Weniger als ein Zehntel der gesamten Erdoberfläche ist bewaldet. Auf dieser relativ kleinen Fläche stehen 90% der Biomasse, die es weltweit gibt, und es werden darauf zwei Drittel der jährlichen Primärproduktion, die auf dem Festland erzeugt wird, geleistet. Die Wälder sind weltweit gefährdet. In den Tropen und Subtropen werden sie vor allem durch Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flächen vernichtet, aber sie werden auch durch forstliche Übernutzungen zerstört. Primärwälder Nordamerikas und der borealen Taiga sind durch Abholzungen bedroht. In Europa gefährdet der hohe Schadstoffeintrag die Waldökosysteme. Hinzu kommen neue Gefahren. Das Klima verändert sich. Die Stürme werden offensichtlich häufiger und richten schwere Schäden am Wald an. Försterinnen und Förster allein können den Wald nicht retten. Es ist aber ihre Aufgabe, auf den dramatischen Zustand des Waldes hinzuweisen und eine Verbesserung der Umweltbedingungen zu fordern. Im Wald müssen sie alle ihre Kenntnisse und Energie einsetzen, um zur Stabilisierung des Ökosystems beizutragen. Das kann nur durch die Anwendung naturnaher Waldpflege- und Waldbaukonzepte geschehen. Unsere Gesellschaft benötigt den natürlichen und erneuerbaren Rohstoff Holz. Sie braucht aber auch die Schutz- und Sozialfunktionen der Wälder. Der Waldbauer muss diese Forderungen in die Praxis umsetzen und Ökonomie und Ökologie verbinden mit dem Ziel, standortsgerechte, stabile, wertvolle, struktur- und artenreiche Wälder zu erhalten oder zu schaffen. Waldbau wird dadurch auch zum flächigen Naturschutz. Dieses Buch vermittelt neben waldbaulichen Grundbegriffen und Grundlagen über Vorkommen, Aufbau und Zusammensetzung von Wäldern die Bandbreite des waldbaulichen Handwerks. Es behandelt die Bestandespflege einschliesslich aktueller Pflegevorschläge und naturgemässe Pflegekonzepte, die natürlichen Verjüngungsverfahren, den Aufbau und die Bewirtschaftung von Plenterwäldern, die Bestandesbegründung durch Saat und Pflanzung, die Begründung von Mischbeständen und naturnaher Waldränder. Es beinhaltet Melioration und Düngung ebenso wie naturgemässe Waldwirtschaft und Plenterprinzip.