In der Bundesrepublik Deutschland ist seit 1983 mit Dothistroma septospora ein Pilz bekannt, der besonders in den Ländern der Südhalbkugel erhebliche Schäden an Nadeln verschiedener Kiefernarten verursacht und beispielsweise in Chile oder Neuseeland zu den gefürchtetsten Schadorganismen der Kiefer zählt. In Europa scheinen Vorkommen und Schäden des Nadelparasiten bisher nur lokal von gewissem Interesse gewesen zu sein. Die phytopathologische Bedeutung des Pilzes in der Bundesrepublik bekam allerdings 1988 mit dem Befall der Bergkiefer ein neues Gewicht. Mit Pinus mugo stand erstmals eine Baumart zur Disposition, deren ökologisches Gewicht in der subalpinen Region von entscheidender Bedeutung ist. Eine Beeinträchtigung des Latschenbuschwaldgürtels in seinen vielfältigen Schutzfunktionen könnte für das ohnehin stark belastete "Ökosystem Alpen" unvorhersehbare Folgen nach sich ziehen. Durch umfangreiche Untersuchungen an verschiedenen Kiefernarten in Nord- und Süddeutschland einschliesslich der autochthonen Latschenbestände bayerischer Gebirgszüge wurde die Befallsituation in der Bundesrepublik Deutschland neu aufgenommen. Zusammen mit dem am Institut für Pflanzenschutz im Forst der Bioloischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig vorliegenden früheren Nachweisen konnte ein Überblick über die seit 1983 registrierten lokalen Vorkommen von Dothistroma gegeben werden. Dabei kristallisierte sich heraus, dass sich der Nadelparasit im süddeutschen Raum geographisch und wirtspflanzenspezifisch weiter ausbreiten konnte, während er in Norddeutschland trotz intensiver Nachforschungen nicht aufgetreten ist. Nach den vorliegenden Untersuchungen zählen inzwischen neben den schon bekannten Wirtsbaumarten Schwarz- und Bergkiefer auch Pinus strobus und Pinus sylvestris zu den bei uns befallenen Kiefernarten. Die aus ökologischer Sicht in diesem Zusammenhang wichtigste Frage konnte ebenfalls beantwortet werden: keiner der untersuchten, autochthonen Latschenbestände wies bis jetzt eine Infektion durch Dothistroma auf. Neben morphologisch-anatomischen Studien wurden Anamorph- und Teleomorph-Entwicklung des Pilzes in der Bundesrepublik an Pinus mugo bzw. Pinus nigra aufgezeigt. Die symptomatologischen Untersuchungen an Pinus mugo ergaben Abweichungen gegenüber dem "klassischen" Schadbild der "red-band disease". Die charakteristischen (?), roten, bandartigen Nadelverfärbungen konnten an von Dothistroma-infizierten Kurztrieben der Bergkiefer nur sehr selten beobachtet werden, wodurch eine rein optische Ansprache des Schadens erschwert war. Deutlich ausgeprägt waren die "red bands" hingegen auf befallenen Nadeln der Schwarzkiefer und Strobe. Die momentane Absenz von Dothistroma in den subalpinen Latschenbestaenden könnte auf die besonderen klimatischen Bedingungen des Gebirgsraumes zurückzuführen sein.