Ziel der Untersuchung war es, ein Erklärungsmodell sowie ein Prognosemodell über die Sturmgefährdung von Beständen im Altersklassenwald zu entwickeln. Das Erklärungsmodell basiert auf einer empirischen Analyse der Orkanschäden von Vivian und Wiebke aus dem Spätwinter 1990 in den Forstämtern Eichstätt und Kipfenberg. Für die Beschreibung der Bestände wurden die Forsteinrichtungs- und Inventurdaten, Standortsoperate und Revierbücher der Forstämter Eichstätt und Kipfenberg ausgewertet. Ergänzt wurden diese Daten durch eine Luftbildanalyse von Bildern aus den Jahren 1989 und 1990 (nach den Orkanen). Neben Aussagen über den Deckungsschutz, Initialstadien und Baumartenanteile der Bestände konnte aus den Luftbildern der Schadensumfang kartiert, mit den Revieraufzeichnungen verglichen und wenn nötig vor Ort überprüft werden. Um das Bild von dem Sturmereignis abzurunden wurde die Firma Ambimet beauftragt, für den Untersuchungsraum eine Windsimulation der beiden Orkane durchzuführen. Die Ergebnisse der Orkansimulation überprüften König und Bäumler (1994) hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für die vorliegende Problemstellung. Jedem Untersuchungsbestand konnte somit eine simulierte Orkangeschwindigkeit von Vivian und Wiebke zugeordnet werden. Für die statistischen Auswertung wurde ein "kumulatives logistisches Modell" herangezogen. Die Verwendung dieses Modells beruht auf dem Umstand, dass einerseits die Zielvariable (kein Schaden, leichter Schaden, mittlerer Schaden und schwerer Schaden) multinomial verteilt ist und andererseits sowohl kategoriale als auch numerische unabhängige Variablen auszuwerten waren. Das Ergebnis dieser statistischen Auswertung ergab ein Erklärungsmodell für die Wahrscheinlichkeit der Sturmgefährdung von Beständen in Abhängigkeit der Windgeschwindigkeit. Hierbei sind die Bestandesoberhöhe, der Standort, das Jahr des letzten Eingriffes und die Windgeschwindigkeit die wichtigsten Grössen. Desweiteren wurden die Variablen Initalstadien, Bestandesform, Bestandesalter, Jahr des letzten ZE-Anfalls und Deckungsschutz als signifikante Faktoren für die Entstehung von Sturmschäden selektiert. Neben der Benennung der relevanten Einflussgrössen beinhaltet das Erklärungsmodell auch deren quantitative Gewichtung. Die Einbeziehung der Windgeschwindigkeit führte dazu, dass das Relief, die Exposition und die Höhe über NN keinen signifikatnen Einfluss hatten. Eine Überprüfung des Erklärungsmodells fand an den Beständen des Forstamtes Schernfeld statt, die in der statistischen Analyse nicht berücksichtigt waren. Hierzu wurde mit den Daten jedes einzelnen Bestandes das Erklärungsmodell durchgerechnet und dieses Ergebnis mit der tatsächlichen Schädigung durch Vivian und Wiebke verglichen. Dabei wurde zunächst nur geprüft, wieweit das Erklärungsmodell die Bestände richtig in "geschädigt" und "ungeschädigt" einteilen konnte. Dies gelang bei 80% der Bestände. Weiterhin wurde geprüft, wie gut das Modell die Bestände des Forstamtes Schernfeld zuverlässig auf die vier Schadensklassen einteilt. Hierbei konnten 70% der Bestände richtige zugeordnet werden. Lediglich bei 8% der Bestände wich die tatsächliche Schädigung durch Vivian und Wiebke um 2 Schadensklassen von den über das Modell berechneten Schadensklassen ab. Trotz gewisser, zwangsläufiger Abweichungen ist das Erklärungsmodell somit auf andere Forstämter im oberbayerischen Jura übertragbar. Das Prognosemodell baut im wesentlichen auf dem Erklärungsmodell auf. Ergänzt wird es durch eine Alters- und Hoehenfortschreibung der Bestände. Letztere wurde aus einer Altershöhenkurve abgeleitet, die auf der Funktion von Chapmann - Richard basiert. Die für den Planungszeitraum zu erwartenden Windgeschwindigkeiten wurden nach dem Verfahren von Schrörs und Lösslein (1983) für die Berechnung von Häufigkeitsverteilungen und Extremwerten der Windgeschwindigkeit ermittelt.