Fruehere Untersuchungen ueber das europaeische Wildschwein, Sus scrofa L. oder ueber verwilderte Hausschweine in Chile liegen nicht vor. Die vorliegende Arbeit besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil, wird ueber die Untersuchung der Herkunft des Vorkommens, der Fremdansiedlung und Verbreitung, der Ernaehrung, der Pathologie und Parasitologie, der natuerlichen Praedatoren und des Fortpflanzungszyklus des europaeischen Wildschweins in Chile berichtet. Der zweite Teil zieht alle diese Daten und Literaturangaben heran in dem Versuch, den Status des Wildschweins in Chile zu definieren. Als letzter Teil folgt die Darstellung der frueheren und gegenwaertigen Verbreitung verwilderter Hausschweine in Chile. Auf Grund von Schaedelmerkmalen konnte festgestellt werden, dass die gegenwaertig in Chile in der Wildnis vorkommenden Wildschweine europaeischen Ursprung sind. Diese Aussage wird durch die erfassten Koerpergewichte und Koerpermasse gestuetzt, welche den mitteleuropaeischen (BRD und DDR) Werten entsprechen. Das Wildschwein erreichte Chile auf zwei unterschiedlichen Wegen. Einerseits wurden zwischen 1946 und 1948 aus einem Gatter Tiere, die aus Deutschland stammten, in den Anden ausgesetzt. den zweiten, zeitlich, numerisch und raeumlich bedeutenderen Prozess bildete die Einwanderung (Kolonisation) aus dem Nachbarland Argentinien. Er vollzog sich in bestimmten Zeitraeumen seit 1956 bis heute. Die gegenwaertige Verbreitung des Wildschweins in Chile umfasst 1,5 bis 2 Mio ha und beschraenkt sich auf die Andenkordillere vom Vulkan Callaquen im Norden bis zu dem Fluss Simpson im Sueden. Das Wildschwein besiedelt in Chile zu ca. 75% Nothofagus- und Araukarienwaelder, die menschlichen Eingriffen und Taetigkeiten unterliegen, der Rest verteilt sich auf die natuerlich erhaltenen Lebensraeume der Nationalparke. Im Nahrungsspektrum des Wildschweins wurden insgesamt 26 Arten von Wildpflanzen festgestellt. In Mageninhalten dominierte der pflanzliche Anteil mit 84,2 Vol%. Die mengenmaessig bedeutendsten vegetarischen Komponenten waren Pilzfruchtkoerper (30,3 Vol% des Mageninhalts), verschiedene Straeucher und Graeser (27,3%), Rhizome von Gunnera sp. (14,2%) und Sprosse von Chusquea spp. (10,1%). Der tierische Anteil betrug 15,7 Vol%. Davon bildeten Wirbellose den groessten Anteil, wobei Engerlinge von Chiasognatus sp. (Lucanidae, Coleoptera) nach Haeufigkeit und Menge die bedeutendste war. Baumsamen werden wenig oder ueberhaupt nicht aufgenommen mit Ausnahme derjenigen von Araucaria araucana und Gevuin avellana. Feldfruechte spielen ihres seltenen Vorkommens wegen keine Rolle fuer die Ernaehrung des Wildschweins in Chile. Es wurden keine durch Parasiten bedingte Organveraenderungen beobachtet. Folgen Parasiteneier und -oozysten wurden in Kotproben (n=15) nachgewiesen (in Klammern die prozentuale Nachweishaeufigkeit): Ascaris suum (86,6%), Eimeria sp. u. .........