Die vorliegenden Untersuchungen an Gamswild wurden in einem Vorkommen in den nördlichen Kalkalpen, im Hochschwab, durchgeführt. Die Beschreibung des Untersuchungsgebietes erfolgte hinsichtlich seiner geografischen und klimatischen Besonderheiten sowie seiner floristischen und faunistischen Verhältnisse. Die anthropogenen Einflüsse auf das gegenwärtige Landschaftsbild (vor allem Weide- und Waldnutzung) wurden besonders berücksichtigt. Die folgenden Ergebnisse wurden erarbeitet: 1. Die Vergesellschaftungen des Gamswildes in Verbänden wurden auf die Zusammensetzung hinsichtlich der vier im Felde unterscheidbaren sozialen Klassen (Gaisen, Kitze, Böcke, Jährlinge) untersucht. Das sich im Jahresablauf ergebende Bild wurde dargestellt. Zusammensetzung sowie Größe der Verbände enthalten jeweils alle vier bzw. drei (Gaisen, Kitze, Jährlinge) Sozialklassen. Die Verbände erreichen im Spätsommer oder Herbst ein zahlenmäßiges Maximum. Umfangreichere Verbände, bestehend aus einer einzigen Sozialklase, wurden nur bei den Böcken beobachtet. Der persönliche Kontakt der Muttertiere erstreckt sich in der Regel nur bezüglich der weiblichen Kitze bis in das Jährlingsalter derselben. 2. Zur Darstellung der unterschiedlichen Standortwahl, welche primär durch saisonale periodische Umweltveränderungen ausgelöst wird, wurde das monatliche Vorkommen der Gams in fünf ausgeschiedenen Standorttypen prozentuell ermittelt. Standorte in tieferen Lagen (z.T. Waldzone) wurden in den Wintermonaten bevorzugt aufgesucht, während in der schneefreien Zeit die Regionen über der Waldgrenze eine überwiegende Nutzung erfuhren. Die Nutzung der Standorte mit hohem Felsanteil war in den Wintermonaten am höchsten; sie ist jedoch während des ganzen Jahres relativ gering. Während der Wintermonate war an Tagen geringer Windbewegung die Beschaffenheit der Schneedecke von entscheidendem Einfluss auf die Verteilung des Gamswildes. An stürmischen Wintertagen hingegen wurde ein Aufsuchen windgeschützter Standorte verzeichnet, obwohl diese meist tiefen Schnee und ein geringes Nahrungsangebot aufwiesen. Die Standortwahl der Geschlechter ist, mit Ausnahme der Perdiode der Brunft und der Wintermonate, zu großen Teilen unterschiedlich.