In den vorhergehenden Abschnitten haben wir versucht, einen Überblick über die im Laufe der Zeit erarbeiteten Methoden der Vegetationserfassung und -gliederung zu geben und diese Methoden kritisch zu würdigen. Wir sahen, daß es viele Möglichkeiten für die Untersuchung der Pflanzendecke gibt. Manche Methoden sind für besondere Fragestellungen, manche für bestimmte Gebiete zugeschnitten, manche haben sich auch nicht bewährt. Es gibt jedoch genügend Verfahren, die ihre Brauchbarkeit bewiesen haben; welche man davon für die Untersuchung wählt, muß sich immer nach der Fragestellung, nach der Zielsetzung der Arbeit richten. Jeder Schematismus ode gar Dogmatismus kann sich nur ungünstig auswirken. Die mit weiten Abstand bedeutendste und erfolgreichste pflanzensoziologische Arbeitsrichtung der Gegenwart ist die von Braun-Blanquet begründete, die wir darum eingehend behandelt haben. Die analytischen Methoden dieses Forschers werden nahezu ausschließlich, die synthetisch-systematischen von dem größten Teil der Pflanzensoziologen angewendet, wenn auch z.T. in verschiedenen Abwandlungen. Gerade die enorme Fülle des Materials, das in den letzten vier Jahrzehnten mit dieser Methodik gewonnen wurde, warf immer neue Probleme auf und führte auch zu gewissen Schwierigkeiten gegenüber der anfänglichen Grundkonzeption. Jede Kritik, so berechtigt sie in Einzelpunkten auch sein mag, sollte jedoch nicht übersehen, daß die meisten Probleme überhaupt erst infolge der weitestgehenden Anwendung dieser Methodik entstehen konnten. Sie hat sich bisher aber stets als anpassungs- und erweitersfähig genug erwiesen, um auftauchende Probleme lösen zu können. Nach unseren derzeitigen Kenntnissen glauben wir sagen zu dürfen, daß es kaum ernsthafte Schwierigkeiten im Bereich lokaler pflanzensoziologischer Bearbeitungen nach den Prinzipien von Braun-Blanquet gibt und daß damit auch einer Auswertung für die Belange der Praxis keine generellen Schwierigkeiten im Wege stehen. Zu welchen Leistungen diese Methode führen kann, haben wir u.a. im Abschnitt VI an einigen Beispielen angedeutet. Sicherlich ist auch auf dem Gebiet der lokalen pflanzensoziologischen Forschung noch mehr als genug zu tun. Als wichtige Forschungsaufgaben der nächsten Zeit lassen sich etwa anführen: die Vertiefung unserer Kenntnisse über Aufbau, Entwicklungsgeschichte und Systematik der Pflanzengesellschaften, das Studium der Beziehungen zwischen verschiedenen Pflanzengesellschaften (Ersatzgesellschaften, Kontaktgesellschaften usw.) und zu den standörtlichen Gegebenheiten.