Bei der Umstellung der Österreichischen Forstinventur auf permanente Probeflächen ab 1981 wurden erstmals zwei verschiedene Stichprobenverfahren zur Auswahl der Probestämme angewendet. Für den Durchmesserbereich 5,0cm kleiner gleich BHD kleiner gleich 10,4cm erfolgte die Auswahl der Probestämme auf einer festen Probefläche (r = 2,60m) mit konstanter Wahrscheinlichkeit, während für den Bereich BHD grosser gleich 10,5cm die Auswahl der Probestämme wie in den beiden Inventurperioden 1961/70 und 1917/80 mit der Winkelzählprobentechnik (Zählfaktor k = 4) und daher mit grundflächen-proportionaler Wahrscheinlichkeit erfolgte. Es konnte gezeigt werden, dass bei der Winkelzählprobe grundsätzlich drei Verfahren für die Zuwachsberechnung in Frage kommen. Beim Anfangswert-Verfahren werden die Auswahlwahrscheinlichkeiten des Anfangszustandes, beim Endwert-Verfahren die des Endzustandes konstant gehalten. Das Differenz-Verfahren berücksichtigt hingegen die während der Beobachtungsperiode geänderten Wahrscheinlichkeiten. Mit Hilfe der Zwischen 1981/85 und 1986/90 auf jedem Erhebungstrakt speziell eingerichteten Hilfsprobeflaeche 04 konnte die statistische Identität aller drei Zuwachsberechnungs-Verfahren erstmals mit Felddaten einer Grossrauminventur nachgewiesen werden. Da ab 1981/85 die Probestammauswahl mit kombinierter Stichprobentechnik - Probefläche mit konstanter Flächengrösse und Winkelzählprobe - erfolgte, war es erforderlich, dafuer erwartungstreue Schätzwerte getrennt nach Einwuchs (Ingrowth) und verbleibendes Stammkollektiv (Survivor) für die Kluppschwelle BHD grösser gleich 5,0cm zu entwickeln. Nach Abwägung der praktischen Vor- und Nachteile der drei Verfahren, wird für die Inventurperioden ab 1981 die Anwendung des Anfangswert-Verfahrens vorgeschlagen. In Analogie zu den bis 1980 getroffenen Annahmen, wird auch ab 1981 der vom ausscheidenden Bestand bis zum Zeitpunkt der Nutzung geleistete Zuwachs nicht berücksichtigt. Für den Vergleich der aktuellen Zuwachsergebnisse mit denen der Perioden 1961/70 und 1971/80 war eine genaue Analyse der damals verwendeten Zuwachsdefinition erforderlich und die Auswirkung systematisch zuwachsmindender Festlegungen bei der Erhebung zu untersuchen. Die bis 1980 angewendete Zuwachsberechnung entspricht dem Endwert-Verfahren der Winkelzählprobentechnik und ist vom methodischen Aspekt dem ab 1981 eingesetzten Anfangswert-Verfahren gleichzusetzen. Ein Einfluss der unterschiedlichen Technik - Bohrkernauswertung versus wiederholte BHD-Messung - kann nicht angenommen werden. Die unterschiedliche Behandlung des Einwuchses über die Kluppschwelle, sowie die Vernachlässigung des Rinden- und Laubholz-Höhenzuwachses führten bis 1980 zu beträchtlichen systematischen Unterschätzungen. Der Grundflächenzuwachs wurde im Durchschnitt um 18,9%, der Volumszuwachs im Ausmass von 12,6% unterschätzt. Bei der ersten Wiederholungsmessung der permanenten Stichproben 1986/90 musste eine Erhebung des für die Volumsbestimmung erforderlichen oberen Durchmessers d03 aus organisatorischen Gründen unterbleiben. Es wurde untersucht, inwieweit die mit den Daten der Probefläche 04 hergeleiteten d03-Prognosemodelle von 1986/90 auch für die zweite Wiederholungsmessung anwendbar sind. Auf Grund der Validierung des Modells 1986/90 mit den Daten der Sondererhebung 1994-96 konnte festgestellt werden, dass für die Periode 1992/96 ein neues Modell zu entwickeln ist. Wegen der weiteren Anwendung solcher Modelle auf das Kollektiv der Winkelzählprobe war bei der Entwicklung darauf zu achten, dass keine systematischen Verzerrungen der d03-Residuen über dem gesamten Durchmesserbereich auftreten. Die Ergebnisse zeigen, dass für jede Periode die Überprüfung der Prognosemodelle erforderlich ist und diese mit aktuellen Daten zu parametrisieren sind. Zur Ergänzung der fehlenden Baumhöhen für die Periode 1992/96 musste weiters die Anwendbarkeit der Höhenzuwachs-Modelle 1986/90 überprüft werden. Es zeigte sich, daß durch die Fortschreibung der Höhenzuwächse 1986/90 auf die Periode 1992/96 die mittlere Höhe über alle Baumarten um 0,33 m überschätzt wird. Mit Hilfe der Daten der Sondererhebung 1994-96 war es möglich, neue 6-jährige und 11-jährige Höhenzuwachs-Modelle für alle Baumarten herzuleiten. Dadurch kann ein Aufsetzen der prognostizierten Zuwächse auf fortgeschriebene Höhen vermieden werden, indem immer auf gemessene Werte - entweder von der Erstaufnahme 1981/85 oder der Wiederholungsmessung 1986/90 - zurückgegriffen wird. Wegen der in den Randbereichen verstärkt auftretenden Meßfehler der abgleiteten Höhenzuwächse erreich die linearen Modelle relativ geringe Anpassungsqualität, die Prognosegüte liegt jedoch für fast alle Baumarten in einem akzeptablen Bereich.