Lymantria monacha- und Lymantria dispar-Weibchen produzieren das gleiche Sexualpheromon (cis-7,8-epoxy-2-methyloctadecan = Disparlur). Da beiden Arten sympatrisch sind, stellte sich die Frage nach den Isolationsmechanismen. Da die Nonne den reinen Nadelwald, der Schwammspinner dagegen den reinen Laubwald bevorzugt, wird eine gewisse ökologische Isolation zwischen beiden Arten bewirkt; diese ist jedoch zumindest bei einer Gemengelage von Nadel-, Laub- und Mischwald nicht vollständig. Die jährlichen Flugzeiten von L. monacha und L. dispar unterscheiden sich nur wenig voneinander; eine jahreszeitlich bedingte Isolation kann somit nur in geringem Maße wirksam sein. Eigene Untersuchungen mit L. monacha und L. dispar im Freiland und Labor führten zu dem Ergebnis, daß auch eine Fortpflanzungsisolation auf Grund unterschiedlicher tageszeitlicher Flug- und damit auch Paarungsaktivität der Männchen nicht gegeben ist; zwar sind die Schwammspinner-Männchen eher tag-, die Nonnen-Männchen eher nachaktiv, zur Zeit des Sonnenuntergangs findet sich jedoch in der Regel eine größere Überscheidungszone der Aktivitätsphasen beider Arten. Gleichzeitig konnten diese Untersuchungen Aufschluß über die Steuerungsfaktoren der Flugaktivität der L. monacha- und L.dispar-Männchen geben: Nicht durch die Abgabe des Sexualpheromons der Weibchen oder einer künstlichen Lockquelle, sondern durch die tageszyklischen Veränderungen der abiotischen Umweltfaktoren der täglichen Flugaktivität der Männchen beider Arten bestimmt. Dabei ist die Temperatur der dominierende Faktor. Auf Konsequenzen im Hinblick auf eine praktische Anwendung des Sexualpheromons bei Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen wird hingewiesen. Im äußeren Verhaltensablauf vor der Kopulation lassen L. monacha und L. dispar keine Unterschiede erkennen. Zwischen artfremden Geschlechtspartnern beider Arten wurden Kopulationsversuche beobachtet; diese waren allerdings seltener in Gegenwart arteigener Geschlechtspartner. Es kam jedoch niemals zu einer erfolgreichen Paarung zwischen artfremden Geschlechtspartnern. Somit sind es offenbar auch nicht ethologische Unterschiede, welche die wirksamste Barriere bei der Fortpflanzungsisolation von Nonne und Schwammspinner bilden. In einer Analyse des Paarungsverhaltens von L. monacha und L. dispar wurde die Rolle chemischer, visueller, akustischer und taktiler Reize untersucht. Trotz der primären Bedeutung der chemischen Reize im Paarungsverhalten beider Arten waren antennenamputierte L. dispar-Männchen noch in der Lage, eine Kopulation einzugehen. Ob auch die Männchen von Nonne und Schwammspinner im Nahbereich der Weibchen ein Pheromon abgeben, ließ sich nicht vollständig klären. Es wird auf Grund der Beobachtungen für unwahrscheinlich gehalten. Visuelle Reize besitzen im Paarungsveralten beider Arten eine untergeordnete, akustische Reize wahrscheinlich keine Bedeutung. Auf Grund der Beobachtungen muß die Rolle taktiler Reize als wichtig angesehen werden. Beschreibungen anderer Autoren und eigene Beobachtung führen zur Vermutung, daß die unterschiedliche morphologische Ausbildung der Genitalarmaturen die endgültige Schranke bei der Fortpflanzungsisolierung von L. monacha und L. dispar darstellt.