Devastation, Versteppung und Desertifikation haben eine grosse Bedeutung in den trockenen und halbtrockenen Gebieten West-Argentiniens. Einer der wichtigsten Gruende dieser Vorgaenge liegt in der Verwendung von Produktionssystemen, welche an die dort herrschenden besonderen Umweltverhaeltnisse nicht angepasst sind, und in der irrationalen Nutzung der Waelder. Im trockenen Chaco erscheinen kombinierte Produktionssysteme wie Silvopastoral- und Silvoagrar-Systeme als eine schonende Alternative fuer die Entwicklung dieser Regionen. Wegen ihrer besonderen biologischen Eigenschaften gelten die dort autochthonen Prosopis-Arten wie Prosopis chilensis und Prosopis flexuosa als ein wichtiger Bestandteil dieser Systeme. Die Bedeutung dieser beiden Arten als wichtige biologische Ressourcen fuer die Entwicklung der Gebiete, welche fuer die traditionelle Landwirtschaft Grenzertragsflaechen darstellen, verleihen ihnen einen neuen Wert. Auch die Zuechtung dieser Arten mit dem Ziel, an diese neuen Produktionssysteme und in einigen Faellen auch an die anthropogen bereits veraenderten Umweltbedingungen gut angepasste Populationen zu schaffen, erscheint jetzt notwendig. Weil der Erfolg der Zuechtung von den genetischen Grundlagen der natuerlichen Populationen abhaengig ist, und ohne Kenntnisse ueber die genetischen Prozesse in diesen Populationen Zuechtung und Generhaltung unvollstaendig sind, versucht die vorliegende Arbeit, einen Beitrag zu diesen grundlegenden Kenntnissen zu leisten. Arbeitshypothese - Anhand der Literatur, aufgrund einiger vorlaeufigen genetischen Untersuchungen und aufgrund persoenlicher Beobachtungen am Ort wurde ein theoretischer Ansatz ueber die Beziehungen zwischen den beiden Arten entworfen. Nach diesem Ansatz werden Prosopis chilensis und Prosopis flexuosa als ein Teil eines Art-Komplexes betrachtet. Dieser Komplex besteht aus einer unspezialisierten Art, die beschraenkten Genfluss aus anderen separierten, spezialisierten Arten bezieht. Der Genfluss muesste so beschaffen sein, dass er sowohl eine groessere genetische Variation der unspezialisierten Art erlaubt als auch die Spezialisierung der separierten Arten nicht verhindert. Die breitere genetische Basis der unspezialisierten Art sollte es ihr erlauben, eine groessere Plastizitaet fuer die Entstehung neuer Formen als Antwort auf Umweltveraenderungen zu behalten. Nach diesen Modellannahmen waren folgende genetische Eigenschaften der Arten nachzuweisen: - Die zentralen Populationen von Prosopis flexuosa sollten im Vergleich zu den uebrigen Populationen eine maximale genetische Variation aufweisen. - Die genetische Variation und Differenzierung der Populationen von Prosopis flexuosa sollten nur in den Kontaktzonen im Zusammenhang zu den separierten Arten stehen. Wegen des unbeschraenkten Genflusses innerhalb des Zentrums der Verbreitung im trockenen Chaco sollten sie keine umweltabhaengige Differenzierung aufweisen. - Die Populationen von Prosopis chilensis sollten untereinander weniger differenziert sein als die von Prosopisflexuosa. Material und Methoden - Das untersuchte Gebiet im trockenen Chaco besteht aus einer grossen Ebene, die von Gebirgsketten im Sueden, Osten und Westen begrenzt ist. Prosopis flexuosa besiedelt fast die ganze Ebene und Prosopis chilensis kommt in kleineren Populationen vor, in welchen am Fuss der Berge zusaetzliches Grundwasser vorhanden ist. Mehrere Populationen der beiden Arten, die unter verschiedenen Umweltverhaeltnissen vorkommen, wurden mittels Herbar- und Samenproben genetisch und morphologisch untersucht. Die beprobten Populationen wurden so ausgewaehlt, dass folgende Situationen vertreten sind. a) Innerhalt des Komplexes sollten sich drei Gruppen nach morphologischen, adaptiven und genetischen Merkmalen erkennen lassen. Diese Gruppen sollten den taxonomischen Arten und einer Uebergangsgruppe zwischen den beiden entsprechen. a) Sympatrische Populationen der beiden Arten, die unter weitgehend unberuehrten Umweltverhaeltni...