Die vorstehend beschriebenen Versuche dienten der Einschätzung der Pollenverteilung auf die genetische Struktur von Waldbeständen. Folgende Ergebnisse wurden erhalten: Die von Fendrik beschriebene Indikatoraktivierungsmethode zur Markierung von Kiefernpollen hat sich bewährt. Bei der Anwendung im großen Stil empfiehlt es sich, den Indikator durch Bohrimpfung zuzuführen. Die Aufnahme der Lösung wird beschleunigt, wenn die Impfung unter Druck und etwa 4 Wochen vor dem Austrieb der Bäume erfolgt. Die Genauigkeit der Trennung der Pollen von markierten Bäumen und anderen Bäumen aus der Population wird erhöht, wenn man quantitative Verfahren anwendet. Für die quantitative Trennung der Pollenpopulationen wurde ein spezielles Verfahren angegeben. Die von Wright (1946) angegebene Verteilungsfunktion der Pollen um einen Baum beschreibt die tatsächliche Pollenverteilung nur unvollkommen. Statt der von Wright verwendeten Funktion wird eine neue vorgeschlagen, die zu wesentlich genaueren Einschätzungen der Nachbarschaftsgröße führt. Die in der Literatur zu findenden Schätzwerte für die Nachbarschaftsgrößen bei Waldbäumen sind wegen des systematischen Fehlers der Wright'schen Formel gegenüber der tatsächlichen Pollenverteilung durchweg zu hoch. Die Möglichkeiten für genetische Differenzierung sind demnach in der Natur besser, als bisher angenommen. Auch die Verwendung von vorherrschenden Bäumen in den früheren Versuchen führt zu einer Überschätzung der Nachbarschaftsgröße. In Klonversuchen wurde festgestellt, daß es eine erhebliche genetische Variation der phänologischen Merkmale, sowohl der weiblichen wie auch der männlichen Blüten gibt. Um ein besseres Bild über die Größe der effektiven Nachbarschaft zu gewinnen, müssen außerdem die Kreuzungsunverträglichkeitsmechanismen, die begrenzte Kapazität der Pollenkammer der weiblichen Blüte und andere Faktoren auf ihren Einfluss untersucht werden. In der Diskussion werden Möglichkeiten zur Einschätzung der wirklichen Populationsstruktur von Waldbaumpopulationen gezeigt.