Ten Years of Monitoring Forest Condition in Europe. Overview Report : Studies on Temporal Development, Spatial Distribution and Impacts of Natural and Anthropogenic Stress Factors
Das Monitoring-Programm zur Erfassung des Kronenzustands in den Wäldern Europas auf einem systematischen Raster von Erhebungspunkten (Level I) verfügt nunmehr über Daten aus 10 Jahren. Seit kurzem liegen auch Daten über den Bodenzustand dieser Erhebungspunkte vor. Die vorliegende Studie zielt vor allem darauf ab, die Datensätze über den Waldzustand der zurückliegenden 10 Jahre füßr eine eingehende Analyse des Kronenzustands in Europa zu nutzen. Zusätzlich sollten Korrelationen zwischen dem Kronenzustand und bekannten Streßfaktoren festgestellt werden. Ausgewählte Bodenzustandsdaten wurden in Kombination mit Wetterdaten und Luftverunreinigungen für die Studie herangezogen. Werte für diese Parameter wurden durch Interpolationen und Modellberechnungen für jeden Erhebungspunkt abgeschätzt. Detaillierte Analysen der Kronenzustandsdaten ergaben, daß die Einschätzung des Kronenzustands in den vier Schadensklassen zu verlässlichen Aussagen führt. Für ca. 80% der Bäume beträgt die Genauigkeit der Einschätzung 10%. Dagegen liegt die Übereinstimmung der Kronenzustandsbewertung in 5%-Stufen lediglich bei 30%. Die Ergebnisse einzelner Länder zeigen, daß Vergleiche der Kronenzustandsdaten zwischen den teilnehmenden Staaten nur mit gebotener Vorsicht gezogen werden sollten. Während des Untersuchungszeitraums hat sich der Kronenzustand der sieben häufigsten Baumarten in Europa (Fichten, Gemeine Kiefern, Strandkeifern, Buchen, Stein-, Stiel- und Traubeneichen) deutlich verschlechtert. Dabei traten bemerkenswerte regionale Unterschiede auf europäischer Ebene auf. In den meisten Fällen konnten diese räumlichen Unterschiede durch die geographische Lagem, insbesondere die unterschiedliche Meereshöhe und die klimatischen Zonen, erklärt werden. Für viele Erhebungsflächen reichten diese beiden Faktoren jedoch nicht aus, um den Kronenzustand zu erklären. Bemerkenswerte Häufungen solcher Erhebungspunkte wurden im mittleren und östlichen Europa sowie auf der Iberischen Halbinsel gefunden. Durch Modellberechnungen wurden kritische Schwellenwerte von Luftverunreinigungen ermittelt, auch verschiedene Streßparameter (z.B. Trockenstreß) wurden modelliert. Die SO2-Konzentrationen und die Ozonkonzentration war auf etwa 20% bzw. auf etwa 90% der Erhebungspunkte erhöht. Die Ozonkonzentrationen beziehen sich jedoch lediglich auf das Jahr 1990 mit überdurchschnittlich hoher Ozonbelastung in Europa. Kritische Schwellenwerte für die Bodenversauerung und für Stickstoff waren auf etwa 10-25% der Erhebungspunkte überschritten. Wirkungen der Stickstoff- und Säureeinträge beziehen sich jedoch eher auf die Bodenvegetation als auf den Kronenzustand der erfaßten Bäume. Durch Regressionsanalysen wurden mögliche Korrelationen zwischen Streßfaktoren und Kronenzustand überprüft. Verschiedene der Streßfaktoren (die Konzentrationen von SO2, NOx und Ozon) zeigten statistisch signifikante Beziehungen zum Kronenzustand, sie erklärten die Variabilität der Blatt/ Nadelverluste, der Änderungen und Trends im Kronenzustand auf europäischer Ebene jedoch nur in geringem Maße. Auch die relative Transpiration als Indikator für Trockenstreß beeinflußte in einigen Fällen den Kronenzustand signifikant. Der Einfluß war von der Baumart abhängig. Die begrenzte Vergleichbarkeit der Kronenzustandsdaten zwischen einzelnen Staaten und die eingeschränkte Verläßlichkeit der modellierten Streßfaktoren stellten jedoch für die Ableitung von Korrelationen ein großes Hindernis dar. Die Datenqualität und die Modelle müssen weiter verbessert werden. Die vorliegende Untersuchung zeigte die wichtigsten Unsicherheiten von Datenqualität und Methoden auf. Voraussichtlich werden europaweite Korrelationsstudien dann verläßlichere Ergebnisse erzielen, wenn die Datensätze der Elementgehalte in Blättern und Nadeln vollständig vorliegen, und wenn die Datensätze z.B. der Ozonbelastung und des Klimas in Europa verbessert sind. Zugleich sollte man sich jedoch auch darüber im klaren sein, daß das Level I Erhebungsnetz nicht für Korrelationsanalysen eingerichtet worden war. Dafür wurde das intensive Monitoring (Level II) aufgebaut. Es umfaßt detaillierte Erfassungen des Bodenzustandes, der Elementgehalte in Blättern und Nadeln sowie Depositionsdaten. Die Einbeziehung der Ergebnisse des intensiven Monitorings wird Möglichkeiten bieten, Korrelationen zwischen Kronenzustand und Streßfaktoren festzustellen sowie Modellberechnungen zu validieren.