Standardsignatur
Titel
Standortspezifische Risikobewertung (SSRA) von im Alpenraum verwendeten nichtheimischen Baumarten
Verfasser
Anja Bindewald
Giuseppe Brundu
Silvio Schüler
Uwe Starfinger
Katharina Lapin
Körperschaft
Bundesforschungszentrum für Wald - BFW
Seiten
31-41
Material
Artikel aus einem Buch
Datensatznummer
200209881
Quelle
Management nichtheimischer Baumarten in den Wäldern des Alpenraumes (2022) , 31-41
Abstract
Nichtheimische Baumarten werden im Alpenraum wegen ihrer spezifischen Holzeigenschaften und raschen Zuwachsraten oder auch zur Verbesserung der Forstwirtschaft und zur Erweiterung des Portfolios an geeigneten heimischen Baumarten eingesetzt (Braun et al., 2021; Pötzelsberger et al., 2020). Insbesondere dann, wenn heimische Baumarten aufgrund steigender globaler Temperaturen nicht länger dazu in der Lage sind, wesentliche forstliche Funktionen zu erfüllen, können nichtheimischen Baumarten, die besser an die zukünftigen Klimabedingungen angepasst sind, gepflanzt werden, um Waldökosysteme anzupassen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzufangen (Bolte et al., 2009). Trotzdem kann eine großflächige Kultivierung bestimmter nichtheimischer Baumarten auch ein Risiko für die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen darstellen, daher benötigen diese Arten eine spezifische Risikobewertung hinsichtlich ihres Invasivitätspotentials (Brundu et al., 2020). Insbesondere wenn nichtheimische Baumarten sich leicht in naturschutzfachlich wertvolle Gebiete ausbreiten könnten, kann ihr Einsatz in der Nähe von Schutzgebieten mit den Zielen des Naturschutzes in Konflikt geraten (Campagnaro et al., 2018; D‘Antonio & Flory, 2017). Solche umstrittenen nichtheimische Baumarten führen häufig zu Debatten darüber, wie bestehende und zukünftige Waldbestände zu bewirtschaften sind und ob neue Bestände überhaupt forciert werden sollten (van Wilgen & Richardson, 2014). Daher ist es äußerst wichtig, die mit der Verwendung von nichtheimischen Baumarten verbundenen Risiken zu bewerten, um Arten mit niedrigem Risiko, die in den Waldbau integriert werden können, zu identifizieren. Im Allgemeinen kann eine Risikoabschätzung als standardisierte Bewertung (potenziell) negativer Auswirkungen definiert werden, die mit der Einbringung, der Etablierung und der Ausbreitung von nichtheimischen Baumarten verbunden sind (FAO 2019). Im Rahmen des INTERREG-AlpineSpace-Projekts ALPTREES haben wir im Laufe mehrerer Workshops mit unseren Projektpartnern und Beobachtern einen neuen methodischen Ansatz für eine „Standortspezifische Risikobewertung“ (SSRA ) entwickelt. Obwohl es bereits eine Fülle von Methoden gibt, liegt die Besonderheit der SSRA im Vergleich zu anderen verfügbaren Methoden in der Zugrundelegung einer abgestuften Struktur zur Bewertung der von nichtheimischen Baumarten ausgehenden Risiken, die zwischen unterschiedlichen Ökosystemtypen, Örtlichkeiten und Standorten unterscheidet. Die SSRA ermöglicht es daher, den regionalen Kontext genauso zu berücksichtigen wie die Effektivität verfügbarer Managementstrategien zur Abfederung negativer Auswirkungen in einem bestimmten Gebiet. Sie dient als Entscheidungshilfe für die Auswahl von Standorten, nichtheimischen Baumarten und waldbaulichen Maßnahmen, um die von geeigneten nichtheimischen Baumarten erbrachten Ökosystemleistungen zu nutzen und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken einzuschränken.