Untersuchungen über den Erreger des Kastanienrindenkrebses Cryphonectria parasitica, sowie Möglichkeiten der biologischen Bekämpfung der Krankheit durch hypovirulente Stämme : Dissertation
In der Arbeit wurden die Pilzpopulationen von Cryphonectria parasitica (Murr.) Barr, der Erreger des Kastanienrindenkrebses, in Suedtirol, der Steiermark und dem Burgenland untersucht. Ausgehend von Begehungen und Entnahme von Probematerial vor Ort wurden die wissenschaftlichen Voraussetzungen fuer eine biologische Bekaempfung mittels hypovirulenter Staemme geschaffen. An Hand einer Reihe von Testverfahren wurde sowohl die Kompatibilitaetsgruppe und die Virulenz der isolierten Staemme bestimmt, als auch Konversionen mit selektionierten hypovirulenten Staemmen aus Italien durchgefuehrt. Zum ersten Mal konnte wissenschaftlich belegt werden, dass sich in Suedtirol hypovirulente Staemme natuerlich verbreitet haben. In Agarosegelelektrophorese-Untersuchungen wurde der massgeblich die verminderte Virulenz bestimmende Faktor - die doppelstraengige RNA der Mykoviren - in drei weissen Staemmen nachgewiesen. Alle drei dsRNA-positiven suedtiroler Staemme hatten nur ein stark ausgepraegtes Band im hochmolekularen Bereich bei ca. 14000 Basenpaare. Sie unterschieden sich deutlich von den zwei hypovirulenten Staemmen A und Stio aus der Toskana bzw. Kampanien. Waehrend der Stamm A 2 Hauptbanden im Bereich von 14000 und 8000 Basenpaare, sowie eine Nebenbande bei 800 Basenpaaren aufwies, war im Stamm Stio kein dsRNA nachzuweisen. Diese Beobachtung deutet daraufhin, dass vermutlich weitere Faktoren - vermutlich im Genom des Zellkernes liegend - fuer die Virulenz der Staemme verantwortlich sind. Die Sequenzierung der dsRNA sowie der DNA sind zielfuehrende Wege der Zukunft, um absolute Klarheit ueber die Frage der Kodierung der Virulenz zu bekommen. In den virulenten Staemmen konnte kein dsRNA nachgewiesen werden. Die virulenten Staemme dominieren bei weitem die Pilzpopulation in Suedtirol und noch mehr in Oesterreich, wo kein hypovirulenter Stamm gefunden wurde. Dies verdeutlicht das Ausmass der Schaeden, das der Pilz in den untersuchten Gebieten verursacht. Dass in dem verhaeltnismaessig kleinen Areal zumindest 7 Kompatibilitaetsgruppen auftreten, nachdem von Turchetti in Italien nur 5 Gruppen gefunden wurden, duerfte die Konsequenz der ab und zu beobachteten Bildung von Perithezien sein. Mit der Bildung der Perithezien einher vollzieht sich die Neubildung von Kompatibilitaetsgruppen, was wiederum fuer die natuerliche Ausbreitung der Hypovirulenz sehr nachteilig ist. Eine kuenstliche Ausbreitung der Hypovirulenz ist nicht nur von Vorteil fuer eine beschleunigte Abschwaechung der Krankheit in den untersuchten Gebieten, sondern notwendig, um die Bedrohung, die fuer die italienischen Kastaniengebiete dadurch erwaechst, zu entschaerfen. Beimpfungen von 1- und 2- jaehrigen Kastanienstecklingen in Abhaengigkeit vom Feuchtegehalt des Stecklings und der Virulenz des Pilzstammes ergaben, dass die Befallsrate bis zu einem Wasserverlust von 30% - bezogen auf den Gesamt..