Der Ascomycet Lophodermium piceae (Fuckel) v.Hoehnel ist eine weit verbreitete nadelbewohnende Pilzart der Fichte (Picea abies) und wird der Familie der Rhytismatacae zugerechnet. Obwohl der Pilz seit fast 200 Jahren der Wissenschaft bekannt ist, fehlten bisher detaillierte Informationen ueber seine Biologie. Zu ihrer Klaerung soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag liefern. Eine chronologisch vorgenommene Sichtung der mit L. piceae befassten Literatur zeigt, dass Taxonomie und Nomenklatur dieses Pilzes von Anfang an sehr verwirrend waren. Die dabei zu Tage getretenen Probleme sind auch heute noch nicht vollstaendig geloest. So geht der gegenwaertig gueltige Name L. piceae auf eine Beschreibung des Pilzes auf Abies alba zurueck. Ob es sich aber bei dem auf Abies alba und Picea abies vorkommenden Pilzes um dieselbe Art handelt, bleibt noch unbeantwortet. Die vorliegende Arabeit konzentriert sich auf den Lophodermium-Nadelpilz an Picea abies, wobei bis zur Klaerung der taxonomischen und nomenklatorischen Fragen der Name Lophodermium piceae verwendet wird. Als Ausgangsmaterial fuer die morphologischen und physiologischen Untersuchungen dienten 830 Fichtennadelproben von verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik Deutschland und weiteren mittel- und nordeuropaeischen Laendern. Nach den untersuchten morphologischen Merkmalen von L. piceae an Fichte handelt es sich um nur eine Art mit einer normalen Variabilitaet innerhalb und zwischen Populationen. Die taxonomisch wichtige Ascosporen haben eine sehr konstante Form und Groesse. Die fuer verschiedene Merkmale durchgefuehrten Varianzanalysen ergaben nur in wenigen Faellen signifikante Unterschiede zwischen den geprueften Populationen. Die Haupt- und Nebenfruchtform von L. piceae wird im einzelnen beschrieben und abgebildet. Die Isolate von L. piceae zeigten hinsichtlich der Kulturmerkmale und des Kulturverhaltens eine grosse Variabilitaet. Die Pilzstaemme wuchsen bei Temperaturen zwischen 0 Grad und 30 Grad C mit einem Optimum zwischen 20 Grad und 15 Grad C. In vitro wurde die Fruchtkoerperbildung auf verschiedenen Naehrboeden geprueft. Gute Konidiomatabildung war auf allen Fichtennadelnaehrboeden mit Rueckstaenden plus Malzagar (3 %) sowie auf Gewebestuecken on Apfel und Birne zu beobachten. Letztere bieten gute Moeglichkeiten, die Morphologenese der Konidiomata bei Pilzstaemmen von verschiedenen Herkuenften oder Wirtspflanzen veragleichend zu untersuchen. Die Ascosporenkeimung und Appressorienbildung von L. piceae wurde im Vergleich zu anderen Arten aus der Familie Rhytismataceae untersucht. In der Regel bildete jede gepruefte Pilzart ein Appressorium von bestimmter Form und Grosse u.zw. derart typisch, dass mit Hilfe dieses Merkmals eine Artbestimmung moeglich ist. Die Appresorien von L. piceae waren in vitro identisch mit denen in situ. Untersucht wurden auch die Karyologischen ......