Die Verwendung lebender Pflanzen gehoert zu den aeltesten Bauweisen im Erd- und Wasserbau. Parallel zur rasanten Entwicklung der Technik ist aber auch ein neues, verstaerktes Umweltbewusstsein erwacht. Dadurch wird vermehrt nach der Anwendung naturnaher Bauverfahren getrachtet. Gleichzeitig ist die Verantwortung des Ingenieurs durch den hohen Lebensstandard (Ausdehnung der Siedlungsgebiete, Erschliessung durch Verkehrswege, Energieversorgung) gestiegen. Er muss bei jedem Bauvorhaben die Sicherheit und Tragfaehigkeit nachweisen. Doch das ist bei ingenieurbiologischen Bauweisen in der gewohnten Weise nicht moeglich. Es existieren keine Berechnungsgrundlagen, die im konkreten Fall zur Dimensionierung eines Schutzbauwerks ausreichen wuerden, weil sich lebende Pflanzen in jedem individuellen Fall den jeweiligen Standortfaktoren entsprechend entwickeln. Die Verwendung der richtigen Pflanzen in der richtigen Menge zur richtigen Zeit ist bis heute Erfahrungssache jedes Einzelnen. Die vorliegende Arbeit beschraenkt sich auf Probleme aus dem Erdbau. Es wird ueberprueft, ob sich bodenmechanische Ansaetze zur Beschreibung und Quantifizierung der festigenden Wirkung der Vegetation eignen. Dabei geht es nicht nur um das Aufzeigen theoretischer Moeglichkeiten, sondern auch um die Beurteilung der praktischen Anwendbarkeit in konkreten Faellen. Wesentlich ist, dass der durchwurzelte Boden als Einheit, in der Pflanze und Boden im Verbund wirken, verstanden wird. Ein wesentlicher Teil der Arbeit beinhaltet die interdisziplinaere Synthese verschiedenartiger Fachliteratur, worin die fuer die Ingenieurbiologie wichtigen Aspekte hervorgehoben werden. Der sinnvolle Einsatz lebender Pflanzen zur Bodenfestigung kann nur unter engen Randbedingungen erfolgen. Bevor ingenieurbiologische Massnahmen zur Hangbefestigung in Erwaegung gezogen werden, muessen die Art und Ursache der Massenbewegungen sowie die Tiefe der Schwaechezonen sehr genau untersucht werden. Denn der Einflussbereich der Vegetation geht nicht tiefer als ihre Wurzeln reichen, das heisst in der Regel ein bis zwei Meter tief. Zudem muessen die Ansprueche der Pflanzen in physiologischer und oekologischer Hinsicht erfuellt sein, denn nur eine gesunde Pflanze kann im erforderlichen Mass zur Bodenfestigung beitragen. Dabei ist es besonders wichtig, dass das oekologische Umfeld der Pflanzen stimmt. Es sind nicht einfach fuer die technischen Anforderungen geeignete Pflanzenkombinationen einzubringen, sondern solche Pflanzengesellschaften, die am jeweiligen Standort zum entsprechenden Zeitpunkt natuerlicherweise vorzufinden waeren. Ansonsten werden gute Bodenfestiger, die in der Regel konkurrenzschwach sind, von weniger geeigneten Arten verdraengt. Wenn dadurch wenige Arten zur Vorherrschaft gelangen, hoert auch die Bewurzelung in einer einheitlichen Tiefe abrupt auf, was zu einer gefaehrlichen Diskontinuitaet ...
114.1 (Physikalische Bodeneigenschaften (Gleichlaufend mit UDK 631.43 geordnet)) 384.2 (Verbauungen gegen Erosion im allgemeinen) 116.6 (Allgemeine Darstellungen über Erosion und Schutzmaßnahmen gegen Erosion)