In Begasungsexperimenten wurde der Einfluss von gasförmigem Schwefeldioxid auf Wachstum und Vermehrung phytopathogener Pilze untersucht, mit Hilfe von 1. in Vitro (Platten-)Tests, 2. Enzymaktivitätsbestimmungen der Sauren Phosphatase und 3. Wirt-Parasit-Systemen unter SO2-Einwirkung. Zu diesem Zweck mußte eine Begasungsanlage erstellt werden, deren Aufbau und Funktion beschrieben wird. SO2 wirkte in sechs Konzentrationen zwischen 0.5 und 5.5 mg pro m3 Luft kontinuierlich für 18, 24, 48, 72, 97 und 120 Stunden auf 35 Pilzkulturen, die verschiedene systematische Gruppen repräsentierten, ein. Die Erreger wiesen sich unter den angewendeten Bedingungen (2% Biomalzager + 0,2% CaCO3; 20° C; Licht im Tagesgang) als unterschiedlich empfindlich gegenüber dem Schadgas. Die meisten Pathogene zeigten eine mittelstarke Resistenz; niedrige SO2-Konzentrationen bei kurzer Einwirkungszeit förderten ihr Wachstum geringfügig, höhere Applikationen bei langer Begasungsdauer hemmten ihre Entwicklung um ca. 50%. Am sensibelsten reagierte nneben Venturia inaequalis die Comyceten Phytophthora cryptogea und Pythium splendens, auf die die höchsten SO2-Belastungsgrade fungizid wirkten. Die gemessenen Saure Phosphatase-Aktivitäten bei 48-stündigen Schadgasapplikationen von 0.5 bis 5.5 mg/m3 ergaben ähnliche Tendenzen und erbrachten den Beweis einer direkten SO2-Wirkung. Geringe Konzentrationen stimulierten, höhe verminderten das Aktivitätsniveau. Es bestand eine enge Beziehung zwischen dem pilzlichen Oberflächenwachstum und der Enzymaktivität. Folgende Wirt-Parasit-Kombinationen wurden SO2 ausgesetzt: 1. Erysiphe graminis f.sp.hordei an Gerste (0.5-2.5 mg/12-168h); 2. Puccinia pelargonii-zonalis an Pelargonien (1.5-2.5 mg/18-20h); 3. Colletotrichum lindemuthianum an Bohnen (0.5 mg/24,48,72h); 4. Peronospora spinaciae an Spinat (0,5 mg/24,48,72h). Hohe Schadgasbelastungen reduzierten die Entwicklung der Parasiten in/auf dem Wirt zum Teil recht deutlich. Die erzielten Hemmungen standen aber meistens in Verbindung mit SO2-Schäden an den Pflanzen, die durch die Begasung hervorgerufen wurden. Man konnte daraus auf eine indirekte SO2-Wirkung schließen. Messungen der Sauren Phosphatase an unbehandelten, begasten, inokulierten und inokuliert-begasten Blattproben ergänzten die Untersuchungen. Phytopathogene Pilze erwiesen sich unter Berücksichtigung natürlicher Immissionskonzentrationen im Vergleich zu den Kulturpflanzen als relativ unempfindlich gegenüber SO2. Direkte und indirekte Wirkungsmechanismen werden diskutiert.