I. Anlass. Bei der Bestimmung der Fliessgeschwindigkeiten, Rauheitsbeiwerte und hydraulischen Radien fuer das Gewaessernetz ergeben sich oft Schwierigkeiten. Die am Institut fuer Kulturtechnik (IfK) durchgefuehrten Arbeiten und deren Auswertungen zeigen, dass die Abflussberechnungen in Kleineinzugsgebieten des Berggebietes nach den herkoemmlichen Verfahren nicht stimmen. Die mit Hilfe der Strickler-Formel berechneten mittleren Fliessgeschwindigkeiten von Bergbaechen liegen deutlich ueber den in der Natur gemessenen effektiven Geschwindigkeiten. Das Studium in- und auslaendischer Forschungsarbeiten zeigt, dass zur Erfassung extremer Rauheiten zurzeit kein objektives und repraesentatives Verfahren existiert. II. Abflussvorgang in Bergbaechen. Die Fliesszeitmessungen zur Untersuchung des Abflussvorgangs in Bergbaechen wurden mit dem Ziel eingeleitet, die Annahmen von Kirpich, wonach die Konzentrationszeit nur eine Funktion der Tallaenge und der Hoehendifferenz ist, zu ueberpruefen. Diese Untersuchungen ergaben wesentliche Erkenntnisse in Form von Divergenzen zwischen dem Ansatz von Kirpich und den Realitaeten, dargestellt durch die effektiven Fliesszeiten. Die auch als Translationsgeschwindigkeit bezeichnete mittlere Fliessgeschwindigkeit ueber laengere Strecken ist in Bergbaechen selten bekannt. Bei der Anwendung des in der Praxis beliebten Laufzeitverfahrens treten bei der Bestimmung der Fliessgeschwindigkeit in Bergbaechen grosse Unsicherheiten auf. Das Ziel der statistischen Auswertung der Fliesszeitmessungen ist die Entwicklung einer Formel zur zuverlaessigeren Bestimmung der Translationsgeschwindigkeit alpiner und voralpiner Bergbaeche. Diese Formel darf nur Parameter enthalten, die im Feld sicher und mit einem vertretbaren Aufwand erhoben, oder aus Karten und hydrologischen Jahrbuechern ermittelt werden koennen. Die in dieser Arbeit beschriebene Formel zur Bestimmung der Translationsgeschwindigkeit basiert auf dem nichtlinearen Charakter des Abflussvorganges in Bergbaechen und baut auf den Groessen Abfluss, Gerinnegefaelle und Bezugswassermenge auf. Der Einbezug des Abflusses weist auf die starke Abhaengigkeit zwischen der Fliessgeschwindigkeit und der jeweiligen Wassermenge hin. Der Prozess der Bettbildung wird mit der Verwendung der "Bezugswassermenge" beruecksichtigt. Die Formel zur Bestimmung der Translationsgeschwindigkeit lautet: (Formel). Die untersuchten Bachstrecken koennen in zwei Klassen eingeteilt werden. Die sehr steilen Kaskaden-Strecken mit einer schnellen Folge von Abstuerzen und Becken weisen stark variierende Fliessgeschwindigkeiten auf. Im Vergleich zu den anderen Strecken der Bergbaeche ergibt das schnelle Fallen ueber die Abstuerze, gefolgt vom langsamen Fliessen in kolkartigen, zwischen den Abstuerzen eingebetteten Becken, eine andere Fliesscharakteristik. Zur Bestimmung der Translationsgeschwindigkeit in Bergbae...