Fuer eine begruendete Beurteilung populationsbiologischer Aspekte benoetigt der Artenschutz Informationen, die fuer kaum eine bedrohte Art vorliegen. Mit der vorgelegten Arbeit wurden fuer eine stark gefaehrdete Vogelart - den Uhu (Bubo bubo) - zunaechst bisher fehlende empirische und methodische Grundlagen erarbeitet. Am Beispiel eines Wiederansiedlungsprojekts wurde damit untersucht, welche Wirkung die von der "Aktion zur Wiedereinbuergerung des Uhus" dokumentierte Vorgehensweise auf einige Eigenschaften der genetischen Zusammensetzung einer Zuchtpopulation hatte, und in welcher Weise sich die freigelassenen Nachkommen dieser Gruenderpopulation aufgrund von Viabilitaetsauslese genetisch differenzierten. Abschliessend wurde die Bedeutung der Ergebnisse fuer den Artenschutz diskutiert. Die Arbeit wurde in sieben Abschnitte gegliedert: 1) Fuer das Arbeitsgebiet und seine konzeptionell wichtigsten Begriffe wurden kurze Definitionen gegeben sowie die Rahmenbedingungen und Zielsetzung beschrieben. Die sich daraus ergebende, allgemeine Vorgehensweise ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl fuer die verwendete Modellart kaum verwendbare Daten publiziert waren als auch von anderen Arten wenig vergleichbare Ergebnisse vorlagen, und eine planmaessige Stichprobennahme nicht zu realisieren war. 2) Beschrieben wird kurz das Untersuchungsobjekt, eine in Gehegen gehaltene Gruenderpopulation sowie vier Jahrgaenge von deren freigelassenen Nachkommen. Die demographischen Daten wurden einer rechner-gestuetzten Datenbank entnommen, die aus der in Handkarteien festgehaltenen Dokumentation der AZWU aufgebaut und kurz beschrieben wurde. 3) Fuer den Uhu wurde zum ersten Mal eine (begruendete) Lebenstafel aufgestellt. Sie ist gekennzeichnet durch relativ niedrige, aber bis zum Alter von fuenf Jahren ansteigende Fekunditaet sowie durch eine hohe maximale Lebensdauer und mit Ausnahme der ersten zwei bis drei Jahre durch relativ hohe Ueberlebensraten. Die hohe Mortalitaet in den ersten Jahren nach der Freilassung wurd vor allem durch gefaehrlich konstruierte Freileitungsmasten verursacht. Die erwartete Nettoreproduktionsrate wird als ein Kriterium verwendet, um die dynamische Weiterentwicklung der freigelassenen Population einzuschaetzen und den Erfolg dieses Artenschutzprojektes objektiv zu beurteilen. Mit Hilfe eines einfachen Modells zur Variierung der Lebenstafelkomponenten wurde deutlich, dass die wiederangesiedelte Uhupopulation derzeit keine guten Chancen erwarten laesst, sich selbst zu erhalten. 4) Zum Nachweis von genetischer Variation wurden Standardmethoden der Staerkegelektrophorese, acht spezifische Enzymfaerbungen und Methoden der genetischen Analyse von diskreten Merkmalen angewandt. Polymorph waren nur zwei Enzyme - eine Plasmaesterase und eine in den Erythrozyten aktive Dehydrogenase. Zur Identifizierung von insgesamt 11 Genorten wurden publizierte...
135 (Stammesgeschichte (Phylogenie). Entwicklung. Vererbung, Genetik und Züchtung, Variation) 907.13 (Schutz von Wild und Vögeln, Schutzgebiete usw.) 148.2 (Aves (Vögel))