Die Ligninverwertung in Österreich ist besonders ein Problem der Sulfitablaugenverwertung. Wir haben nur wenige Möglichkeiten, den alkalischen Aufschluß durchzuführen. Hierbei wird die alkalische Ablauge verbrannt. Es wäre immerhin möglich, auch aus dem Alkalilignin einen Teil für die Kunststoffindustrie in der angegebenen Weise nutzbar zu machen, da wir Phenol importieren müssen. Auch die in den USA entwickelte Ausnutzung eines kleinen Teils des anfallenden Alkalilignins nach Oxydation als verstärkter Kautschukfüllstoff wäre in Österreich bei unserer hochentwickelten Gummiindustrie denkbar. Insbesondere dann, wenn es gelingt, nicht nur aus Latex durch Mitfällung das Lignin in den Kautschuk einzubauen, sondern das entsprechend vorbehandelte Lignin auf der Walze einzuarbeiten. Fast unser gesamter Anfall an Lignin ist aber Ligninsulfosäure. Da auch die Abwasserfragen hiebei eine große Rolle spielen, sei auf die Aktualitöt dieses Problems noch einmal verwiesen. Einer Einführung des Marathon-Verfahrens stehe ich aus mehreren Gründen skeptisch gegenüber. 1. Da eine solche Anlage nur in großen Dimensionen rentabel sein kann, erfordert es einen sehr großen Kapitalaufwand. 2. Sind die technischen Feinheiten, welche nur durch jahrzehntelange Erfahrung erlernbar sind, besonders ins Gewicht fallend. 3. Wird in Deutschland derzeit die Aufstellung einer ähnlichen Fabrik geplant. 4. Kann der Weltmarktpreis an Vanillin durch die gewaltige Kapazität der beiden amerikanischen Fabriken imwesentlichen bestimmt werden. Andererseits könnte an eine Anreicherung der Ligninsulfosäure durch eine Eindickungsanlage bzw. sogar nach dem Fällungsverfahren eher gedacht werden, da wir auf diese Weise für einige Industrien Rohstoffe gewinnen könnten. Damit wäre auch das Abwasserproblem größtenteils gelöst. Voll zu befürworten sind alle Versuche, das Holz als solches chemisch zu veredeln. Es könnten so gewisse Spezialindustrien, so z. B. unserer hochentwickelten Möbelindustrie neuartige Stoffe zugeführt werden.
861 (Holzschliff, Zellulose- und Papierfabrikation. Textilien und andere Zellstoffderivate (UDK-Titel 676 gliedert dieses Gebiet eingehender auf)) 865.2 (Auf Ligninbasis) [73] (Vereinigte Staaten)