Standardsignatur
Titel
Alter der Kulturlandschaft und Natürlichkeit der Baumarten in der Rheinaue : Versuch einer Rekonstruktion bezüglich der Naturnähe von Auewäldern
Verfasser
Erscheinungsort
Stuttgart
Verlag
Eugen Ulmer
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
S. 245-250
Illustrationen
7 Tab., 48 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200133077
Quelle
Naturschutz und Landschaftsplanung 2006, 38(8) : Vektorbasierter GIS-Algorithmus für Habitatverbundsysteme : Natürlichkeit der Baumarten in der Rheinaue : Auswirkungen einer naturschutzorientierten Teichwirtschaft, S. 245-250
Abstract
Der Übergang von der Naturlandschaft Flussaue zur Kulturlandschaft erfolgte in Mitteleuropa wesentlich früher, als bisher angenommen wurde. Spuren nennenswerter menschlicher Eingriffe durch Landnutzung weisen auf die Zeit um 3000 bis 2000 v. Chr. hin. Altersdatierte Baumstammfunde in Kieslagern entlang des Rheins und der Donau geben gesicherte Hinweise darauf, dass große Bereiche der Flussniederungen seit Jahrtausenden überflutungsfrei oder kaum überflutet waren (Altaue). Diese Teile der Flussauen trugen Baumarten und Wälder mit natürlichen Baumarten der Flussauen wie Buche, Linde, Ahorn, Kiefer, die nicht überflutungstolerant sind. Altaue und Überflutungsaue sind Bestandteile naturnaher Flussauen. Der Rhein war bis zur Rheinkorrektion (1840) zwischen Basel und Karlsruhe kein Wildstrom mehr. Sein 1 bis 1,5 km breites Flussbett wurde nach 1700 an vielen Stellen um bis zu 1,5 km in der Aue künstlich verlegt. Dadurch gab es einschneidende Veränderungen für die räumliche Verteilung und den Anteil der Landnutzungen Acker, Wiese und Gebüschwald innerhalb der Flussaue. Die Rheinkorrektion setzte diese Flussverlegungen und Landnutzungsveränderungen fort. Sie markiert den Anfang für die künstliche Entstehung der heutigen Auewälder beiderseits des Rheins. Diese wurden – auch in den Hartholzbestandteilen mit Eiche, Esche und Ulme – weitestgehend künstlich im früheren, standörtlich durch die Korrektion völlig veränderten Flussbett neu aufgebaut. Bezieht man den Oberrheinausbau nach 1950 mit ein, dann dauerte der Aufbau der Auewälder ca. 150 Jahre – von 1850 bis heute. In der Oberrheinaue sind die Auewaldstandorte demnach kulturlandschaftsbestimmt. Der Naturschutzwert der Auewälder kann daher nicht ausschließlich aus der potenziellen natürlichen Vegetation oder aus Leitbildern über natürliche Biodiversität in Flussauen abgeleitet werden.