Über den Einfluß von Luftverunreinigungen auf Flechten (Lichenes) und die Acidität und elektrolytische Leitfähigkeit von Fichtenborken-Extrakten in Gebirgswäldern : Dissertation
In zwei Gebieten in einem orographisch stark gegliederten Gelände unterschiedlicher Immissionsbelastung wurde deren Auswirkung auf baumbewohnende Flechten untersucht. Ferner wurden Extrakte aus der Borke von Fichte auf ihre elektrolytische Leitfähigkeit (ELB) und den pH-Wert geprüft. Die Ergebnisse wurden untereinander sowie mit zur Verfügung gestandenen Daten aus anderen Untersuchungen (Luftanalysen, Nadelanalysen, zum Teil Borkenanalysen) verglichen. In beiden Untersuchungsgebieten (Hochfilzen und Pöls) zeigte sich - besonders in den Zonen stärkerer Immissionen - eine gewisse Übereinstimmung zwischen Flechtenvorkommen und Schadstoffbelastung; eine Zonierung analog zu jener, die sich aus anderen Analysen ergeben hatte, war ebensowenig möglich, wie eine klare Abgrenzung zum unbeeinflußten Gebiet. In Hochfilzen gestattete der Artenreichtum eine Reihung von widerstandsfähigster zu anfälligster Flechtenart: Lepraria aeruginosa, Coniocybe furfuracea, Xanthoria parietina, Evernia prunastri, Peltigera aphthosa, Hypogymnia (=Parmelia) physodes, Parmelia sulcata, Pseudevernia (=Parmelia) furfuracea, Lepraria chlorina, Cladonia spp., Physcia orbicularis, Cetraria pinastri, Chaenotheca chrysocephala, Alectoria jubata und Usnea spp. Die Exposition von Hypogymnia (=Parmelia) physodes an verschiedenen Stellen des Gebietes Hochfilzen ergab zwar unterschiedliche Schädigungsgrade der Flechtenthalli, doch konnten die Ergebnisse in keinem kausalen Zusammenhang mit Immissionen gebracht werden. Die ELB- und pH-Werte wiesen in Hochfilzen und Pöls einen gegensätzlichen Verlauf (zwischen immitierten und nicht immitierten Probeflächen) auf (vgl. Abb. 9 und 12); sie unterschieden sich überdies außerordentlich stark in den Größenordnungen, was auf die unterschiedliche Zusammensetzung der Immissionen zurückgeführt wird. In Hochfilzen (SO2 + Magnesitstaub) wurden niedere ELB-Werte und relativ hohe pH-Werte ermittelt; in Pöls (besonders SO2 und HF) lagen hohe ELB-Werte und niedere vor. Eine klare Abgenzung der Immissionsgebiete oder der Immissionszonen war nicht möglich, doch deuteten die Mittelwerte Tendenzen an. In Pöls konnte eine Korrelation zwischen den ELB-Werten und den S-Gehalten dreijähriger Fichtennadeln nachgewiesen werden. Aufgrund der Ergebnisse in beiden Gebieten wird der Schluß gezogen, daß unter den beschriebenen Voraussetzungen weder die Untersuchungen über Flechtenvorkommen noch die Borkenanalysen geeignet erschienen, die chemischen Analysen von Luft und Assimilationsorganen sowie dendrometrische Methoden in der forstlichen Beweissicherung zu ersetzen.