Die Weisstanne (Abies alba Mill.), seit langem als empfindlicher "Bioindikator" zunehmender Luftverschmutzung in den Industrielaendern bekannt, ist mittlerweile in ihren grossflaechigen Anbaugebieten Mitteleuropas vom Aussterben bedroht. Die Ursachen dieses Tannensterbens sind wissenschaftlich nach wie vor umstritten, sodass vorlaeufig noch kein genau markierter Weg beschritten werden kann, um die Tanne als wichtige Waldbaumart zu retten. Unter diesen Umstaenden ist aber zweifellos fuer den kuenftigen Anbau in Mitteleuropa die sorgfaeltige Auswahl solcher Provenienzen von groesster Bedeutung, die sich widerstandsfaehiger als die bisher ueblichen erweisen. Von den neuesten Hypothesen in diesem Zusammenhang verdient die von LARSEN (1986 a) besondere Beachtung. Danach ist der Hintergrund des Tannensterbens auf eine ungenuegende genetische Variation und daher fehlenden Anpasungsfaehigkeiten zurueckzufuehren. Die Ursache dieser fehlenden Variation und Anpassungsfaehigkeit der Tanne ist in einer starken Selektion und genetischer Einengung der Refugialpopulation vor oderam Anfang der Rueckwanderung am Ende der letzten Eiszeit zu suchen. Im Gegensatz zu mitteleuropaeischen Tannenprovenienzen zeigt die calabrische Tanne in ihrer Heimat und ausserhalb ihres natuerlichen Verbreitungsgebietes in Daenemark einen aussergewoehnlichen Gesundheitszustand und scheint bisher kaum vom Tannensterben bedroht zu sein. Hierfuer Kriterien zu erarbeiten, ist ein wichtiges Ziel vergleichender Untersuchungen von Weisstannen calabrischer und zentraleuropaeischer Herkunft am Institut fuer Waldbau der gemaessigten Zonen der Universitaet Goettingen. Im Rahmen dieses umfassenden Projektes behandelt die vorliegende Studie in vier Reihenuntersuchungen den zentralen Aspekt der "Wundreaktion verschiedener Provenienzen von Weisstannen in Relation zum Tannensterben". Das Versuchsmaterial bestand aus ein- bis dreijaehrigen Saemlingen, die nach mehrfach abgestuften Wurzelverletzungen bis zur vollstaendigen Amputation der Wurzeln behandelt wurden. Zusaetzlich wurde dieses Material Stressoren wie Trockenheit und Bodenversauerung unterworfen, um die Reaktion der verschiedenen Provenienzen auf komplexe Schaeden zu testen. Die Ergebnisse der vier Reihenuntersuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. In Relation zur Staerke, zum Verletzungsgrad und zum Alter der Versuchspflanzen fielen die Leistungen an Biomasse nach Wurzelverletzungen deutlilch ab. Sie hat sich je nach dem Herkunftsgebiet der Versuchspflanzen signifikant differenziert. Bei eindeutig groesserer Variabilitaet der calabrischen Tannen fiel ihre Biomasse, relativ gesehen, in einigen Faellen ab, hielt sich aber insgesamt im Vergleich zu den entsprechenden Werten zentraleuropaeischer Provenienzen auf hohem Niveau. 2. Das Wurzelregenerationsvermoegen der calabrischen Weisstannen ist dem der zentraleuropaeischen ........