Die Einstellungen von Kleinprivatwaldeigentümern zu ihrem Wald : Eine vergleichende Studie zwischen Baden-Württemberg und dem US-Bundesstaat Pennsylvania : Dissertation
Für die Implementierung forst- und umweltpolitischer Ziele im Kleinprivatwald durch Beratungs- und Förderprogramme ist es nötig, daß diese Programme die Bedürfnisse und Wünsche der Kleinprivatwaldeigentümer ansprechen. Nur so stoßen die Beratungs- und Förderprogramme bei den Waldeigentümern auf Akzeptanz und auf Nachfrage. Traditionell wurde in Deutschland versucht, die Bedürfnisse und Wünsche der Kleinprivatwaldeigentümer aus deren forstlichen Verhaltensweisen und/oder bestimmten Wald- und Sozialstrukturdaten der Eigentümer abzuleiten. Diese Vorgehensweise ist vom Ansatz her problematisch, da gezeigtes Verhalten nicht belegt, ob eine Person z.B. aus eigenem Entschluß oder aus bestimmten Zwängen heraus handelt. Die beschriebene Vorgehensweise wurde dementsprechend häufig, meist von Vertretern der sozialpsychologischen Forschung, als methodisch inkorrekt widerlegt. Das Vehalten einer Person ist vielmehr die Folge einer Absicht, ein bestimmtes Verhalten durchzuführen. Die Verhaltensabsicht entwickelt sich aus einem Zusammenspiel persönlicher Bedürfnisse (= Einstellungen), Einflüssen des sozialen Umfeldes und der empfundenen Kontrolle oder Macht, die eine Person meint zu haben, um das Verhalten tatsächlich durchzuführen. Bei sehr geringer Kontrolle über eine Sache, kann das gezeigte Verhalten z.B. stark von der Einstellung einer Person abweichen. Da die Einstellungen von Kleinprivatwaldeigentümern nicht aus deren Verhalten abgeleitet werden können, dies aber bisher der allgemein übliche Weg in der Forstwissenschaft war, ist das nötige Wissen über die Einstellungen der Waldeigentümer (z.B. für die Gestaltung forst- und umweltpolitischer Programme) sehr gering. Die Wissenschaft der Sozialpsychologie gibt durch die Einstellungsforschung Mittel an die Hand, wie die Einstellung einer Person bezüglich eines bestimmten Objektes erfaßt werden kann. Zudem ermöglicht die Einstellungsforschung zu erklären, welche sozialen Einflüsse auf das Handeln einer Person einwirken. Schließlich wird berücksichtigt, welche Kontrolle eine Person über das Objekt besitzt. Aus den genannten drei Parametern können Rückschlüsse auf das Verhalten der Person gezogen werden. Aus diesem Grund sollten in der Untersuchungsregion Baden-Württemberg die Einstellung von Kleinprivatwaldeigentümern zu ihrem Wald ermittelt werden Weiterhin sollte erforscht werden, welche sozialen Einflußfaktoren auf die Kleinprivatwaldeigentümer bezüglich ihres Waldes einwirken und welche Kontrolle die Waldeigentümer meinen, über ihren Wald zu haben. Das Zusammenwirken der drei Faktoren sollte das tatsächliche Verhalten der Kleinprivatwaldeigentümer erklären. Anhand von Waldstruktur- und Sozialdaten der Waldeigentümer sollte schließlich überprüft werden ob diese einstellungsprägend wirken. Theorie und Methode. Die vielfältigen Ergebnisse der Einstellungsforschung im Kleinprivatwald der USA sollten für die Untersuchung in Baden-Württemberg inhaltlich und methodisch genutzt werden. Daher wurde eine Vergleichsregion in den USA in die Untersuchung einbezogen. Diese Vergleichsregion war der US-Bundesstaat Pennsylvania. Pennsylvania ist von der Entwicklung im Kleinprivatwald (Agrarstrukturwandel) und der derzeitigen Stuktur des Kleinprivatwaldes den baden-württembergischen Verhältnissen sehr ähnlich. Teilweise sind die agrarstrukturellen Veränderungen aber auch weiter vorangeschritten. Es bestand daher die Vermutung, daß der Vergleich mit Pennsylvania mögliche Zukunftstrends für Baden-Württemberg andeuten könnte. Die Untersuchung stützt sich auf die "Theorie des überlegten Handelns" von AJZEN UND FISHBEIN (1980) und die "Theorie des geplanten Handelns" von AJZEN UND MADDEN (1986). Nach diesen Theorien ist die Einstellung einer Person die subjektive Bewertung eines Objektes durch die Person. Die Einstellung ist positiv, negativ oder neutral. Sie beruht auf Einstellungsmeinungen, die die Person über das Objekt hat. Jede Einstellungsmeinung baut sich aus zwei Komponenten auf: 1. Wirkungsbewertung: Die Bewertung einer algemeinen Wirkung des Einstellungsobjektes (z.B. Erholung und Freizeitgestaltung in der freien Natur). 2. Meinungsstärke: Die Bewertung, ob das spezielle Einstellungsobjekt diese Wirkung aufweist (z.B. Nutzung des eigenen Waldes für Erholung und Freizeitgestaltung). Wirkungsbewertung und Meinungsstärke sind multiplikativ miteinander verbunden. Das heißt, bei gleichem Vorzeichen liegt eine positive Meinung vor, Soll- und Ist-Zustand stimmen nach Ansicht der Person überein. Innere Dissonanzen treten bei der Person nicht auf. Ist einer oder beide der Parameter Null, liegt eine neutrale Meinung vor. Ungleiche Vorzeichen ergebne eine negative Einstellungsmeinung. In diesem Fall verspürt die Person innere Dissonanzen, da die eigene Sollvorstellung vom Ist-Zustand abweicht. Die Summe aller Einstellungsmeinungen ergibt den Wert der Einstellung. Parallel zur Einstellung wirken Subjektive Normen auf die Person ein. Subjektive Normen sind negative oder positive soziale Einflüsse, die eine Person meint durch soziale Kontaktpersonen zu verspüren. Die Subjektiven Normen setzen sich ebenfalls aus zwei Komponenten zusammen: 1. Die Einschätzung der Person, ob die Einstellung der sozialen Kontaktperson ihrer eigenen ähnlich ist oder nicht. 2. Die Bereitschaft der Person, der Einstellung der sozialen Kontaktüerson zu folgen. Beide Komponenten sind ebenfalls multiplikativ miteinander verbunden. Bezüglich positiver, negativer oder neutraler Werte der Subjektiven Normen gelten die gleichen "Vorzeichenregeln" wie bei den Einstellungsmeinungen. Schließlich wirkt als dritter Faktor auf das Verhalten die Kontrolle ein, die eine Person glaubt, über das Einstellungsobjekt zu haben. Ist diese Kontrolle nach Ansicht der Person groß, so wirkt dies verhaltensunterstützend. Meint die Person, die Kontrolle ist gering, so hemmt dies das Verhalten. Beruhend auf den Erfahrungen von AJZEN UND FISHBEIN (1980) wurde ein schriftlicher Fragebogen erstellt. Dieser wurde in beiden Untersuchungsgebieten an jeweils 2000 Waldeigentümer mit einem Waldeigentum von bis zu 50 ha verschickt. Das Erhebungsverfahren der Befragungsteilnehmer war ein mehrschichtiges, das Flächen- und Bevölkerungsparameter berücksichtigte. Auf diese Weise sollten bereits bei der Verschickung der Fragebögen bestimmte strukturelle Merkmale des Kleinprivatwaldes in den Untersuchungsgebieten beachtet werden. Der Gesamtrücklauf betrug in beiden Untersuchungsgebieten etwas über 23%. Der auswertbare Rücklauf lag jeweils bei ca. 21%. Nach Einschätzung des Institutes für Statistik und Modellbildung der Universität Freiburg war der auswertbare Rücklauf zahlenmäßig sehr gut und ließ hohe Übereinstimmungen der Ergebnisse mit der Grundgesamtheit erwarten. Die Ermittlung von Konfidenzintervallen für den Anteil von bestimmten Waldeigentümertypen (= Einstellungstypen) an der Grundgesamtheit, die im Laufe der Ergenisauswertung gebildet wurden, bestätigte dies. Die Konfidenzintervalle sind sehr eng und stellen auf einem Fehlerniveau von 5% einen guten Schätzwert für die Grundgesamtheit dar.