Der Wacholder wurde für das Jahr 2002 zum Baum des Jahres gewählt. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald veranstaltete die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) am 13.07.2002 im Kloster Ettal die traditionelle Fachtagung zum Baum des Jahres.Nach kurzer Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Herrn Freiherrn VON REDWITZ und den Präsidenten der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, OLAF SCHMIDT, beleuchtete GREGOR AAS die verschiedenen Facetten des Gemeinen Wacholders Juniperus communis aus dendrologischer Sicht. Dabei spannt er den Bogen über die Verbreitung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Art, deren Morpholgie und Variabilität bis hin zur Reproduktionsbiologie. Er weist daraufhin, dass der Gemeine Wacholder wahrscheinlich die am weitest verbreitete Konifere der Welt ist. Ihr Areal umfasst den größten Teil des eurasiatischen Raumes, aber auch Nordamerikas. Die Art besiedelt alle Höhenlagen bis fast 4.000 m, wird aber wegen ihrer ausgeprägten Konkurrenzschwäche meist auf trockene oder anmoorige Böden verdrängt. Die Familie der Zypressengewächse, der Juniperus communis angehört, ist mit rund 130 Arten weltweit vertreten. Lediglich eine weitere Art, Juniperus sabina, der Sadebaum, ist bei uns in Mitteleuropa beheimatet. Ein pflanzengeographisches und vegetationsökologisches Portrait des Wacholders zeichnet JÖRG EWALD in seinem Beitrag. Er beschreibt zunächst die unterschiedlichen Wuchsformen des Gewöhnlichen Wacholders und zeigt die deutschlandweite Verbreitung der Art auf. Durchgehend verbreitet ist der Wacholder demnach in den Kalkgebirgen Süddeutschlands, den Kalkalpen, der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie in den norddeutschen Sandgebieten der Lüneburger Heide und der Lausitz. Laut EWALD kommt Juniperus communis in vielen Pflanzengesellschaften vor. Als säulenförmig wachsender Heidewacholder in Gebüsch-Gesellschaften auf Felsstandorten oder in der Au, aber auch als Zwergwacholder zusammen mit Alpenrosen, Latschen- sowie Zirbelkiefern im Bereich der Waldgrenze. In einem Vergleich der ökologischen Nische beider Wacholdersippen im bayerischen Alpenraum zeigt EWALD auf, dass vor allem die Faktoren Licht und Stickstoffmangel den Wuchsort des Heide- als auch des Zwergwacholders charakterisieren. Um den Fortbestand des Heidewacholders in den Alpentälern zu gewährleisten, plädiert er schließlich dafür, die natürliche Dynamik der Wildbäche zuzulassen, die immer wieder geeignete, offene, karbonatreiche und stickstoffarme Standorte schafft. Ergänzend zu diesem Referat werden kurz die Ergebnisse der Diplomarbeit von CHRISTIAN MÜLLER vorgestellt. Er charakterisiert darin insbesondere die standörtlichen Voraussetzungen für das Vorkommen baumförmiger Wacholder (Juniperus communis ssp. communis) in Südbayern. Im folgenden Kurzbeitrag beleuchtet OLAF SCHMIDT einige interessante Facetten der Lebensweise der Wacholderdrossel. THOMAS LOHRER beschreibt in seinem Beitrag die Biologie und Bekämpfung des Birnengitterostes (Gymnosporangium sabinae), einem zwischen Wacholder und Birne wirtswechselnden Pilz. Er weist auf die unterschiedliche Anfälligkeit der verschiedenen Wacholderarten und -Sorten hin. So sei zwar der Gewöhnliche Wacholder (Juniperus communis) kein potentieller Wirt des Birnengitterrostes, dafür aber für andere Gymnosporangium-Arten, die mit Sorbus- und Crataegus-Arten einen Wirtswechsel vollziehen. Als vorbeugende Maßnahme empfiehlt er die Entfernung einer der beiden Wirtspflanzen. Mit Schadinsekten am Wacholder befassen sich ALFRED WULF und LEO FEHL. Juniperus-Arten weisen im Vergleich zu anderen Baumarten zwar nur wenige ernsthafte Schädlinge auf, der Zierwert der einzelnen Pflanzen kann jedoch stark beeinträchtigt werden. So verursacht z. B. die Wacholder-Deckelschildlaus verfärbte Nadeln und vertrocknete Triebe, die Wacholderbaumlaus Nadelvergilbungen und vorzeitigen Nadelfall. Fraßschäden und auffällige Gespinstnester an den befallenen Trieben kennzeichnen den Befall der Wacholdergespinstmotte. Die arzneilich interessanten Aspekte des Wacholders erläutet NORBERT LAGONI in seinem Referat. Als eine der ältesten Heil- und Gewürzpflanzen wurde er in der Volksmedizin zu allen Zeiten insbesondere als Antiseptikum und harntreibendes Mittel eingesetzt. Im Mittelalter galten zudem die Beeren - innerlich angewandt - sowie die Zweige zum Ausräuchern der Krankenzimmer als Mittel gegen die Pest. Auch heute noch werden die ätherischen Öle der Wacholderbeeren zur Arzneimittelherstellung verwendet. Die Ausführungen von DIETGER GROSSER befassen sich mit den Eigenschaften und der Verwendung des Wacholderholzes. Er charakterisiert das relativ schwere Holz als ausgesprochen feinfaserig, zäh und fest, aber trotzdem leicht zu bearbeiten. Es ist im hohem Maße witterungsresistent und zudem nicht anfällig gegenüber holzzerstörenden Pilzen und Insekten. Verwendung findet es heute vor allem bei der Herstellung von kunstgewerblichen Artikeln und Kleinmöbeln sowie für Intarsienarbeiten. "Wacholder - eine heilige Kuh des Naturschutzes?" lautet der Titel des Beitrages von BRIGITTE und ERNST KRACH. Die beiden Autoren beschreiben darin die Geschichte des deutschen Naturschutzes und in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung des Wacholders. Ausgehend von den mittelalterlichen Jagd- und Forstordnungen spannen sie den Bogen über die Ausweisung des ersten deutschen Naturschutzparkes im Jahr 1921 - der Lüneburger Heide - über das Reichsnaturschutzgesetz bis zu den heutigen Naturschutzbestrebungen zur Erhaltung der Wacholderheiden.