Standardsignatur
Titel
Beiträge zur Klimageschichte vom späten Hochglazial bis ins frühe Holozän, rekonstruiert mit Jahrringen und Molluskenschalen aus verschiedenen Vereisungsgebieten
Verfasser
Erscheinungsort
Zürich
Verlag
Erscheinungsjahr
1993
Seiten
200 S.
Illustrationen
97 Abb., zahlr. Lit. Ang.
Material
Abgeschriebene Publikation
Datensatznummer
108276
Quelle
Abstract
Vielleicht mit Ausnahme des Wylermooses (Belpberg) verdanken wir alle hier vorgestellten Archive den extremen geomorphologischen Gegebenheiten zur Zeit ihrer Entstehung. Trotz der ungünstigen ökologischen Verhältnisse zur Zeit der Bildung des Dättnauer Lehms bei Winterthur, des Utolehms bei Zürich, des Auenlehms der Reppisch bei Birmensdorf und Landikon (alle Schweiz) widerspiegeln sämtliche Fundstellen die globalen Veränderungen am Übergang vom Hochglazial ins frühe Holozän, teilweise mit mehreren Parametern (Fig. 96). Die Jahrringchronologien ermöglichen, die bewaldeten Interstadiale Bölling und Alleröd weitgehend annuell aufzulösen sowie die 14C-Produktionsrate zu eichen. Dank dem Umstand, ass die hochauflösenden Resultate der Dendrochronologie stratigraphisch in den begleitenden Mollusken- und Pollenprofilen verankert sind, lassen sich diese in die grossen Zusammenhänge einordnen (Fig. 97). Die stabilen Isotope in Landschneckenschalen und Seekreide widerspiegeln den Temperaturverlauf und gestatten die grossräumige Korrelation von Zentraleuropa bis nach Grönland. Die stabilen Isotope im Holz bestätigen die aus den Mollusken gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Temperatur und der Feuchtigkeitsverhältnisse: Im Bölling waren die Klimabedingungen trotz einzelner Überschwemmungsphasen trockener und wärmer als gegen Ende des Alleröds. Die Erwärmung von Ältester Dryas ins Bölling, der klimatische Rückschlag in die Jüngere Dryas und die erneute Klimaverbesserung am Übergang ins Präboreal verliefen abrupt. Der wahrscheinliche Anschluss der Jahrringchronologien an den LST (Laachersee/-Tephra-)Leithorizont) in den Warven öffnet in Europa neue Möglichkeiten der Korrelation und gibt der Datierung zusätzliche Sicherheit. Die Chronologie vom Two Creeks-Forest, Wisconsin, zeigt die Dauer des gleichnamigen Intervalls. Dadurch erhöht sich ab 12'000 BP vorübergehend der Schmelzwasserzufluss durch das St. Lorenz-System in den Nordatlantik, was gleichzeitig in Grönland und Teilen Europas den klimatischen Rückschlag der Älteren Dryas auszulösen scheint. Wahrscheinlich kann über solche Wechselwirkungen eine Brücke vom europäischen zum amerikanischen Spätglazial geschlagen werden. Beide Ereignisse folgen unmittelbar auf den Höhenpunkt des "melt-water pulse" 1A. Solchen Quervergleichen terrestrischer Archive unter sich und mit ozeanischen dürfte in Zukunft vermehrt Bedeutung zukommen.