Aktuelle Verbreitung und Standortansprüche der Stechpalme im bayerischen Vorarlpenraum

Freising

Landnutzung und Umwelt Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung

2015

15-46

Artikel aus einer Zeitschrift

200210264

Stechpalme im Gebiet der bayerischen Voralpen: Vorkommen und Genetik ; 223 (2022) , 15-46

Als einzige immergrüne Baumart der bayerischen Flora gilt die Stechpalme (Ilex aquifolium L.) als relativ frostempfindliche Baumart und könnte zu den möglichen Gewinnerinnen im Klimawandel gehören. An das atlantische Klima mit milden Wintern und regenreichen Sommern angepasst, ist die Stechpalme in Westeuropa von der Süd- und Westküste Norwegens bis nach Nordafrika verbreitet (vgl. Abb. 1, Aas 2021). Callauch (1983, zitiert in Ellenberg und Leuschner 2010) begründet die östliche Verbreitungsgrenze durch extreme Fröste, die im Süden durch Sommertrockenheit. Skou et al. (2012) konnten an der danischen Küste bereits eine Ausbreitung von Ilex beobachten, was auch druch die Studie von Banuelos et al. (2003) bestätigt wurde und auch für andere nördliche Bereiche zutrifft (Walther et al. 2005). In Deutschland beschränken sich die natürlichen Vorkommen auf den nördlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns, die norddeutsche Tiefebene und erstrecken sich entlang des Rheins bis an die Schweizer Grenze. Die einzigen natürlichen Vorkommen Bayerns befinden sich am niederschlagreichen Alpenrand (Vollmann 1914; Aas 2021) und bilden zusammen mit den anschließenden österreichischen Vorkommen (Abb. 2) die östlichsten Vorposten nördlich der Alpen. In den abgelegenen Wäldern der Bayerischen Vorarlpen sind Stechpalmen mit hoher Wahrscheinlichkeit autochtohn. Ilex ist in dieser Region aber auch eine beliebte Gartenpflanze, wobei der Ursprung der verwendeten Pflanzen und ihre Beziehung zu den Waldpopulationen unbekannt ist. Tschermak (1935) erwähnt, die Stechpalme sei in Vorarlberg örtlich ein "forstliches Unkraut" mit weiter Verbreitung und hohen Individuenzahlen. Inwieweit die Ausbreitungstendenz der Stechpalme in den Bayerischen Vorarlpen dem nordeuroüäischen Trend folgt, ist ebenfalls ungewiss.