Mit zunehmendem Umdenken in der Forstplanung und im Waldbau in Bezug auf die Nachhaltigkeit aller wesentlichen Funktionen des Waldes, einschliesslich seiner Naturschutzfunktionen und neuen Denkanstoessen im Rahmen der europaeischen Naturschutzpolitik besteht im Wald die Chance der Verbindung von nachhaltiger Nutzung und integralen Naturschutzkonzeptionen. Dabei muss unter Beruecksichtigung der Erarbeitung regionaler Leitbilder dem Naturschutz im Wald kuenftig mehr Beachtung geschenkt werden. Das wohl erfolgstraechtigste Modell ist ein parielles Integrationsmodell mit einer raumbezogenen Zielplanung, da nicht alle Waldfunktionen, ja nicht einmal alle Naturschutzfunktionen gleichermassen gut auf derselben Flaeche realisiert werden koennen. Um ein bundesweit funktionsfaehiges Netz von naturnahen Kernflaechen im Rahmen eines Vorrangflaechensystems aufzubauen, sind wohl mindestens 15-20 Prozent der Gesamtflaeche anzusetzen (vgl.z.B. Broggi et al. 1989, Beschluss der Bundesministerkonferenz fuer Raumordnung vom November 1992, Luebecker Grundaetze (Lana 1991)), bedenkt man die fuer den Natur- und Umweltschutz hohen absoluten Flaechenverluste durch Versiegelung (ca. 10 Prozent) und die davon ausgehenden Stoerungs- und Zerschneidungseffekte, sowie die vergleichsweise intensive landwirtschaftliche Nutzung des restlichen Flaechenanteils. Da aber naturnah erhaltene hochgradig schuetzenswerte Biotoptypen in der offenen Landschaft infolge der starken landwirtschaftlichen Intensivierung der letzten Jahrzehnte nur auf einer Flaeche von - optimistisch geschaetzt - rund 5 Prozent vorhanden sind, muss fuer Kernflaechen mit vorrangiger Natur- u. Umweltschutzfunktion im Wald ein Flaechenbedarf von ca. 8-10 Prozent der Bundesflaeche angenommen werden. Dies steht dann auch in einer angemessenen Relation zu der Bedeutung naturnaher Waldoekosysteme fuer den mitteleuropaeischen Raum. Prioritaer sollten diese Flaechen dem Schutz alter bestehender naturnaher Waelder gelten, insbesondere auch kontinuierlich bewaldeten Standorten ("historisch alte Waelder", vgl. Peterken 1981, Ssymank 1994) einschliessen. Die Holzproduktionsfunktion sollte auf groesseren Flaechen als bisher zum Erliegen kommen, auf jeden Fall aber in diesen Kernflaechen eine dem Naturschutz untergeordnete Rolle spielen. Aufgrund der aktuellen Situation unserer Waelder ist eine allmaehliche Realisierung unter Umbau bestehender Nadelholzkulturen, Regulierung der Wilddichten etc. anzustreben. Ziel muss die Schaffung bzw. der Erhalt moeglichst grosser zusammenhaengender Waldkomplexe sein. Gerade hierbei sind jedoch komplexe funktionsoekologische Zusammenhaenge z.B. unter Einbeziehung von alten artenreichen Waldraendern, kleinen Waldwiesen etc. zu beruecksichtigen. Gleichzeitig sollte die Holzproduktion allmaehlich zu wesentlichen Teilen auf jungen Waelder und Neubegruendungen von Waeldern auf freiwerdenden Agrarflaechen oder freiwerdende Truppenuebungsplaetze verlagert werden. Eine umfassende Richtlinie der Europaeischen Union (FFH- Richtlinie) kann hier neue Denkanstoesse fuer eine integrale Naturschutzkonzeption auch im Wald geben.