Ziel der vorliegenden Arbeit war zu pruefen, ob das Wachstum der Fichte in Suedwestdeutschland in den letzten Jahren Aenderungen erfahren hat und ob diese Aenderungen im Vergleich zu den letzten 100 Jahren "neuartig" sind. Bei vorhandenen Aenderungen sollte das zeitliche und raeumliche Vorkommen geprueft und hieraus evt. Hinweise auf moegliche Ursachen abgeleitet werden. Im Vordergrund der Untersuchung stand das Hoehenwachstum als aussagefaehigster Parameter fuer die physiologische Aktivitaet eines Baumes, bzw. fuer dessen Leistungsfaehigkeit auf einem bestimmten Standort. Als Untersuchungsmaterial dienten 301 Fichten aus 104 Bestaenden aus den verschiedenen Wuchsgebieten Baden-Wuerttembergs (Abb.2, S. 9). Mehr als die Haelfte (57%) der Baeume stammen aus dem Schwarzwald. Zur Untersuchung wurden nur gutbekronte, vorherrschende (73%), bzw. herrschende (27%) Fichten auf Standorten ausgewaehlt, auf denen auch kuenftig die Fichte massgeblich an der Bestandeszusammensetzung beteiligt sein soll. Um Wachstumsaenderungen feststellen zu koennen, muss bekannt sein, wie das Wachstum "normal" verlaeuft. Vor dem Hintergrund der "neuartigen" Waldschaeden war es nicht auszuschliessen, dass das Wachstum der zu untersuchenden Fichten bereits beeinflusst war. Deshalb konnte aus dem Untersuchungsmaterial selbst kein "Normalmass" fuer das Wachstum abgeleitet werden. Stattdessen wurden theoretische Referenzhoehen auf der Grundlage der Ertragstafelwerte von ZIMMERLE (1949) unter Anwendung des BACKMAN'schen Gesetzes hergeleitet und als Bezugsmass (Referenz) verwendet. Die insgesamt 9 bonitaetsgestaffelten Hoehenreferenzen (B 26, B 28...B 42) wurden mit entsprechenden Radialzuwachsreferenzen ergaenzt (Abb. 14, S. 34 und Abb. 17, S. 40). Die dabei angestrebten Zieldurchmesser sollten bei ueblichen Umtriebszeiten (U = 100 -140 Jahre) Starkholz mit mindestens 50cm Durchmesser (d1,3) erreichen. In der Durchforstungsphase sollten die h/d-Werte der Fichten nicht ueber 80 liegen, um ausreichende Stabilitaet gegenueber Schneebruch zu besitzen. Aus den Hoehenreferenzen und den Radialzuwachsreferenzen ergeben sich entsprechende h/d-Referenzen (Abb. 18, S. 42). Das Hoehenwachstum der untersuchten Fichten wurde mit der bonitaetsentsprechenden Referenzhoehe verglichen und relativiert. Durch die Relativierung konnten Fichten unterschiedlicher Bonitaet und unterschiedlichen Alters zu beliebigen Gruppen zusammengefasst werden. Das relative Hoehenwachstum in den verschiedenen Wuchsgebieten laesst keine gebietstypischen Eigenheiten erkennen. Vielmehr verlaeuft das Hoehenwachstum auch innerhalb der Wuchsgebiete sehr differenziert. Charakteristisch fuer das Hoehenwachstum vieler Fichten ist eine Depression in den 40-er und 50-er Jahren und eine deutliche Verbesserung zu Beginn der 70-er Jahre. 42% der Fichten zeigten Bonitaetsverbesserungen, 30% Bonitaetsverschlechterungen und 28% ...