hochstaudenbiotoptypen in deutlich kürzeren Zeitspannen wiederherstellbar. Die Verantwortlichkeit für die Erhaltung wurde ebenfalls auf nationaler Ebene bewertet. Österreich trägt für den Erhalt von 24 Grünlandbiotoptypen, drei Hochstaudenbiotoptypen und vier Gebüschbiotoptypen eine hohe Verantwortung. Eine besondere Verantwortlichkeit für Österreich liegt für keinen Biotoptyp vor.