In allen lebenden Organen der Fichte konnte Vitamin E nachgewiesen werden. Während y-Tokopherol allein im Samen auftrat, wurden Beta-Tokopherol und Alpha-Tokotrienol allein in Keimlingen reproduzierbar nachgewiesen. Allein Alpha-Tokopherol war stets vorhanden. Sein Gehalt variierte altersabhängig zwischen 2,45 .g/g FG in Feinwurzeln und 215,80 .g/FG in dreijährigen Nadeln. Die Analyse der Nadeln von insgesamt 28 Fichtenarten zeigte eine von der Art unabhängige Normalverteilung des Tokopherolgehaltes innerhalb der einzelnen Nadeljahrgänge. Die altersbedingte Akkumulation des Alpha-Tokopherol verlief asymptotisch, wobei der Grenzwert möglicherweise standortsabhängig variierte. Obwohl die Alpha-Tokopherolgehalte in photosynthetisch aktivem Gewebe am höchsten waren, war die Akkumulation des Alpha-Tokopherol nicht lichtabhängig. Im Dunkeln ausgetriebene Nadeln enthielten geringe Mengen Vitamin E, die mit zunehmenem Alter anstiegen. Dabei ergaben sich Hinweise auf einen systemisch erfassten Einfluss des Lichtes. Wenn Teile eines Baumes im Licht verblieben, wurden zwar in den verdunkelten Teilen keine Pigmente gebildet, die Morphogenese der neuen Triebe war jedoch ebenso wenig verändert wie der Tokopherolgehalt einjähriger Nadeln. Wurden Bäume ganz verdunkelt, stieg der Tokopherolgehalt einjähriger Nadeln drastisch an und neue Triebe zeigten eine deutlich veränderte Morphogenese. Eine enge Verbindung zwischen dem Etiolement als Stressform und dem Vitamin E-Gehalt als Stressreaktion war evident. In Übereinstimmung mit Literaturdaten wurde eine Zunahme des Vitamin E unter Stressbedingungen gefunden. Demgegenüber führten hohe Lichtflüsse und Begasungen mit Monoterpen zu Vitamin E-Verlusten. Die Ergebnisse ergänzen Literaturbefunde und sprechen für eine begrenzte Kompetenz des Vitamin E bezüglich der Vermeidung von oxidativem Stress. Dabei zeigte sich, dass Alpha-Tokopherol nicht allein eine antioxidative, sondern vor allem auch eine strukturelle Komponente ist, deren Integration in die Membranen limitiert ist. Die Ergebnisse der Analyse von Fichten im Freiland, die das Schadbild "montane Vergilbung" zeigten, ergaben vom Schädigungsgrad abhängige Tokopherolgehalte. Während bei schwach geschädigten Bäumen ein tendenzieller Anstieg des Vitamin E gefunden wurde, lagen die Gehalte in stark geschädigten Nadeln relativ niedriger.