Das vorliegende Konzept zur Bodendauerbeobachtung ist als Vorschlag einer österreichweit einheitlichen Vorgangsweise zur Beobachtung von Veränderungen des Bodenzustandes gedacht. Nachdem in den meisten Bundesländern Zustandsinventuren für landwirtschaftlich genutzte Böden vorliegen und österreichweit eine Waldbodenzustandsinventur durchgeführt wurde, sind in Rastern erhobene Daten über den Bodenzustand verfügbar. Diese stellen die Grundlage für die Beurteilung des Ist-Zustandes der Böden dar. Aus den Ergebnissen der Bodenzustandsinventur können jedoch keine Entwicklungstendenzen für den Boden abgeleitet werden. Bei einer Wiederholung der Bodenzustandsinventuren nach 10 Jahren muß davon ausgegangen werden, daß kurz- bis mittelfristige Veränderungen des Bodenzustandes statistisch zumeist nicht abgesichert werden können. Es erhebt sich somit die Frage nach aussagekräftigeren und kostengünstigeren Alternativen, um Veränderungen des Bodenzustandes zeitgerecht und sicher diagnostizieren zu können. Als Instrument hierfür bietet sich die Einrichtung eines bundesweiten Netzes von Bodendauerbeobachtungsflächen an. Im Gegensatz zu Bodenzustandsinventuren handelt es sich dabei um punktuelle Erhebungen, die aufgrund des intensiveren Meßaufwandes Aussagen über kurzfristige Veränderungen von Bodeneigenschaften zulassen. Während die Bodenzustandsinventuren primär österreichweit die räumliche Variabilität von Bodeneigenschaften erfassen, ist das Ziel der Bodendauerbeobachtung die exakte Erfassung der Bodenveränderungen im Laufe der Zeit. Hieraus ergibt sich eine Ergänzung der Bodendauerbeobachtung zu den bestehenden Bodenzustandsinventuren. Die an den Bodendauerbeobachtungsflächen ermittelten Veränderungstendenzen werden für vielfältige Fragestellungen der Umweltpolitik, der Administration sowie der Wissenschaft dringend benötigt. Schwerpunktmäßig sollen damit Entscheidungsgrundlagen für einen vorsorgenden Bodenschutz auf Landes- und Bundesebene sowie für die EU und internationale Programms zur Verfügung gestellt werden. Durch das frühzeitige Erkennen von Veränderungen des Bodenzustandes ist es somit möglich, rechtzeitig geeignete legistische und administrative Maßnahmen im nationalen und internationalen Rahmen zu ergreifen, um unerwünschten Entwicklungen entgegenzuwirken. Aus der Zieldefinition, die neben einer Überwachungs- und Kontrollfunktion die Vorhersage- und Steuerungsfunktion für einen präventiven Bodenschutz betont, ergibt sich die Notwendigkeit sowohl eines direkten als auch eines indirekten Bodenmonitorings. Unter direktem Monitoring verstehen wir die wiederholte Beprobung einer dauerhaft installierten Meßfläche, als indirektes Monitoring wird die Messung von Stoffflüssen definiert. Während ein direktes Monitoring aufgrund der für Böden typischen zeitlich-räumlichen Variabilität nur im nachhinein zur Kontrolle herangezogen werden kann, ist mit Stoffflußmessungen und entsprechenden Vorhersagemodellen eine Früherkennung von Veränderungen des Bodenzustandes möglich. Eine Kombination beider Systeme wird daher der Zieldefinition am besten gerecht. In der vorliegenden Broschüre werden Vorschläge zur Einrichtung von Bodendauerbeobachtungsflächen präsentiert, wobei die Einrichtung von Teilflächen für Grunduntersuchungen und das direkte Monitoring (physikalische, chemische und biologische Änderungen) sowie optional für Stoffflußmessungen vorgeschlagen wird (Kap.3). Die im selben Kapitel erläuterten Kriterien zur Auswahl von Meßstellen münden in konkrete Standortsempfehlungen für ein österreichweites Meßnetz an Bodendauerbeobachtungsflächen (Kap.9), wobei auf deren vorläufigen Charakter hinzuweisen ist. Eine Festlegung von Standorten bedarf eingehender Diskussion und der Übereinstimmung zwischen den beteiligten Bundes- und Landesstellen. Grundsätzlich wird empfohlen, zunächst schwerpunktmäßig Dauerbeobachtungsflächen an solchen Standorten einzurichten, die sich durch hohe Sensitivität des Bodens bei zugleich hoher Belastung auszeichnen, sodaß in wenigen Jahren Veränderungen im Bodenzustand zu erwarten sind. Dementsprechend käme diesen Flächen Indikatorfunktion zu. Andererseits sollten auch Flächen an anthropogen wenig beeinflußten "Hintergrundstandorten" eingerichtet werden, um die Veränderung des Bodenzustandes unter naturnahen Bedingungen zu erfassen. Aus dem Unterschied zwischen den Entwicklungstendenzen naturnaher und anthropogen stark beeinflußter Standorte könnte der anthropogene Beitrag zur Bodenzustandsänderung abgeschätzt werden. Um eine landesweite Erfassung der Bodenveränderungen zu ermöglichen, sollten in einer weiteren Phase Bodendauerbeobachtungsflächen an Standorten eingerichtet werden, die für größere Regionen, z.B. Bodenlandschaften, repräsentative Ergebnisse erwarten lassen. Weitere Kapitel des Konzeptes sind der Methodik für Grunduntersuchungen im Rahmen der Einrichtung und Erstbeprobung (Kap.4), sowie für direktes (Kap.5) und indirektes Monitoring mit Hilfe von Stoffflußmessungen (Kap.6) gewidmet. Empfehlungen für ein bundesweit einheitliches Basisprogramm, das in jedem Fall durchgeführt werden sollte, werden durch Hinweise auf fragestellungsspezifische Zusatzuntersuchungen ergänzt. Soweit fachlich vertretbar, werden konkrete Methodenvorschriften empfohlen. Bei der Wahl der Methodik wurde neben fachlichen Argumenten die Vergleichbarkeit auch auf internationaler und multilateraler Ebene berücksichtigt, wobei insbesondere Vorschläge der Arbeitsgruppe Bodenschutz der Arge Alp, Arge Alpen-Adria und Arge Donau Eingang in das vorliegende Konzept fanden. Eine wesentliche Querverbindung besteht auch zu den Methoden der Bodenzustandsinventur, die sich sachlich aus der bereits erwähnten Komplementärfunktion der beiden Meßprogramme ergibt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Darstellung der Probenahmemethodik gelegt, da diese als Kern einer erfolgreichen Bodendauerbeobachtung gelten kann. Es wird darauf hingewiesen, daß die fachgerechte Standortswahl gemeinsam mit der Probenahme auch budgetär als vorrangig einzustufen ist, da Mängel in diesem Bereich den Wert aller nachfolgenden Untersuchungen schwer beeinträchtigen. In Kapitel 7 sind die Meßmethoden detailiert beschrieben bzw. die Meßprinzipien unter Hinweis auf Schlüsselzitate kurz dargestellt. Die Ausführungen werden durch Hinweise auf Datenverwaltung, Auswerteverfahren und die fachgerechte Interpretation der Daten in Kapitel 8 ergänzt.