Dieser Bericht dienst als Rückblick auf die Ereignisse bezüglich der Einwanderung einer Bären aus dem italienischen Naturpark Adamello-Brento/Trentino nach Nordtirol. Der ursprünglich in ganz Europa verbreitete Braunbär wurde aufgrund von Waldrodung, Landschaftsnutzung, Zivilisationsausbreitung und direkter Verfolgung ausgerottet bzw. teilweise auf kleine, isolierte Vorkommen zurückgedrängt. Der einzelgängerische Allesfresser lebt in bewaldeten Gebieten und zieht sich im Winter in eine Höhle zur Winterruhe zurück. In dieser Jahreszeit werden im Durchschnitt 2-3 Junge geboren, welche rund 1,5 Jahre bei der Mutter bleiben. In Österreich wurde der Braunbär bereits im vorigen Jahrhundert ausgerottet. Vereinzelt gab es immer wieder Nachweise von Bären in Kärnten, die aus der slowenischen Population abwanderten. Vermehrt um die 50iger sollen Bären nach Österreich ausgewandert sein und als regelmäßiges Wechselwild soll es sie in Kärnten seit den 60igern wieder geben. 1972 ließ sich ein männliches Tier im Ötscher-/Dürrenstein Gebiet nieder. 1989 begann ein Wiederansiedlungsprojekt des WWF, wobei 1989 ein Weibchen aus Kroatien ausgesetzt wurde. 1992 folgten ein weiteres Weibchen, sowie 1993 ein Männchen. Dieses Projekt verlieff ausgesprochen erfolgreich, denn mittlerweile gibt es in diesem Bereich schätzungsweise 15-20 Tiere. Österreichweit wird der Bestand auf 24-30 Bären geschätzt. In Nordtirol gab es seit seiner Ausrottung 1916 keine gesicherten Bärennachweise mehr. Die Bärin Vida wurd in Slowenien gefangen und zur Aufstockung der extrem gefährdeten Population im italienischen Trentino freigelassen. Das vom LIFE Programm der Europäischen Union geförderte Projekt begann 1996; seitdem wurden 10 Bären freigelassen. Vida verblüffte seit ihrer Freilassung im Frühjahr 2001 mit ihrer Wanderfreudigkeit, die sie schon kurz nach der Freilassung an den Tag legte. Ihre erste Wandertour im Jahr 2002 nach der Winterruhe brachte sie im Mai bis nach Nordtirol. Dort blieb sie für ca. zwei Wochen zwischen Stubai- und Wipptal, was aufgrund der Einmaligkeit dieses Ereignisses viel Aufsehen erregte. Da die Bärin telemetrisch überwacht wurde, konnte man ihre Wanderroute genau verfolgen. Überraschend waren dabei die weiten Strecken die sie in der relativ kurzen Zeit zurücklegte. Ihre Aufenthaltsorte wurden überwacht und so konnten auch zahlreiche Spuren gefunden werden. Danach kehrte sie nach Südtirol zurück und wanderte dann Richtung Osten, bis in den Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol. Die Medien schenkten Vida große Aufmerksamkeit, wobei die Berichte überwiegend positiv waren. Alle großen Print- und elektronischen Medien brachten umfangreiche Berichte über den Aufenthalt der Bärin in Tirol. Die Möglichkeit der Einwanderung von Bären aus der wachsenden Trentino-Population darf nicht unterschätzt werden. Vorbereitungen für die Vorgangsweise in einem solchen Fall sollten daher so früh wie möglich geplant werden. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche, natürliche Besiedlung Tirols ist dabei vor allem die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung, der Jägerschaft sowie der Politiker. Bei einem Blick in die Zukunft müssen daher vor allem diesen Aspekten besondere Beachtung geschenkt werden.