Seit dem Jahr 1976 unterhält der Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität München in den Chiemgauer Alpen ein interdisziplinaeres Forschungsprojekt zur Untersuchung der Verjüngungsökologie im Bergmischwald. Auf insgesamt 25 Versuchsparzellen, verteilt auf 11 Versuchsflächen, wird die Wirkung von waldbaulichen Steuerungsmitteln wie Auflichtung, Zäunung und Bodenbearbeitung erfasst. In geschlossenen Altbeständen wurden folgende Hiebmassnahmen durchgeführt: Schwacher und starker Schirmhieb, sowie Lochhieb und Kahlhieb; vollbeschirmte Kontrollen blieben ohne Eingriff. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, 17 Vegetationsperioden nach Versuchsbeginn, die Einflüsse der durchgeführten waldbaulichen Massnahmen auf die Bodenvegetation zu untersuchen. Dazu wurde im Sommer 1993 erneut eine Vegetationsaufnahme durchgeführt. Unter Berücksichtigung der Daten vorangegangener Aufnahmen ergeben sich dabei folgende Befunde: - Auf keiner Versuchsfläche führten die Auflichtungen zu einer Änderung der Waldgesellschaft. - Die durchgeführten Hiebmassnahmen hatten eine enorme Zunahme der Bodenvegetation zur Folge. - Die Bodenflora breitete sich unter vergleichbarer Schirmstellung um so rascher aus, je weiter die Vegetationsentwicklung schon vor der jeweiligen Hiebmassnahme fortgeschritten war. - Die Bodenvegetation der aufgelichteten Parzellen erreicht in der Regel Deckungsgrade zwischen 50% und 80%. Auf den Kahlflächen stellte sich bereits 3 Jahre nach dem Eingriff eine maximale Vegetationsdichte mit Deckungsgraden bis 90% ein. Nur auf den Teilparzellen, auf denen bereits die Baumverjüngung dominiert, gingen die Deckungsgrade zurueck, ansonsten hat die Bodenvegetation der behandelten Parzellen noch nicht auf den Kronenausbau der verbliebenen Altbäume reagiert. - Mit der Auflichtung nimmt im Regelfall auch die Artenvielfalt zu. Die Artenzahlen der schwach aufgelichteten Parzellen liegen jedoch nur unwesentlich niedriger als die Artenzahlen auf den stark aufgelichteten Varianten. Die Artenvielfalt auf den behandelten Parzellen erreicht etwa 10 Jahre nach dem Eingriff ihr Maximum und stagniert auf diesem Niveau bis zur Aufnahme im Jahr 1993. Auf den Kahlflächen finden sich etwa doppelt so viele Arten wie auf den vollbeschirmten Kontrollen. - Der Einfluss der Zäunung äussert sich darin, dass die Deckungsgrade innerhalb des Zaunes in der Regel hoeher sind als ausserhalb. Eine Ausnahme hiervon bilden die Kahlflächen. Hier kommt es durch die ungehemmte Entwicklung der Baumverjüngung innerhalb des Zaunes bereits zu einem Verdrängen der Bodenvegetation. Da sich innerhalb der Umzäunung einzelne besonders vitale Arten verstärkt ausbreiten konnten, fanden sich im Jahr 1993 im Gegensatz zu früheren Aufnahmen ausserhalb des Zaunes mehr Arten als innerhalb.
182.47 (Krautschicht) 114.521.7 (Vegetation als Weiser; Pflanzengesellschaften (z.B. Cajanders Waldtypen) [Siehe auch 182.3 für Vegetationseinheiten (Gesellschaften usw.): Theorie und 182.4 für Schichtgesellschaften]) 231.31 (Auflichtungen. Eingriffe ins Kronendach) 228.3 (Gemischte Bestände) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge) [430] (Deutschland, 1990-)