Entwicklung von Methoden zur Prüfung von Juvenoiden als Holzschutzmittel gegen Insekten, insbesondere Bewertung der Wirkung von drei Juvenoiden auf den Splintholzkäfer Lyctus brunneus Stephens (Col.: Lyctidae) : Dissertation
Ausgehend von der Zielsetzung der Arbeit, Substanzen mit Juvenilhormonaktivität (Juvenoide) auf ihre Tauglichkeit zum Schutze von Trockenholz gegen Insekten zu prüfen, wurden Methoden entwickelt, um allfällige vorbeugende und/oder bekämpfende Wirkungen auf holzzerstörende Insekten zu erfassen. Als positiv im Sinne einer vorbeugenden Wirkung wurden Effekte betrachtet, die zum Absterben von Eiern, Embryonen und eventuell sehr jungen Larven führen. Als bekämpfend werden Effekte betrachtet, die zum Absterben älterer Entwicklungsstadien von Schadinsekten führen. Wegen seiner raschen Generationenfolge erwies sich daher der Braune Splintholzkäfer, Lyctus brunneus Steph. als besonders gut geeignetes Testinsekt. In einem stufenweisen Aufbau von Biotests mit diesem Insekt konnte die Praxistauglichkeit der untersuchten Substanzen ermittelt werden. Entscheidend für das Gelingen aussagekräftiger Versuche über ovizide und frühlarvidzide Wirkungen war die Entwicklung einer Eiablagevorrichtung, in der die Käfer ihre Eier frei zugänglich, ausserhalb der Gefässe des Holzes (Poren) ablegten. Im Labortest mit acetonischen Lösungen der Juvenoide Ro-6-9550, Ro 20-3600 und Ro 10-3108 wurde in einer ersten Phase die Wirkung auf die 4 Entwicklungsstadien - Ei, Larve, Puppe und Adultinsekt - abgeklärt. Eine gute Wirkung, im Sinne von Entwicklungsstörung mit nachfolgendem Absterben der behandelten Stadien, wurde bei der Behandlung von Eiern, Puppen und Adulttieren erzielt. Der Dauerkontakt jüngerer Larvenstadien mit den Juvenoiden liess erkennen, dass von denselben eine deutlich frasshemmende Wirkung ausgeht, die nach 1-2 Häutungen zum Absterben der Larven führt. Bei älteren Larven (L5 und L6) konnte dagegen keine frasshemmende Wirkung mehr festgestellt werden. Dagegen waren diese Larven ausserstande, sich zu verpuppen; sie führten in der Folge überzählige Häutungen durch. In bezug auf die Wirkung der 3 Prüfsubstanzen in den einzelnen Versuchen waren deutliche Unterschiede zu erkennen. Die Substanz Ro 6-9550 wies in allen Konzentrationsbereichen eine schlechtere Wirkung auf, als die Substanzen Ro 20-3600 und Ro 10-3108. In den niederen Konzentrationsbereichen (10 hoch -5 bis 10 hoch -8 g AS/Einheit) unterschieden sich auch die beiden letzteren, indem Ro 20-3600 meist eine bessere Wirkung zeigte als Ro 10-3108. In einer zweiten Phase wurden die ovidziden (vorbeugenden) Wirkungen der beiden Substanzen Ro 20-3600 und Ro 10-3108 in einer Holzschutzformulierung auf Filterpapier und Limbaholz geprüft. Dabei wurden die gleichen Eimortalitäten gefunden, wie bei der Behandlung mit acetonischen Lösunen der Juvenoide. In einer dritten Phase wurden schliesslich prasixnahe Versuche, in Anlehnung an die bei der Prüfung von herkömmlichen Schutzmitteln üblichen Versuchsanlagen, durchgeführt. Zur Ermittlung der befallsvorbeugenden Wirkung der Juvenoide wurden Holzproben im Streich- oder Tauchverfahren mit den Präparaten Ro 6-9550 und Ro 20-3600 in einer Dosierung von 10 hoch -4 g/cm¬ behandelt. Die Resultate zeigten, dass mit diesen Substanzen, insbesondere mit Ro 20-3600, ein guter vorbeugender Schutz im Originalzustand der behandelten Proben möglich ist. Mittels Volltränkung von Limba-Furnierelementen mit Ro 20-3600, welche zu kleinen Blöcken zusammengefügt und einer Anzahl von 40 Adulttieren zur Eiablage überlassen wurden, konnte gezeigt werden, dass selbst bei einer sehr niedrigen Dosis von 10 hoch -7 g AS/cmß Holz, das Heranreifen neuer Geschlechtstiere 100 %-ig verhindert wird. Zuletzt wurde die Licht-, Wind- und Temperatur-Stabilität der 3 Juvenoide nach Exposition von behandelten Proben in zeitraffenden Alterungsgeräten (Xenotest, Windkanal und Klimaschrank) mittels Biotest überprüft. Die Lichtstabilität der Juvenoide an sich ist relativ gering, wenn sie auf Filterpapier geprüft werden (T50 = 2 bis 46 sonnige Tage). Die gleichen Substanzen (ohne Ro 6-9550) in Holzschutzformulierung auf eine Holzoberfläche appliziert, ergaben aber bedeutend bessere Werte (T50 120 sonnige Tage). Auch die beschleunigte Alterung im Windkanal ergab für Ro 20-3600 in Holzschutzformulierung auf Limbaholz sehr gute Werte. Nach 12-wöchiger Exposition im Windkanal, was einer 3-jährigen Alterung der Proben unter einem südexponierten Ziegeldach entspricht, konnte unverändert ein 100 %-iger ovizider effekt festgestellt werden. Bei den gleichen Expositionsbedingungen sank jedoch die ovizide Wirkung von Ro 10-3108 unter 50 %. Die Prüfung der Thermostabilität im Temperaturbereich von 20-40°C zeigte für Anwendungskonzentrationen von 10 hoch -4 g AS/cm¬ behandelte Holzoberfläche, dass der Temperatur-Einfluss lediglich eine untergeordnete Rolle spielt. Die Resultate zeigen, dass ein vorbeugender und (wenn auch in geringerem Ausmass) ein bekämpfender Holzschutz gegen den trockenholzzerstörenden Käfer L. brunneus mit den beiden Juvenoiden Ro 20-3600 und Ro 10-3108 möglich ist. Die erste der beiden Substanzen ergab die besten Resultate und kann, mindestens was die befallsvorbeugende Wirkung anbelangt, einem herkömmlichen Holzschutzmittel ungefähr gleichgesetzt werden.