Das hier vorgestellte Projekt zur Hemberobie österreichischer Waldökosysteme oder einfacher zur Natürlichkeit unserer Wälder hat Aufsehen erregt. Interessanterweise war die Resonanz in Forstkreisen mit Abstand größer als in Naturschutzkreisen. Einerseits ergab sich Genugtuung darüber, dass der österreichische Wald in summa als naturbetont betrachtet werden muss, andererseits entstand Respekt darüber, dass heikle Fragen des Umweltmanagements, dem in umfassender Form auch die Waldkultur zuzurechnen ist, wissenschaftlich sauber behandelt werden können. Dies zeigte sich besonders darin, dass eine Reihe von Folgeprojekten in größerem oder kleinerem Rahmen durchgeführt wurden und Österreich in internationalen Forstkreisen um seine gute Waldkenntnis beneidet wird. Für den Naturschutz war zwar nicht neu, jedoch ungwohnt, dass mit umfassenden standardisierten Bewertungsverfahren, Natürlichkeit bewertet werden kann. Dies schaffte eher Unbehagen, da Unschärfen im Kenntnisstand für den Naturschutz - und natürlich nicht nur für diesen - taktisch oft von Vorteil sind. Langfristig sind aber positive Entwicklungen nur gesichert, wenn Naturschutzmaßnahmen bzw. Forderungen zu bestimmten Nutzungsformen sachlich gut begründbar und datenbasiert darstellbar sind. Dies kann heute nicht zuletzt durch den gewaltigen Forstschritt in der Datenbearbeitung erreicht werden - ein Aspekt, der nicht unterschätzt werden darf. Noch vor 20 Jahren hätte man es nicht wagen dürfen, ein derartiges Projekt in Angriff zu nehmen. Ein weiterer Aspekt soll nicht verschwiegen werden: das Projekt hat interessante Perspektiven für die Forschungspraxis hinterlassen. Dies beginnt bei der Finanzierung durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften für ein angewandtes Projekt, setzt sich fort über die breite Zusammenarbeit von Ministerium, Forstlicher Bundesversuchsanstalt und Verbänden mit der Universität, die engagierte Mitarbeit vieler Experten und schließlich hervorragender junger Projektarbeiter, deren Finanzierung ausschließlich durch Drittmittel erfolgte. Dieses Projekt hat Vieles vorweggenommen, was in der Öffentlichkeit heute von den Universitäten gefordert wird. Als Pilotprojekt gewährte es auch nocht die nötigen Freiräume für rasche Entscheidungen und kurzfristig umzusetzende Innovationen. Dies sei betont, da sich derzeit die Gefahr einer Zerstörung dieser Ansätze durch unsinnige Bürokratisierung und Regulative, nicht zuletzt ausgelöst durch das Universitätsorganisationsgesetz 1993, abzuzeichnen beginnt. Anstatt möglichst viel Entscheidungsfreiheit an die Peripherie zu verlagern, wird auf den oberen Hierachiestufen der Universitäten zentralisiert und hemmende, unübersichtliche und anonyme Entscheidungsstrukturen geschaffen. In diesem Sinne war die Hemerobiestudie vielleicht nur ein besonderer Einzelfall an innovativer Forschung, der unter bestimmten Bedingungen zustande kam. Trotzdem, die Methodik der Hemerobiebewertung im Wald hat sich als zweckmäßiges Instrument für Waldpolitik und -praxis, aber auch für den Naturschutz bewährt und beginnt ein Eigenleben zu führen. Allen, die am Gelingen dieses Projekts beteiligt waren bzw. dieses bekannt gemacht haben und die Methodik anwenden, sei noch einmal herzlich gedankt. Das Gemeinschaftsprojekt für unseren Wald wird sicher weiter bestehen.