Der Frühjahrsgeophyt Allium ursinum tritt im Wienerwald an nährstoffreichen und frischen Waldstandorten auf. Die Stoffflüsse, die mit dem frühsommerlichen Einziehen der grossen Blattmasse in Gang gesetzt werden, sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Zur Erfassung der zeitlichen Biomassendynamik wurden die oberirdische Nettoprimärproduktion und die Nährstoffgehalte einiger Allium ursinum - Bestände des Wienerwaldes bestimmt. Bodenprozesse wurden anhand 14-täglich geworbener Bodenwasserproben und mittels Inkubationsversuchen untersucht. Zur Abgrenzung systeminterner Stoffflüsse von atmosphärischen Einträgen wurden Niederschlags- und Eintragsdaten des nahegelegenen Versuchsstandortes "Jägerwiese" herangezogen. Im Herbst 1989 wurden Bachwasserproben aus einigen Wienerwaldbächen geworben um zu untersuchen, ob die chemische Qualität von Oberflächengewässern vom Chemismus des Bodenwassers bestimmt wird. Die Biomassenuntersuchungen ergaben, dass die Nährstoffmengen, die jährlich in die Blattmasse eingebaut werden, höher sind, als die Nährstoffmengen, die in den Blättern eines erwachsenen Buchenwaldes gespeichert sind. Beim frühsommerlichen Einziehen der Bärlauchblätter wird ein erheblicher Teil der Nährstoffe in unterirdische Speicherorgane transloziert, der zum Mineralboden gerichtete Nährstofffluss unterliegt mikrobiellen Umsetzungen. Der Umstand, dass grosse Streumengen während des Spätfrühlings und Frühsommers anfallen, unterscheidet bärlauchreiche Wälder von Laubwäldern mit einer anderen Bodenflora. Drei Jahre laufende Untersuchungen des Bodenwasserchemismus ergaben, dass das Stickstoffangebot am Standort den tatsächlichen Bedarf der Vegetation überschritt. Stickstoff wurde fast quantitativ zu Nitrat umgesetzt. Da die Nitrifikation ein protonengenerierender Prozess ist, traten im Boden temporär Versauerungsschübe auf. Die Erhöhung der Nitratkonzentration führte zur Desorption basischer Kationen (MB-Ionen) von der Bodenmatrix. Nitrat ist ein sehr mobiles, das heisst im Boden kaum zurückhaltbares Anion. Nicht in die Biomasse eingebautes Nitrat unterlag der Auswaschung. Eine Bilanzierung der Stoffflüsse durch das Ökosystem ergab, dass durch die hohen Nitratkonzentrationen dem System erhebliche Mengen an MB-Ionen verloren gingen. Die Versickerung des Bodenwassers in karbonathaltigen Sedimentschichten veränderte dessen chemische Qualität entscheidend. Bachwasseruntersuchungen zeigten, dass Oberflächengewässer keine erhöhten Nitratkonzentrationen aufwiesen. Daraus wird geschlossen, dass im feuchten Ufersaumbereich Denitrifikation stattfindet.