Eine Erhebung über Fäuleschäden in Fichtenbeständen (Picea abies Karst.) in den Niedersächsischen Staatlichen Forstämtern und 32 Repräsentativaufnahmen, bei denen mit Hilfe von entnommenen Stammscheiben und Bohrspänen der Pilzbefall bestimmt wurde, ergaben: 1. Die im Durchschnitt der letzten 5 Jahre jährlich durch Stammfäule entwertete Holzmasse der Fichte beträgt nach den Angaben der Forstämter in den Niedersächsischen Staatsforsten 117 000 Erntefestmeter mit Rinde oder 20,1 % des gesamten Fichteneinschlages. Bei 79 000 fm hiervon geht nach den Schätzungen der Forstämter die Fäule von Stammwunden aus, was 13,5 % des gesamten Fichteneinschlages oder 66 % aller Stammfäule-Verluste entspricht. Die restlichen 38 000 fm sind nach den Schätzungen der Forstämter durch eine "Kernfäule" entwertet, die keineswegs immer durch Fomes annosus verursacht ist. 2. Bei Kernfäule wurden außer Fomes amosus auch Armillaria mellea, Polyporus abietinus und Coryne sarcoides in größerer Zahl sowie einige weniger häufige Pilzarten gefunden. 3. Mit zunehmender Meereshöhe der Standorte ist nach den Schätzungen der Forstämter eine Abnahme der Verluste durch Kernfäule feststellbar. 4. Bei dem Anteil an Kernfäule war mit dem Durchmesser und mit dem Bestandesalter eine Zunahme zu verzeichnen, die sich am deutlichsten bei den überalterten Beständen zeigte. Diese Zunahme ist aber weniger durch Fomes amosus als durch andere Pilze verursacht. Dies gilt für einen Altersbereich von etwa 40 Jahren aufwärts, da Jungbestände als Auswertungsgrundlage nicht vorlagen. 5. Eine Beziehung zwischen Kernfäule und Leistungsklasse ließ sich nicht feststellen. 6. Die Kernfäuleschäden zweigen eine Abhängigkeit vom Standort. Wechselfeuchtigkeit, Staunässe, sonnenseitige Hanglage, Erstaufforstungen sowie hoher Basengehalt fördern den Fäulebefall. Diese Merkmale können jedoch je nach den sonstigen Verhältnissen größere Schwankungen zeigen. Die Standortsabhängigkeit der Kernfäule wird in erster Linie von dem Fomes-annosus-Anteil verursacht. 7. Das Ausmaß der Kernfäule bei der Fichte zeigt bei verschiedenen Misch- und Vorbeständen Unterschiede, die jedoch mehr von dem jeweiligen Standort als von dem Einfluß der verschiedenen Baumarten verursacht sein dürften. 8. Durchforstungsmaerial kann erhöhte Kernfäulewerte aufweisen, die jedoch nicht auf Fomes annosus, sondern auf andere Pilz zurückzuführen sind. 9. Die durchschnittliche radiale und axiale Ausdehnung der von Fomes annosus verursachten Fäule zeigte eine Abhänigkeit vom Stammdurchmesser. 10. Fomes annosus wurde in einzelnen Fällen auch als Wundfäuleerreger nachgewiesen. 11. Beobachtungen an Reinkulturen von Fomes annosus zeigten, daß eine durch Außeneinflüsse hervorgerufene Wachstumshemmung über eine mehr oder weniger lange Zeit auch unter günstigeren Bedingungen weiter beibehalten werden kann. 12. Auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse werden Hinweise für die waldbauliche Praxis gegeben.