Aufgrund von Rheinausbau, Staustufenbau und partieller Abkoppelung der flussbegleitenden Wälder von der Vorflut des Rheines haben sich die hydrologischen Verhältnisse und somit die Standorteigenschaften des Taubergießengebiets grundlegend verändert. In diesem, als "staubeeinflusste Rheinaue" bezeichneten Rheinabschnitt, fehlen heute intakte, also von der ursprünglichen Auedynamik uneingeschränkt beeinflusste Auewälder. Um die Veränderung der Auewaldvegetation infolge der Veränderung des Auestandortes herauszuarbeiten, wurden pflanzensoziologische Vegetationsdaten dreier Aufnahmeperioden miteinander verglichen (Lohmeyer u. Trautmann 1974, nicht publizierte Aufnahmen nach Lange u. Reinhardt 1984-1986 und aktuell erhobene Daten von 2000-2001). Die Daten stammen aus drei sich in ihrem Wasserhaushalt unterscheidenden Bannwald-Teilgebieten des Taubergießengebietes (Herrenkopf, Dornskopf und Streitkopf) im Forstbezirk Ettenheim. Als Vegetationstypen ließen sich Weiden- und Weiden-Schwarzerlen-Gesellschaften auf den Weichholzstandorten gegenüber Eschen- und Eschen-Bergahorn-Gesellschaften auf den Hartholzstandorten abgrenzen. Erstere stehen zwar soziologisch noch dem Salicetum albae nahe, letztere dem Querco-Ulmetum. Doch aufgrund der Verjüngungsdynamik sowohl in Weichholz- als auch in Hartholz-Wäldern können sie diesen nicht mehr angegliedert werden. Über den Vergleichszeitraum von 15 (30) Jahren hinweg verdeutlichen die Vegetationsdaten, dass den Weichholzwäldern die Gehölzverjüngung vollständig fehlt, sie sich folglich nicht mehr regenerieren können. Anders als vielfach in der Literatur postuliert, ist nur ansatzweise die Entwicklung zu Bruchwäldern erkennbar, obwohl ganzjährig der Grundwasserstand bis knapp unter die Bodenoberfläche reicht und wochenlang die Standorte überflutet sein können. In den Hartholzwäldern ist die Entwicklung von ehemals Eichen-Ulmen-bestimmten Waldgesellschaften hin zu Eschen- und Eschen-Bergahorn bestimmten Wäldern offensichtlich. Veränderungen unter den krautigen Arten sind überwiegend Sukzessionsprozessen zuzuschreiben. Das für eine intakte Aue charakteristische Überflutungsregime ist auf den meisten Hartholzstandorten nur noch von untergeordneter Bedeutung. Entscheidender sind Grundwassernähe und Substrateigenschaften. Dennoch entspricht die Überflutungsaue der Staubereiche standörtlich nicht der vom Hochwasser abgeschlossenen Altaue. Dieser Umbruch in den Waldgesellschaften wird als Zwischenstadium eines noch nicht abgeschlossenen Sukzessionsgeschehens gewertet. In den Bannwäldern ruht die Nutzung, folglich entwickeln sich unter den gegebenen Standortsverhältnissen neue natürliche Waldgesellschaften. Die vorliegende Untersuchung versteht sich nicht nur als Zwischenanalyse, sondern auch als dokumentarische Grundlage für ein flächenscharfes Monitoring. Die dauerhafte Beobachtung wird dringend empfohlen.